Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Insektenkrieger bewegte sich noch ein Stück weiter, wie eine große, schwerfällige Maschine, die vom Schwung ihrer eigenen Bewegung mitgerissen wurde, aber der Kampf war ganz plötzlich beendet. Und ebenso plötzlich tauchte auch Kyle wieder auf, eine große, dunkelhaarige Gestalt in zerfetzten Kleidern, die aus einem Dutzend Wunden blutete und schnell und stoßweise atmete. Hartmann wollte ihn ansprechen, aber in diesem Moment sah er, daß Kyles Blick starr auf den riesigen Transmitterring über ihren Köpfen gerichtet war. Hartmann sah ebenfalls auf … … und erstarrte. Die gigantische Konstruktion hatte aufgehört, blaues Feuer zu speien, aber sie war nicht leer. Statt des rückwärtigen Teiles der Halle erkannte Hartmann darin eine Bewegung. Schemen. Umrisse, die keine waren. Durcheinanderwogende, wachsende, gleitende Formen, die zugleich organisch wie kristallin wirkten. Formen, die wirklich zu erkennen vollkommen unmöglich schien, ein zugleich entsetzliches wie auch faszinierendes Konglomerat aus blauem und grünem Feuer und Farben, wie sie noch keines Menschen Auge je zuvor erblickt hatte. »Seht nicht hin!« sagte Kyle erschrocken. Hartmann hörte seine Worte, und etwas in ihm begriff nur zu gut, wie ernst diese Warnung gemeint war. Aber er konnte nicht wegsehen. Sein Blick hing wie gebannt an dem dreißig Meter durchmessenden Silberring, in dessen Innerem sich die faszinierende Tödlichkeit eines fremden Kosmos heranbildete, und er spürte, wie etwas in ihm auf den Lockruf dieser fremden Welt antwortete, sich zu verändern begann und … Kyle packte ihn an der Schulter und riß ihn so grob herum, daß er das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte, und im gleichen Augenblick zerriß etwas in ihm; die Faszination des Fremden – die nichts anderes als die Verlockung des Todes gewesen war, erlosch, und zurück blieb eine Leere und ein Gefühl des Verlustes, die so tief waren, daß er beinahe aufgeschrien hätte. Mühsam hob er den Kopf und sah, daß Kyle auch Net gepackt und herumgerissen hatte. Sie hockte benommen auf den Knien und schien Schwierigkeiten zu haben, in die Wirklichkeit zurückzufinden. Sie war bleich und zitterte am ganzen Leib, und obwohl er nicht einmal hingesehen hatte, wußte er, daß auch sie um ein Haar der Verlockung dieses fremden Etwas erlegen wäre. Ein dumpfes Heulen ließ Hartmann aufblicken. Durch das gewaltige, offenstehende Tor am entgegengesetzten Ende der Halle fegte ein Schwarm silberner Lichtblitze heran, die Hartmann nach wenigen Augenblicken als eine Formation der scheibenförmigen Gleiter identifizierte, die sofort das Feuer auf die Moroni eröffneten. Offensichtlich hatten sie nur darauf gewartet, daß sich der Transmitter wieder beruhigte, um in den Kampf einzugreifen. Ein grelles Gewitter aus weißen und orangefarbenen Lichtblitzen regnete auf die gewaltige Insektenarmee herab und säte Tod und Flammen in ihre Reihen. Für eine einzige Sekunde. Dann griff … etwas aus dem Transmitter heraus und berührte die Schiffe. Zuerst war es nur wie das Flimmern heißer Luft, ein kaum wahrnehmbares Gleiten und Wogen, das die Konturen der Gleiter ergriff und sie verwischte. Für einen kurzen Augenblick hatte Hartmann das Gefühl, die heranrasenden Flugscheiben wie durch einen Vorhang aus sanft bewegtem, glasklarem Wasser hindurch zu beobachten. Dann verwandelte sich dieser Vorhang jäh in einen lautlos tosenden Wasserfall. Zitternde Wogen aus reiner Bewegung rasten über die Oberfläche der Gleiter, verzerrten, verbogen sie auf völlig unmögliche Art und Weise, ohne sie zu zerbrechen. Es dauerte vielleicht eine Sekunde, wahrscheinlich aber viel weniger, doch in dieser winzigen Zeitspanne ging eine unheimliche Veränderung mit dem knappen Dutzend Gleiter vor sich. Sie verformten sich auf eine unvorstellbare Weise, bis sie zu bizarren, formlosen Klumpen aus kochendem, silberfarbenem Metall geworden waren – und verschwanden. Aber es hörte nicht auf. Das Zittern und Wogen hielt an, ein riesiger Bereich der leeren Luft, der unter einer unfühlbaren Hitze zu kochen schien und sich langsam, aber beständig weiter ausdehnte. »O mein Gott!« flüsterte Kyle. »Er reißt auf!« Seine Stimme war fast tonlos, und als Hartmann zu ihm aufblickte, sah er, daß sein Gesicht alle Farbe verloren hatte. Seine Hände zitterten. »Wer reißt auf?« fragte Net. Sie bekamen keine Antwort, Kyle starrte eine Sekunde lang weiter zu dem Bereich flimmernder Leere empor, der sich

Weitere Kostenlose Bücher