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Der Spieler

Der Spieler

Titel: Der Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Blanche setzte ihn empört vor die Tür und schloß sich in ihren Räumen ein.
    Am Vormittag desselben Tages begab ich mich zu Mister Astley, oder besser gesagt, ich suchte ihn an diesem Vormittag, aber ich suchte vergeblich. Weder in seinem Hotel noch im Casino oder im Park war er anzutreffen. In seinem Hotel hatte er diesmal nicht gespeist. Es war bereits nach vier Uhr nachmittags, als ich ihn plötzlich entdeckte, auf dem Weg vom Bahnhof zum Hotel d’Angleterre. Er war in Eile und sehr besorgt, obwohl es kaum möglich war, in seinem Gesicht Sorge von Verlegenheit zu unterscheiden. Er streckte mir freundlich die Rechte entgegen, mit dem gewöhnlichen Ausruf: »Aha«, aber ohne stehenzubleiben oder auch nur den Schritt zu verlangsamen. Ich folgte ihm; aber er brachte es irgendwie fertig, mir so zu antworten, daß ich keine Gelegenheit fand, ihn etwas Bestimmtes zu fragen, zumal es mir aus irgendeinem Grunde entsetzlich peinlich war, mich nach Polina zu erkundigen; auch er hatte sie mit keinem Wort erwähnt. Ich erzählte ihm von Babuschka; er hörte aufmerksam und ernsthaft zu und zuckte mit den Schultern.
    »Sie wird alles verspielen«, bemerkte ich.
    »O ja«, antwortete er. »Sie hatte sich schon vorhin zum Spielen begeben, als ich im Begriff war zu verreisen, deshalb wußte ich ganz sicher, daß sie alles verspielen würde. Wenn die Zeit reicht, werde ich hingehen, um es mir anzusehen, weil es sehr interessant ist …«
    »Wo waren Sie denn?« rief ich aus, ganz verwundert, daß ich bis jetzt nicht danach gefragt hatte.
    »Ich war in Frankfurt.«
    »Geschäftlich?«
    »Ja, geschäftlich.«
    Nun, was gab es da weiter zu fragen? Übrigens schritt ich immer noch neben ihm her, aber plötzlich bog er zum Hotel De quatre saisons ab, an dem wir gerade vorbeigingen, nickte mir zum Abschied zu und verschwand. Auf dem Weg nach Hause kam ich langsam zu der Einsicht, daß ich, selbst wenn ich geschlagene zwei Stunden mit ihm geredet hätte, rein gar nichts erfahren hätte, weil … weil es nichts gab, wonach ich ihn fragen mochte! Ja, so war es, natürlich! Es war für mich jetzt völlig unmöglich, meine Frage zu formulieren.
    Diesen ganzen Tag promenierte Polina mit den Kindern und der Kinderfrau entweder im Park, oder sie blieben zu Hause. Dem General ging sie schon lange aus dem Weg und vermied, mit ihm zu sprechen, jedenfalls von ernsten Angelegenheiten. Das war mir schon seit langem aufgefallen. Aber da ich nun wußte, in welcher Lage sich der General damals befand, lag die Annahme nahe, daß er sie bei einer, und das bedeutet offenen, Aussprache über wesentliche, die ganze Familie betreffende Erklärungen unmöglich umgehen konnte. Aber als ich nach meiner Unterhaltung mit Mister Astley ins Hotel zurückkehrte und Polina in Begleitung der Kinder über den Weg lief, drückte ihr Gesicht so viel Ruhe und Gleichmut aus, als hätten sämtliche Familienstürme sie als einzige verschont. Meine Verneigung beantwortete sie mit einem Nicken. Ich war wütend, als ich mein Zimmer erreichte.
    Natürlich, ich war ihr nach der Geschichte mit den Wurmerhelms aus dem Wege gegangen und hatte jedes Gespräch vermieden. Allerdings war es meinerseits Angabe und Wichtigtuerei; aber die Zeit verging, und in mir siedete immer heftiger echter Zorn. Selbst wenn sie mich überhaupt nicht liebte, hätte sie, wie mir scheint, meine Gefühle nicht auf diese Weise mit Füßen treten und meine Geständnisse mit solcher Geringschätzung entgegennehmen dürfen. Wußte sie doch, daß ich sie wirklich liebe; hatte sie doch zugelassen, hatte sie mir doch erlaubt, mit ihr darüber zu sprechen! Zugegeben, alles zwischen uns hatte einen irgendwie seltsamen Anfang genommen. Vor einiger Zeit, es ist schon lange her, etwa vor zwei Monaten, fiel mir hin und wieder auf, daß sie mich zu ihrem Freund machen wollte, zu ihrem Vertrauten, und dies sogar beinahe versuchte. Aber aus irgendeinem Grunde ist daraus nichts geworden; und statt dessen haben sich eben diese gegenwärtig eigentümlichen Beziehungen eingespielt; deswegen war es schließlich zu diesem Ton zwischen uns gekommen. Aber wenn meine Liebe ihr derart zuwider ist, weshalb verbietet sie mir dann nicht kurzerhand, davon zu sprechen?
    Nein, es ist mir nicht verboten; sie forderte mich sogar manchmal dazu auf und … tat es, um sich über mich lustig zu machen. Ich weiß es mit Bestimmtheit, ich habe es mir ganz genau gemerkt – es tat ihr wohl, mich plötzlich, nachdem sie mir zugehört und mich

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