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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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er mit nachlässiger Geschmeidigkeit vor und stellte sich neben Cassim. »Da die Entscheidung bereits feststeht, ist das alles hier nutzloses Gewäsch. Wir sollten aufbrechen und das Tageslicht nutzen, solange wir können. Die Wölfe werden uns schnell genug wittern.«
    Jornas starrte ihn an, als wollte er ihn im nächsten Moment erwürgen. Doch ehe er etwas sagen konnte, schob Maíre sich zwischen den Männern hindurch und reichte Morgwen einen Tuchbeutel, ohne das Murren in ihrem Rücken zu beachten.
    »Ich habe euch Brot, geräuchertes Fleisch und Käse eingepackt. – Viel Glück auf eurem Weg.« Ihr Lächeln galt Cassim.
    Beinah hätte man meinen können, Maíres Worte seien das letzte Signal zum Aufbruch gewesen. Noch immer Ärger im Blick, warf Jornas sich seinen Mantel um, stapfte zur Tür und riss sie auf. Eine eisige Böe trieb Schnee über die Schwelle. Grußlos verschwand er nach draußen. Cassim verabschiedete sich mit einer raschen Umarmung von Maíre und sah, wie Morgwen ihr und ihrem Mann Labras zunickte, ehe er mit ihr zusammen das Haus verließ.
    Der Pfad war mit einer dünnen Schicht frisch gefallenem Schnee bedeckt, in dem Jornas’ Hufspuren sich deutlich abzeichneten. Sie schlang den Mantel fester um sich und beeilte sich, ihn einzuholen. Obwohl sich keiner der anderen Dorfbewohner sehen ließ, konnte sie ihre Blicke im Rücken spüren.
    Direkt hinter dem letzten Gehöft bogen sie scharf rechts ab. Maíre hatte gesagt, die Schlucht, über die die Brücke führte, läge in östlicher Richtung. Ihr Hals wurde eng, als ihr klar
wurde, dass sie damit mehr oder weniger direkt an jener Stelle vorbeigehen mussten, an der die Firnwölfe sie aus dem Wald gehetzt hatten. Ihr Versuch, die Erinnerung daran zurückzudrängen – und mit ihr die Angst – misslang.
    Die Sonne war hinter dichten Wolken verborgen, sodass alles in trübes Grau getaucht war. Obwohl Jornas vorneweg marschierte, war es wie immer Morgwen, der die Richtung bestimmte. Es ging den Abhang hinauf und dann am Rand des Waldes entlang. Cassim begriff: Vor dem Schatten der Bäume waren sie aus der Ferne nicht sofort auszumachen, kamen aber trotz allem gut voran, da sie nicht von Dickicht, schneeschweren Ästen und umgestürzten Stämmen behindert wurden. Zudem fegte ihnen ein schneidend kalter Wind entgegen, der ihre Spuren binnen kurzer Zeit zuwehen würde.
    Sie waren noch keine halbe Stunde unterwegs, als Cassims Atemzüge schon in harten Stößen kamen, jeder einzelne begleitet von schmerzhaften Stichen in ihrer Seite. Morgwens Hand berührte ihre Schulter. Sie wandte sich um und begegnete seinem forschenden Blick. Wir müssen schnell sein, hatte er gesagt. Cassim straffte sich und schüttelte den Kopf, um seine Hilfe abzulehnen. Zum Sprechen hätte ihr die Luft gefehlt. Dann drehte sie sich um und marschierte weiter.
    Der Waldrand zwang sie zu einem weiten Bogen am Hang entlang. Zuweilen glaubte sie, Schatten zwischen den Bäumen huschen zu sehen. Doch wann immer sie sich bemühte, mehr als nur eine flüchtige Bewegung zu entdecken, war da nichts als Schnee und eisverkrustete Baumstämme. Irgendwann gab Morgwen ihnen ein Zeichen, in einem scharfen Winkel in den Wald hineinzugehen. Sofort machten weiß überzogenes Dickicht und eine beinah knietiefe Schneedecke das Vorwärtskommen unendlich mühsam. Eine Hasenfamilie floh aufgeschreckt aus ihrem Versteck und hoppelte hastig davon. Eine Weile später verriet ein Knacken im Unterholz, dass sie noch etwas sehr viel Größeres durch ihre Anwesenheit gestört hatten.
Doch zumeist waren nur das Knirschen ihrer Schritte und das Geräusch ihres Atems zu hören. Cassim schlang den Umhang fester um sich, während sie sich weiterkämpfte. Sie hätte niemals gedacht, dass eine Stunde wie eine Ewigkeit sein könnte.
    Morgwens Hand legte sich erneut auf ihre Schulter. Sie war zum dritten Mal binnen kurzer Zeit gestolpert und gestürzt. Dass sie auch diesmal seinen Blick mit einem Kopfschütteln beantwortete, beachtete er nicht weiter, sondern sank auf ein Knie.
    »Du hast die Wahl, Flammenkatze: auf meinem Rücken oder über meiner Schulter.« Sein Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er meinte, was er sagte. Sie entschied sich für seinen Rücken – und musste einsehen, dass sie sie mit ihrem Starrsinn aufgehalten hatte: Sie kamen deutlich schneller voran, seit Morgwen sie wieder trug.
    Das Heulen erklang, als sie den Waldrand erreichten. Vor ihnen öffnete sich ein glitzerndes Schneefeld. Wind

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