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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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zurück, den die Eiskönigin sie zuvor hinabgezerrt hatte. Schatten wichen ihnen aus. Minotauren fluchten ihnen hinterher. Der gewaltige Wolfsleib streckte sich bei jedem Sprung, die Treppen flogen unter seinen Pfoten dahin. An den Stufen zur Gruft kam er schlitternd zum Stehen, schüttelte Cassim von seinem Rücken und verschwand in den Schatten des Durchgangs.
    Cassim zwang ihre Glieder, sich zu bewegen, und hetzte die breite schimmernde Treppe hinauf. In ihrer Hand wisperte der Kristall leise, doch sie konnte spüren, wie er immer schwächer wurde.
    Als sie unter dem rankengeschmückten Türbogen hindurch in den mächtigen Saal stolperte, begleitete ein schneidender Schmerz in ihrer Seite jedes Luftholen. Einen Moment lang musste sie sich an einer der spiegelnden Wände abstützen. Wo zuvor nur das Eis geherrscht hatte, loderte jetzt auch das Feuer. Wirbel aus Schnee und Flammen spielten über den Boden. Flüstern und Raunen war um sie her, zusammen mit leisem Lachen
und Gesang, der das Wispern des Kristalls in ihrer Hand erstickte.
    Hastig stieß sie sich von der Wand ab und durchquerte mit schnellen Schritten den schimmernden und lodernden Saal. Sie hatte die drei Stufen an seinem Ende noch nicht erreicht, als sie unwillkürlich langsamer ging.
    »… kannst du das tun, Lyjadis. Das Mädchen hat den Spiegel von Feuer und Eis wieder zusammengesetzt«, drang die Stimme des Lords des Feuers scharf bis zu ihr.
    »Ja, das hat sie. Verflucht soll sie dafür sein. – Deshalb stirbt mein Sohn.« Der Hass im Ton der Eiskönigin ließ Cassims Schritte stocken. Mit bebenden Händen barg sie den Kristall an ihrer Brust.
    »Es ist nicht recht, dass du ihr die Schuld gibst! Hätte Lyarian ihr Heer gegen meines geführt, hätte es ebenso …«
    »Nein, das hätte es nicht!« Die Worte waren ein zorniges Fauchen. »Er hätte seine Macht niemals verloren, wenn sie den Spiegel nicht wieder zusammengefügt hätte. Er wäre niemals sterblich geworden, wenn der Spiegel nicht …«
    »Lyjadis …«
    »Sie sind die gleiche Magie, Aisrean, der Spiegel und unser Sohn. Als unsere Macht sich vereinte, haben wir mit ihm ein zweites Gleichgewicht geschaffen. Aber sie können nicht nebeneinander existieren. Und der Spiegel ist so unendlich viel älter. Mein Kind hätte niemals leben können, wenn ich den Spiegel nicht zerschlagen hätte.«
    » Du hast …«
    »Ja, ich! Ich! Nicht Lyarian! Begreif doch! Er verging in meinem Arm, kaum dass er geboren war. Ich konnte nicht and- – - Was willst du tun? – Nein!«
    »Du sagst, unser Sohn kann leben, wenn der Spiegel nicht mehr ist, und fragst mich, was ich tun will? – Wenn ich zwischen dem Spiegel und Morgwen wählen muss, gibt es keine Wahl! – Geh mir aus dem Weg, Lyjadis!«

    »Nein! Das darfst du nicht! Unser Sohn ist tot! Der Spiegel ist das einzige Gleichgewicht, das es noch gibt. Wir sind seine Hüter! Wir dürfen nicht …«
    »Geh aus dem Weg!«
    »Er lebt noch.« Cassim konnte sich nicht daran erinnern, die drei Stufen erklommen zu haben. Sie erstarrte, als der Lord des Feuers und die Eiskönigin zu ihr herumfuhren. Hinter ihnen glitzerte und schimmerte der Spiegel von Feuer und Eis in Frost und Flammen aufrecht in der Luft. Das Auge des Feuers glomm in der Mitte von Gold und Silber, dort, wo sie es eingesetzt hatte. Das Wispern in ihren Händen verwehte immer mehr. »Bitte, Ihr müsst …«
    »Du!« Königin Lyjadis machte einen halben Schritt auf sie zu. Frost fegte über Cassim hinweg, ließ sie wanken. »Wie kannst du es wagen, Mensch …« Der Lord des Feuers packte ihre erhobene Hand, hielt sie fest.
    »Warte, Lyjadis! – Was hast du gesagt, Mädchen?«
    »Morgwen … Ich kann ihn spüren. Er ist noch da.« Sie öffnete vorsichtig die zitternden Finger. Eine Kante des Kristalls brach.
    »Lügnerisches Gör! Glaubst du …«
    »Ich lüge nicht! Er ist noch da! Aber er kann sich nicht aus der Dunkelheit befreien. Etwas verhindert es. Ihr müsst ihm helfen!«
    Ohne ein Wort ließ der Lord des Feuers seine Gemahlin los, wandte sich zu dem Spiegel um, hob die Faust zum Schlag.
    »Nein!« Königin Lyjadis warf sich dazwischen, umklammerte seinen Arm. »Du darfst das nicht! Die Menschen mussten lange genug leiden! Es darf nicht wieder geschehen. Nicht nur für eine Hoffnung.«
    »Du verurteilst meinen Sohn zum Tode!«
    Das Wispern wurde schwächer, versank immer tiefer in der Dunkelheit.
    »Er ist schon tot! Bitte, Aisrean … Ich muss meinen Sohn
begraben, ich will nicht auch

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