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Der Spinnenkrieg

Der Spinnenkrieg

Titel: Der Spinnenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Blicken zu durchdringen. Ohne Erfolg. Aber ihm fiel auf, wie sonderbar leicht ihm die Bewegung fiel. Sein Körper schien viel weniger zu wiegen als gewöhnlich. »Ist … sonst noch jemand hier?« fragte er zögernd. »Ich.« Kyles Stimme kam irgendwo von links, und sie klang gepreßt und verriet Hartmann, daß der Megamann verletzt war. »Aber ich an Ihrer Stelle wäre ruhig, bis wir genau wissen, wo wir sind.« Hartmann ersparte sich eine Antwort. Statt dessen setzte er sich vorsichtig auf, griff in die rechte Tasche seiner Jacke und zog eine winzige Taschenlampe heraus. Er brauchte vier Versuche, bis er sich eingestand, daß das Gerät den Sturz auf den Boden weniger gut überstanden hatte als er. Ein kaum hörbares Klicken war das einzige Ergebnis, als er den Schalter mehrmals vor- und zurückschob. Enttäuscht ließ er die Lampe wieder sinken, griff abermals in die Tasche und zog die halbleere Zigarettenpackung und sein Feuerzeug hervor. Die winzige gelbe Flamme schuf einen Bereich flackernder Helligkeit, der gerade ausreichte, seine eigene Hand und ein Stück seines Unterarms zu erkennen, und das Zischen des ausströmendes Gases schien die Dunkelheit dahinter mit wisperndem, unheimlichem Leben zu erfüllen. Hartmann schwenkte das Feuerzeug herum, bis der Lichtschein auf Nets bleiches Gesicht fiel. Sie blinzelte in der plötzlichen Helligkeit, und er sah, daß sie verletzt war. Ihr Gesicht war bleich und dunkel von eingetrocknetem Blut, und auch auf ihrer Jacke hatte sich ein häßlicher Fleck gebildet. Das Feuerzeug in seiner Hand wurde so heiß, daß er den Daumen hob und die Flamme erlöschen ließ. Er mußte vorsichtig damit sein. Wie es aussah, war das winzige Feuerzeug zumindest im Augenblick ihre einzige Lichtquelle. »Kyle?« fragte er. »Ich bin hier.« Die Stimme des Megamannes drang irgendwo aus der Dunkelheit. »Kommen Sie her. Ich brauche Ihre Hilfe.« »Hilfe?« Hartmann war verwirrt, aber gleichzeitig auch ein wenig alarmiert. Wozu um alles in der Welt brauchte jemand wie Kyle seine Hilfe? Behutsam drehte er sich herum, hob die Hand und ließ das Feuerzeug gerade lange genug aufflammen, um einen Schatten vor sich zu erkennen. »Warte hier«, sagte er, an Net gewandt, während er auf Händen und Knien loskroch. Erneut spürte er, daß er irgendwie … leichter geworden war? »Fällt mir nicht ein«, antwortete Net. »Ich werde einen kleinen Spaziergang machen, bis du  zurückkommst.« Hartmann lächelte – nicht einmal so sehr wegen Nets Antwort, sondern vielmehr, weil sie ganz selbstverständlich wie er zum vertrauten Du übergewechselt war. Er benutzte sein Feuerzeug noch zweimal, dann stießen seine tastenden Finger auf Widerstand. Kyles Gesicht. Er ließ die Hand einen Sekundenbruchteil länger darauf ruhen, als nötig gewesen wäre. Kyles Haut fühlte sich heiß und trocken an, obwohl sie von einem dünnen Schweißfilm benetzt war. Er konnte spüren, wie schnell und ungleichmäßig sein Puls ging. Hartmann erschrak. Er hatte Kyle bisher für unverwundbar gehalten. Aber vielleicht waren selbst die unheimlichen Regenerationskräfte des Megamannes irgendwann einmal erschöpft. »Was ist mit Ihnen?« fragte Hartmann. »Ich bin verletzt«, antwortete Kyle. »Aber das spielt keine Rolle. Können Sie aufstehen?« »Sicher«, antwortete Hartmann. »Sie sind verletzt? Wo? Ist es schlimm?« »Meine Beine«, antwortete Kyle. Hartmann hob sein Feuerzeug und wollte sich vorbeugen, aber Kyle ergriff blitzschnell sein Handgelenk und hielt es mit so eiserner Kraft fest, daß Hartmann vor Schmerz zusammenzuckte. »Ich sagte doch, es spielt keine Rolle«, sagte Kyle noch einmal. »Außerdem glaube ich nicht, daß Sie das wirklich sehen wollen.« »Oh«, sagte Hartmann nur. »Stehen Sie auf«, wiederholte Kyle. Diesmal gehorchte Hartmann ohne Widerspruch. »Treten Sie an den Transmitter heran«, befahl Kyle. »Er befindet sich genau hinter mir. Sie müssen versuchen, ihn einzuschalten. Ich würde es selbst tun, aber ich kann nicht aufstehen.« Hartmann streckte tastend wie ein Blinder beide Arme aus, machte einen Schritt und fühlte glattes Metall unter den Fingern. Er wollte sein Feuerzeug wieder entzünden, aber Kyle rief ihn mit scharfer Stimme zurück. »Lassen Sie das! Das Gas reicht nicht ewig, und Sie werden das Licht vielleicht noch bitter nötig brauchen.« »Ich denke, Sie können im Dunkeln sehen?« fragte Hartmann. »Das kann ich«, antwortete Kyle ruhig. »Sie

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