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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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Vorstellung gefällt ihm.
    In seinem leeren Magen wogt ein Meer von Whisky, ihm ist warm, und zum ersten Mal seit dem Zwischenfall ist er mit sich und der Welt zufrieden. Er lacht und trinkt und ruft lauthals nach den Weißhemden, schimpft sie Papiertiger und Hundeficker. Wo stecken sie nur? Tranh wirft Worte wie Köder aus, die für jeden von ihnen unwiderstehlich sein müssen. Aber die Patrouillen des Umweltministeriums scheinen anderes zu tun zu haben, denn er irrt unbehelligt durch die in grünes Licht getauchten Straßen Bangkoks.
    Und wenn schon! Wen juckt das? Wenn er keine Weißhemden auftreiben kann, die sich seiner annehmen, dann geht er eben ins Wasser. Zum Fluss wird er stolpern und sich in die schmutzige Brühe stürzen. Die Vorstellung, mit der schwachen Strömung aufs Meer hinauszutreiben, gefällt ihm. Der Ozean wird sein kaltes Grab – wie schon das der versenkten Klipper und seiner letzten Erben. Er trinkt einen Schluck Whisky, verliert das Gleichgewicht und landet wieder auf dem Boden. Schluchzend verflucht er die Weißhemden und die Grünen Brigaden mit ihren bluttriefenden Macheten.
    Schließlich schleppt er sich in einen Eingang, um sich ein wenig auszuruhen, die wie durch ein Wunder heil gebliebene Whiskyflasche in den kraftlosen Fingern. Er drückt sie sich an die Brust wie ein wertvolles Juwel, lächelt und lacht, dass sie nicht kaputtgegangen ist. Schließlich will er nicht, dass sich sein ganzes Vermögen über das Pflaster ergießt!
    Er nimmt einen weiteren Schluck. Starrt die Gaslampen an, die hoch über ihm flackern. Die Verzweiflung hat dieselbe Farbe wie das lizenzierte Methan, das seine Umgebung in gespenstisches Licht taucht. Früher stand Grün für Dinge wie Koriander und Seide und Jade. Doch jetzt? Jetzt symbolisiert es nur noch blutrünstige Männer mit patriotischen Stirnbändern und lange Nächte auf der Suche nach etwas zu essen. Die Lampen flackern. Eine ganze Stadt in Grün. Eine ganze Stadt voller Verzweiflung.
    Auf der anderen Straßenseite trippelt eine Gestalt vorbei, sichtlich darauf bedacht, sich im Dunkeln zu halten. Tranh beugt sich vor, kneift die Augen zusammen. Erst glaubt er, dass es sich um ein Weißhemd handelt. Aber nein. Die Bewegungen sind zu verstohlen. Es ist eine Frau. Ein Mädchen. Hübsch herausgeputzt. Eine Verlockung mit den abgehackten Bewegungen eines ...
    ... eines Aufziehmädchens.
    Als er sieht, wie sich diese widernatürliche Kreatur durch die Nacht stiehlt, hellt Tranhs Miene sich auf – das überraschte Grinsen eines Totenschädels. Ein Aufziehmädchen. Ma Pings Aufziehmädchen! Unmöglich und trotzdem wahr.
    Sie huscht von Schatten zu Schatten, ein Geschöpf, das vor den Weißhemden noch größere Angst hat als ein uralter Yellow Card. Ein Gespenst, das aus seiner natürlichen Umgebung gerissen und in einer Stadt ausgesetzt wurde, die alles verachtet, was sie verkörpert: ihr genetisches Erbe, ihre Hersteller, ihre widernatürlichen Bedürfnisse – ihre gespenstische Seelenlosigkeit. Jede Nacht ist sie hier gewesen, wenn er in weggeworfenen Melonenschalen gewühlt hat. Durch die drückende Hitze der Nacht ist sie gestolpert, während er vor den Weißhemden geflohen ist. Und trotz alledem hat sie überlebt.
     
    Tranh rappelt sich auf. Er schwankt auf unsicheren Beinen hin und her und folgt dann dem Mädchen, in der einen Hand die Whiskyflasche, während er sich mit der anderen an Hauswänden abstützt, wenn sein schlimmes Knie nachzugeben droht. Es ist töricht von ihm, aber er ist betrunken, und seine Phantasie schlägt Kapriolen. Er möchte diesem merkwürdigen japanischen Geschöpf auf den Fersen bleiben, diesem Eindringling auf fremdem Boden. Kaum vorstellbar, aber sie wird von den Einheimischen noch mehr verachtet als er! Er möchte ihr folgen und ihr vielleicht einen Kuss stehlen. Sie vor den Gefahren beschützen, die nachts überall lauern. Wenigstens so tun, als wäre er nicht diese dürre Karikatur eines Mannes, sondern immer noch der Tiger, der er einmal war.
    Das Aufziehmädchen hält sich in den dunkelsten der dunklen Gassen, wo die Weißhemden, die sie ohne zu zögern ergreifen und zu Mulch verarbeiten würden, sie nicht finden. Teufelskatzen jaulen, wenn sie an ihnen vorbeikommt – sie riechen etwas, das mit demselben Zynismus geschaffen wurde wie sie selbst. Das Königreich wird von Seuchen und Untieren heimgesucht, von so vielen genmanipulierten Ungeheuern, dass es nicht Schritt halten kann. Ob klein und grau wie eine

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