Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Charity erschrocken. Kias machte eine beruhigende Geste. »Der Zwerg hat recht, was die Größe des Transmitternetzes angeht«, erklärte er. »Ein Gebilde von dieser Ausdehnung ist sehr belastungsfähig. Um das gesamte Transmitternetz zusammenbrechen zu lassen, wäre ein Vielfaches der angefallenen Energie nötig gewesen. Es kam zu ein paar kurzzeitigen Störungen, das ist alles.« »So?« keifte Gurk. »Und wie nennst du das da?« Wütend deutete er auf das Tor ins Nichts, das sich noch immer über dem schwarzen Block drehte, auf dem der Transmitter gestanden hatte. Charitys Blick folgte seiner Geste – und erst in diesem Moment wurde ihr klar, daß sie sich die Bewegung, die sie im Inneren des schwarzen Wirbels gesehen zu haben glaubte, nicht eingebildet hatte. Was sie sah, war das dunkle Wogen des Hyperraumes, jener unfaßlichen Dimension, durch die jene geheimnisvollen Transmitterstraßen führten. Rauchschwaden trieben auf das zuckende Loch in der Wirklichkeit zu und verschwanden darin, und als sie noch einmal und genauer hinsah, erkannte sie etwas wie Nebel, der sich vom Boden löste und ebenfalls verschlungen wurde: Staub und mikroskopisch feine Trümmerstücke, die wie von Geisterhand bewegt auf den Riß im Raum-Zeit-Kontinuum zuglitten. Und ganz plötzlich, als hätte es erst der optischen Bestätigung bedurft, um sie das Gefühl spüren zu lassen, fühlte sie den Wind: einen ganz sachten, aber beständigen Wind, der in das schwarze Nichts hineinströmte wie in ein Fenster in die Unendlichkeit. »Er … er arbeitet noch!« murmelte sie erschrocken. »Ganz recht!« sagte Gurk heftig. »Er arbeitet noch, wenigstens in einer Richtung. Aber ich sehe keinen Knopf mehr, um ihn abzuschalten.« Es dauerte ein paar Sekunden, bis Charity wirklich verstand, was Gurk mit diesen Worten sagen wollte. »Du … meinst, diese Transmitterverbindung ist …« »Ist keine Transmitterverbindung mehr, sondern ein Riß in der Welt!« unterbrach sie Gurk. »Ein Loch, durch das euer ganzer schöner Planet hindurchplumpsen kann, wenn es Ihnen nicht gelingt, es zu stopfen. Und ich wüßte nicht, wie das geschehen sollte.« Charity fuhr herum und starrte Kias mit einer Mischung aus Entsetzen und Unglauben an. »Ihr könnt es doch schließen, oder?« fragte sie. »Selbstverständlich«, antwortete Kias. »Wir werden das Problem analysieren und lösen – sobald Morons Herrschaft auf diesem Planeten endgültig gebrochen ist.« »Dann wollen wir nur hoffen, daß das bald der Fall ist«, sagte Gurk böse. »Sehr bald.« Er kicherte, aber es hörte sich gekünstelt an. »Fällt euch irgend etwas auf?« Sowohl Charity als auch Stone und Skudder blickten erneut zu dem wirbelnden Nichts im hinteren Teil der Halle empor. Der Anblick war unangenehm, so fremd und bizarr, daß er Charity noch eine Weile körperliches Unbehagen zu bereiten begann. Trotzdem zwang sie sich, fast eine Minute lang hinzusehen, ehe sie sich mit einem Kopfschütteln wieder an Gurk wandte. »Nein. Was?« »Er wird größer«, sagte Gurk beinahe fröhlich. 

Kapitel 4
    Dem entsetzlichen Gefühl, in nichts aufgelöst und einen zeitlosen Moment später an einem anderen Ort und aus dem gleichen Nichts wieder neu geschaffen zu werden, folgten zwei Augenblicke voll noch größerem Schrecken. Der erste bestand darin, daß er weder seinen Körper noch seine Umgebung fühlte und für einen winzigen Moment felsenfest davon überzeugt war, tot zu sein. Der zweite Schrecken kam, als er begriff, daß das nicht stimmte, daß er aber nichts sehen konnte. Er lebte, und er konnte sich bewegen, er fühlte den kalten, harten Boden unter sich und eisige Luft, die über sein Gesicht strich, aber vor seinen weit aufgerissenen Augen war nichts als absolute Schwärze, und die Vorstellung, blind zu sein, war für eine Sekunde noch schlimmer als der Tod. Dann hörte er Nets Stimme neben sich, die sich lauthals fluchend darüber beklagte, daß es so dunkel war. Die Erleichterung war so groß, daß sich Hartmann mit einem hörbaren Seufzer zurücksinken ließ und für einen Moment die Augen schloß. Etwas raschelte in der Nähe, und plötzlich spürte er einen Körper neben sich, dann fragte Net: »Hartmann? Sind Sie das?« Ja.« Er streckte die Hand aus, ertastete ihre Finger und drückte sie kurz und heftig. »Kein Grund, mir die Hand zu brechen«, sagte Net. Hartmann lockerte seinen Griff erschrocken, setzte sich zögernd auf und versuchte, die Dunkelheit ringsum mit

Weitere Kostenlose Bücher