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Der Spiegel von Feuer und Eis

Der Spiegel von Feuer und Eis

Titel: Der Spiegel von Feuer und Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Morrin Alex
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strich darüber hinweg und trieb das Weiß in sanften Wellen vor sich her. In einiger Entfernung tanzte geisterhaft schimmernder Nebel in den Himmel. Nichts würde ihnen hier Deckung bieten.
    Jornas war bei dem Laut herumgefahren, als hätte ihn etwas gebissen. Nun spähte er angestrengt zwischen die Bäume.
    »Noch haben wir etwas Vorsprung.« Morgwen nickte zu dem seltsamen Nebel hin. »Dort hinten ist die Brücke. – Vorwärts, Faun! Oder willst du hier auf sie warten?« Noch einmal rückte er Cassim in seinem Griff zurecht, dann stapfte er mit langen Schritten los. Jornas folgte ihm hastig, wobei er immer wieder über die Schulter zurücksah.
    Sie hatten das Schneefeld gerade zur Hälfte überquert, als die Wolkendecke über ihnen aufriss. Von einem Atemzug auf den anderen verwandelte sich das sanfte Glitzern in blendendes Gleißen, das in den Augen schmerzte. Hinter ihnen erklang das Heulen erneut, sehr viel näher diesmal. Morgwen begann zu
laufen, stolperte im lockeren Schnee. Unter Cassims zusätzlichem Gewicht sank er ungleich tiefer ein als Jornas. Die weiße Wand kam immer näher. Am Waldrand waren die Firnwölfe nur als geisterhafte Schemen auszumachen. Ein hastiger Blick über die Schulter zurück ließ Cassim vor Entsetzen keuchen. Hinter ihnen waren mehr als drei der riesigen Bestien.
    Sie tauchten in den Nebel ein. Zwei Schritte, drei, und um sie her war nichts als glimmendes Weiß. Die Schlucht öffnete sich so jäh vor ihnen, dass Schnee von ihrem Rand wegbrach und in ihren Schlund stürzte, als Morgwen scharf anhielt. Jornas sank zu Boden. Schwer atmend ließ Morgwen Cassim von seinem Rücken gleiten, sah sich in dem undurchdringlichen Schimmern nach der Brücke um. Als ein Fauchen vom Grund der Schlucht erklang, griff er ihre Hand und zog sie von der Kante zurück. Funkelnd und blitzend stoben sie aus der Tiefe empor, tanzten über dem Abgrund. Grelles Glitzern, das die Augen blendete, und sanftes Schimmern wie von unzähligen Kerzenflammen wirbelten durcheinander. Gesichter, die sich zu Fratzen verzerrten.
    »Eislichter!« An Morgwens Hand wich Cassim weiter zurück. Wieder erscholl das Heulen. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie waren gefangen zwischen den Firnwölfen des Eisprinzen und den Geistern jener, die der Schnee vor langer Zeit getötet hatte.
    »Da lang!« Mit einem Ruck wurde sie zur Seite und vorangezerrt. Stolpernd folgte sie Morgwen. Direkt hinter sich konnte sie Jornas’ hastige Schritte hören.
    Eisverkrustete Felsen ragten unvermittelt aus dem Schnee vor ihnen auf. Dann sah Cassim die Brücke – oder das, was für Morgwen eine Brücke war. Ein Wimmern stahl sich über ihre Lippen. Sie wusste nicht, warum sie Stein erwartet hatte, doch beim Anblick dieses sanft hin und her schwankenden Gebildes aus eisüberzogenem Holz und Seilen, von denen Spinnweb aus Reif hing, legte sich eine kalte Klaue um ihren Magen und
drückte zu. Ihr entsetzter Schrei, als Morgwen sie vorwärtszerrte, ging in dem Heulen der Wölfe unter. Die Brücke bebte unter ihren Tritten. Die Seile sangen, gespenstisch bewegten sich die Reifspinnweben, strichen über Cassims Gesicht. Jornas’ Hufe klickten auf dem Eis. Sie glitt aus, klammerte sich an Morgwens Hand und das weiß überzogene Spannseil. Unbeirrt bewegte er sich vorwärts, zog sie mit. Das sanfte Schwanken wurde zu einem wütenden Beben. Um sie herum tanzte das Eislicht. Wieder sangen die Wölfe ihren Triumph hinaus. Sie riskierte einen Blick zurück. Die erste der weißen Bestien trat zwischen die Felsen auf der anderen Seite der Schlucht, war nur als Schemen zu erkennen. Hinter sich hörte sie Jornas’ hastigen Atem.
    Im nächsten Augenblick wurde aus dem eisbedeckten Holz unter ihren Füßen beißend kalter Schnee. Durch den Nebel glaubte sie, die Schatten von Bäumen ausmachen zu können. Morgwen ließ sie los. Keuchend taumelte sie an ihm vorbei, fiel auf die Knie. Jornas erschien neben ihr, wankte und sackte ebenso zu Boden. Nur langsam drang in ihren Verstand, dass sie die Schlucht überquert hatten. Sie wandte sich um.
    Auch auf dieser Seite ragten eisverkrustete Felsen aus dem Schnee, an denen die Spannseile der Brücke festgemacht waren. An einem der oberen säbelte Morgwen mit seinem Dolch herum. Plötzlich begriff sie, was er mit »Nicht wenn es diese Brücke nicht mehr gibt.« gemeint hatte.
    Jenseits der Schlucht bewegten sich die Schatten der Firnwölfe unruhig hin und her. Sie hielt den Atem an, als der erste sich auf die Brücke

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