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Der Spieler (German Edition)

Der Spieler (German Edition)

Titel: Der Spieler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Pacigalupi
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war es nun einmal, zu lehren und zu forschen; und so schnappte er ganz nebenbei, während er die Reisproduktion von Laos um dreißig Prozent erhöhte, so einige Spieler-Phantastereien auf: die von Thoreau, Gandhi, Martin Luther King, Sacharow, Mandela, Aung Sung Kyi. Alle waren sie echte Spieler. Wenn die weißen Südafrikaner dazu gebracht werden konnten, sich zu schämen, so pflegte mein Vater zu sagen, dann musste doch auch der selbsternannte Monarch irgendwann einlenken. Er behauptete immer, Thoreau sei bestimmt ein Laote gewesen, da er auf so höfliche Art und Weise protestiert habe.
    Wenn man meinem Vater Glauben schenkte, war Thoreau ein Waldmönch, der um seiner Erleuchtung willen in den Urwald gegangen war – um dort inmitten der Feigenbäume und Schlingpflanzen von Massachusetts zu leben und über das Wesen des Leidens zu meditieren. Mein Vater war davon überzeugt, dass es sich bei Thoreau um einen wiedergeborenen Arhat handeln müsse. Er sprach oft von Mr Henry David, und in meiner Vorstellung war auch dieser Falang ein großer Mann, genau wie mein Vater.
    Wenn die Freunde meines Vaters nach Einbruch der Dunkelheit zu Besuch kamen – nach dem Putsch und dem Gegenputsch, und nach Khamsings von den Chinesen unterstütztem Aufstand –, sprachen sie von Mr Henry David. Mein Vater saß dann mit seinen Freunden und Studenten beisammen, trank schwarzen laotischen Kaffee und rauchte Zigaretten, und dann verfasste er an die Regierung gerichtete, sorgfältig formulierte Beschwerdebriefe, die seine Studenten kopierten und an öffentlichen Orten liegen ließen oder im Dunkel der Nacht an Hauswände anschlugen.
    In seinen Guerilla-Beschwerdebriefen fragte er, wohin seine Freunde verschwunden und warum ihre Familien so allein waren. Er fragte, warum die Mönche von den chinesischen Soldaten auf den Kopf geschlagen wurden, wenn sie im Hungerstreik vor dem Palast saßen. Manchmal, wenn er betrunken war und diese kleinen Einsätze seine Spielernatur nicht befriedigten, dann schickte er seine Texte an Zeitungen.
    Nichts davon wurde je gedruckt, aber er war wie besessen von der Vorstellung, dass die Zeitungen sich vielleicht ändern würden. Dass sein Ruf als der Vater der laotischen Landwirtschaft die Herausgeber irgendwie umstimmen könnte, sodass sie Selbstmord begingen und seine Beschwerden druckten.
    Zuletzt servierte meine Mutter einem Hauptmann der Geheimpolizei Kaffee, während zwei weitere Polizisten draußen vor unserer Tür warteten. Der Hauptmann war sehr höflich. Er bot meinem Vater eine 555-Zigarette an – die Marke war bereits eine Seltenheit und zu Schmuggelware geworden – und gab ihm sogar Feuer. Dann breitete er ein Flüsterblatt auf dem Couchtisch aus und schob dabei vorsichtig die Kaffeetassen und Untertassen beiseite. Das Blatt war zerknüllt und zerrissen, verschmutzt. Und es war voller Anschuldigungen gegen Khamsing. Ohne Zweifel stammten sie von meinem Vater.
    Mein Vater und der Polizist saßen da, rauchten und studierten schweigend den Text.
    Schließlich fragte der Hauptmann: »Werden Sie damit aufhören?«
    Mein Vater nahm einen Zug von der Zigarette und stieß dann ganz langsam den Rauch aus, während er weiter das Flüsterblatt zwischen ihnen studierte. Der Hauptmann versuchte es noch einmal: »Wir alle haben Respekt vor dem, was Sie für das Königreich Laos getan haben. Ich habe selbst Verwandte, die ohne Ihre Arbeit in ihrem Dorf verhungert wären.« Er beugte sich vor. »Wenn Sie versprechen, keine solchen Flüsterblätter und Beschwerden mehr zu schreiben, dann kann alles vergessen werden. Alles.«
    Noch immer sagte mein Vater kein Wort. Er rauchte seine Zigarette zu Ende. Drückte sie aus. »Ein solches Versprechen ist eine schwierige Sache«, sagte er schließlich.
    Der Hauptmann war überrascht. »Sie haben Freunde, die sich für Sie eingesetzt haben. Vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal. Ihren Freunden zuliebe.«
    Mein Vater hob leicht die Schultern. Der Hauptmann schlug das Flüsterblatt ganz auf und strich es noch einmal glatt. Las es noch einmal durch. »Diese Blätter bewirken gar nichts«, sagte er. »Khamsings Dynastie wird nicht untergehen, weil Sie noch ein paar weitere Beschwerden drucken. Die meisten werden ohnehin heruntergerissen, bevor jemand sie liest. Sie bewirken rein gar nichts. Sie sind bedeutungslos.« Fast flehte er. Dann blickte er auf und sah mich an der Tür stehen. »Hören Sie auf damit. Um Ihrer Familie willen, wenn schon nicht wegen Ihrer

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