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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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Karaokebar, als Wang Jun ihn aufstöberte. Zwei Frauen mit glatter Haut und ausdruckslosem Blick leisteten ihm Gesellschaft. Beide trugen einen rotenSeidenqipao, wie es in Shanghai Mode war. Zwar wirkten die hochgeschlossenen Kragen traditionell, doch die Röcke waren an den Seiten fast bis zur Taille geschlitzt. Als Wang Jun sich im schummrig roten Licht näherte, warf Dreifinger ihm durch den rauchverhangenen Raum einen wütenden Blick zu.
    »Was?«
    »Hast du einen Computer, der so etwas lesen kann?« Er hielt den Datenwürfel in die Höhe.
    Dreifinger starrte den Würfel an und streckte die Hand danach aus. »Wo hast du das her?«
    Wang Jun ließ den Würfel nicht los, zog ihn aber auch nicht zurück. »Hab ich jemandem abgenommen.«
    »Demselben Jemand, von dem du die Brille hattest?«
    »Vielleicht.«
    Dreifinger musterte den Datenwürfel. »Das ist kein handelsüblicher Datenwürfel. Siehst du die Stifte da drin?« Wang Jun blickte auf den Stecker. »Er hat nur drei Stifte. Du bräuchtest also einen Adapter, um zu lesen, was auch immer da drauf ist. Und selbst dann ist nicht sicher, ob du wirklich an die Daten kommst. Hängt davon ab, für welches Betriebssystem er entwickelt wurde.«
    »Was muss ich also tun?«
    »Gib ihn mir.«
    »Nein.« Wang Jung wich einen Schritt zurück.
    Eine der Frauen kicherte angesichts dieses Machtkampfs zwischen Mini-Gangsterboss und Straßenkind. Sie strich Dreifinger über die Brust. »Ärger dich nicht wegen des Taofanzhe . Widme dich lieber uns.« Dann kicherte sie wieder.
    Wang Juns Blick wurde zornig. Dreifinger schob die Prostituierte fort. »Verschwindet.« Sie zog einen übertriebenen Schmollmund, ging aber mit ihrer Kollegin hinaus.
    Dreifinger streckte die Hand aus. »Lass mich mal sehen. Ich kann dir nicht helfen, wenn du mich dieses tamade Teil nicht anschauen lässt.«
    Stirnrunzelnd reichte Wang Jun ihm den Datenwürfel. Dreifinger betrachtete ihn von allen Seiten. Dann spähte er in die Buchse und nickte. »Man braucht das Huanglong-Betriebssystem.« Er warf ihn wieder zurück und sagte: »Das wurde für den medizinischen Bereich entwickelt. Sie benutzen es bei Gehirnoperationen oder bei der DNA-Sequenzierung. Ziemlich speziell. Wo hast du das her?«
    Wang Jun zuckte mit den Schultern. »Hat mir jemand gegeben.«
    » Fang pi .« Blödsinn.
    Wang Jun antwortete nicht, und nachdem sie sich eine Weile eingehend gemustert hatten, sagte Dreifinger schließlich: » Xing , ich werde ihn dir abkaufen. Weil ich neugierig bin. Ich gebe dir fünf Yuan. Willst du ihn verkaufen?«
    Wang Jun schüttelte den Kopf.
    »Na schön. Zehn Yuan, aber mehr nicht.«
    Wang Jun schüttelte wieder den Kopf.
    Dreifinger Gao runzelte die Stirn. »Bist du über Nacht reich geworden?«
    »Ich will ihn nicht verkaufen. Ich möchte wissen, was drauf ist.«
    »Das wollen wir beide.« Dieses Mal musterten sie einander noch länger. »Also gut«, sagte Dreifinger schließlich. »Ich werde dir helfen. Aber wenn das, was da drauf ist, irgendeinen Wert hat, dann gehören Dreiviertel des Gewinns mir.«
    » Yi ban .«
    Dreifinger verdrehte die Augen. »In Ordnung. Also die Hälfte.«
     
    Wohin gehen wir?«
    Dreifinger eilte durch den kühlen Nebel. Führte Wang Jun in immer kleinere Gassen hinein. Die modernen, glänzenden Bauten aus Stahl und Glas wichen Lehmhütten mit strohgedeckten Dächern oder solchen mit Ziegeln. Das Kopfsteinpflaster unter ihren Füßen war ausgetreten – alte Frauen standen in dunklen Hauseingängen an Türrahmen gelehnt und starrten sie ausdruckslos an. Wang Jun beobachtete sie misstrauisch. Die Blicke der alten Frauen folgten ihnen lange.
    Dreifinger blieb stehen und zog ein Päckchen Red Pagodas hervor. Steckte sich eine in den Mund. »Rauchst du?«
    Wang Jun nahm den ihm angebotenen Glimmstängel und beugte sich zu dem Streichholz hinunter, das ihm Dreifinger hinhielt. Gelb loderte die Flamme auf, bevor sie unter dem Druck der nassen Luft niedersank. Wang Jun zog fest an der Zigarette und atmete dann den Rauch aus. Dreifinger zündete sich ebenfalls eine an.
    »Wohin gehen wir?«
    Dreifinger hob die Schultern. »Hierher.« Er deutete mit einer Kopfbewegung auf das Gebäude hinter ihnen. Schweigend rauchte er noch eine Weile, warf die Zigarette schließlich auf das feuchte Kopfsteinpflaster und trat sie mit einem seiner schwarzen Stiefel aus. »Mach deine auch aus. Schadet den Computern.« Wang Jun schnippte die Kippe gegen eine Wand. Rote Funken stoben umher, bevor sie

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