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Der Spiegel der Königin

Der Spiegel der Königin

Titel: Der Spiegel der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: balzon
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lag, machte sie verlegen. Flocken setzten sich an ihrem Schultertuch fest und schmolzen auf ihrer Haut.
    »Warum sucht ihr hier draußen nach dem Medai l lon?«, erwiderte sie statt einer Antwort. Er seufzte, hob die Schultern und deutete auf den verschneiten Schlos s garten.
    »Weil Fräulein Ebba vor wenigen Stunden hier war. Vielleicht hast du gehört, dass Königin Kristina in di e sem Winter Gäste aus Frankreich beherbergt. Der Sohn des Ma r quis hat darauf bestanden, den Schlossgarten zu sehen.«
    »Einen Garten im Winter? Was gibt es denn da zu s e hen?«
    »Schnee, wie es ihn in Frankreich bestimmt nicht gibt«, antwortete der Student und lachte. »Wenn du mich fragst, wollte der junge Graf nur mit der schönen Ebba einen Spaziergang machen.« Er zwinkerte Elin zu. »Nun, jedenfalls sitzt er jetzt hübsch im warmen Kabinett und vertreibt sich die Zeit damit, Schach zu spielen. So ist das Leben – die einen am Feuer, die anderen im Schnee.«
    Elin zog das Wolltuch fester um die Schultern. An der Stelle, an der die Schneeflocken geschmolzen waren, hatte sich ein nasser Rand gebildet. Der Stoff war durch den eisigen Wind bereits angefroren und schabte über ihren Hals. Sie kniff die Augen zusammen und betracht e te nachdenklich den Weg.
    »Wie lange war Ebba Sparre hier draußen ? «, fragte sie.
    Der Student stützte sich auf seinen Besen.
    »Genau weiß ich es nicht. Eine halbe Stunde vie l leicht ? Vor dem Mittagsmahl habe ich sie wieder die Treppe zum großen Kaminzimmer hinaufgehen sehen.«
    Vor Aufregung wurden Elins Wangen ein wenig wä r mer.
    »Wenn sie so lange in der Kälte war, muss sie ein N a ckentuch oder einen Pelzkragen getragen haben.«
    »Natürlich, sie trug ein Tuch.«
    »Wie sah es aus?«
    »Soll das ein Verhör werden?«
    Ertappt senkte Elin den Kopf.
    »Entschuldigung«, murmelte sie.
    Sie nahm die Eimer und wollte sich auf den Weg zu einem unberührten Schneehaufen machen.
    »Warte doch!«, rief er ihr nach und rieb seine Hände. »Ein weißes Tuch war es. Mit aufgestickten Blüten.«
    »Hampus!«, brüllte Erik. »Bist du da drüben etwa festgefroren ? «
    Der Student nahm seinen Besen, winkte Elin hastig zu und beeilte sich, zu Erik aufzuschließen. Elin stiefelte mit großen Schritten in den Schnee und begann damit, ihn in den Eimer zu schaufeln und festzuklopfen. Dabei vergaß sie die Kälte und folgte im Geiste Ebba Sparres Weg ins Schloss. Der französische Graf und das Fräulein hatten vermutlich einen Bogen beschrieben und waren durch den Haupteingang wieder ins Schloss gelangt. Die G e mächer der Gäste und das Kaminzimmer lagen im zwe i ten Stock. Für gewöhnlich legten die Herrschaften ihre Mäntel gleich in der ersten Vorhalle am Fuße der Treppe ab. Der alte Hausdiener Victor war dafür zuständig, die Kleidungsstücke in Empfang zu nehmen, sie in der Kammer neben der Treppe auszubürsten und so aufz u bewahren, dass die teuren Stoffe nicht zerknitterten. Wie auf einer Stickerei entstanden in Elins Vorstellung Kn o ten und Schnüre, die sich überkreuzten und wieder tren n ten, bis ein Muster der Wege entstand, die Ebba Sparres Medaillon möglicherweise genommen hatte. Hastig klopfte sie sich die Schneeflocken von den Ärmeln und machte sich mit den schweren Eimern auf den Rückweg. Sie konnte es kaum erwarten, Emilia von ihrer Verm u tung zu berichten.
    »Na endlich!«, keifte Greta und deutete auf den gr o ßen Eisentopf über dem Feuer. »Los, los!« Das Gewicht der Eimer z og an Elins Schultern, als sie zu dem großen, gemauerten Ofen lief. In der Wärme, die das offene Fe u er abstrahlte, begann der Bluterguss an ihrer Wange wi e der schmerzhaft zu pochen. Sie stellte die Eimer neben dem Feuer ab und half dabei, den Topf herumzuschwe n ken. Während sie geschickt dem heißen Kupfer auswich und den Schnee zerkleinerte, hörte sie, wie hinter ihr g e stri t ten wurde.
    »Lasst mich endlich in Ruhe, statt Lügen zu erzä h len!« Elin fuhr herum. Emilia! Mit Tränen in den Augen stand die Magd am Hackklotz, wo sie mit wütenden B e wegungen ein Stück Fleisch von Sehnen und Silberhaut befreite.
    »Und du warst es doch«, ereiferte sich der Hilfskoch. »Heute Mittag bist du zu den Vorratsräumen gegangen – und man hat dich viel zu lange nicht gesehen. Kurz da r auf war das Medaillon verschwunden.«
    Ein unsichtbarer Graben teilte die Küche in zwei Häl f ten – auf der einen Seite die Hilfsköche, Greta und die Mägde – und ganz allein auf der anderen Seite:

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