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Der Spion, der aus der Kälte kam

Titel: Der Spion, der aus der Kälte kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Zunächst richtete die Vorsitzende das Wort an ihn.
    »Zeuge, wie ist Ihr Name?« fragte sie.
    »Alec Leamas.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Fünfzig.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Aber Sie waren es.«
    »Jetzt bin ich es nicht.«
    »Ihr Beruf?«
    »Bibliotheksassistent.«
    Fiedler intervenierte verärgert. »Sie waren aber früher beim britischen Geheimdienst angestellt, oder?« stieß er hervor.
    »Jawohl. Bis vor einem Jahr.«
    »Das Gericht hat den Bericht Ihres Verhörs gelesen«, fuhr Fiedler fort. »Ich möchte, dass Sie dem Gericht nochmals die Unterhaltung schildern, die Sie mit Peter Guillam irgendwann im Mai letzten Jahres hatten.«
    »Sie meinen, als wir von Mundt sprachen?«
    »Ja.«
    »Ich habe es Ihnen erzählt: Im Rondell, das ist unsere Zentrale in London, lief mir Peter auf dem Korridor in den Weg. Ich wußte, dass er mit dem Fall Fennan zu tun gehabt hatte. Ich fragte ihn, was aus George Smiley geworden wäre. Wir kamen dann auf Dieter Frey zu sprechen, der gestorben, und Mundt, der in den Fall verwickelt war. Peter sagte, nach seiner Meinung habe Maston nicht gewünscht, dass Mundt gefaßt werde - Maston war es, der damals die Sache unter sich hatte.«
    »Wie erklären Sie sich das?« fragte Fiedler.
    »Ich wußte, dass Maston den Fall Fennan ziemlich verwirrt hatte. Ich nahm an, er wolle vermeiden, dass durch Mundts Erscheinen vor Gericht Staub aufgewirbelt würde.«
    »Wäre Mundt im Fall seiner Verhaftung vor einem regulären Gericht angeklagt worden?« schaltete sich wieder die Vorsitzende ein.
    »Das wäre darauf angekommen, wer ihn faßte. Wenn die Polizei ihn erwischt hätte, wäre ans Innenministerium Meldung gemacht worden. Danach hätte keine Macht der Erde mehr die Anklage gegen ihn unterdrücken können.«
    »Und wenn Ihr Geheimdienst ihn gefaßt hätte?« erkundigte sich Fiedler.
    »Oh, das ist etwas anderes. Wahrscheinlich hätte man ihn verhört und dann gegen einen unserer hochgegangenen Leute auszutauschen versucht. Oder man hätte ihm gleich eine Fahrkarte gegeben.«
    »Was heißt das?«
    »Man hätte ihn abgestoßen.«
    »Ihn liquidiert?« Fiedler stellte jetzt alle Fragen, und die Mitglieder des Gerichtes schrieben eifrig in ihren Akten.
    »Ich weiß nicht, was man da macht. Ich habe mit solchen Dingen nie etwas zu tun gehabt.«
    »Ist es nicht möglich, dass man versucht hat, ihn umzudrehen?«
    »Möglich schon. Aber sie hatten keinen Erfolg.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ach, du meine Güte, ich habe Ihnen das immer wieder erklärt. Ich bin schließlich nicht nur ein untergeordneter Mann gewesen. Ich war viele Jahre lang Leiter der Berliner Organisation. Wenn Mundt einer von unseren Leuten gewesen wäre, hätte ich das gewußt. Ich hätte gar nicht anders gekonnt, als es zu wissen.«
    »Ganz recht.«
    Fiedler schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein, vielleicht weil er davon überzeugt war, dass der Rest des Gerichtes nicht damit zufrieden sein konnte. Er wandte sich nun der Operation »Rollstein« zu, ließ Leamas eine Schilderung der besonderen Sicherheitsmaßnahmen geben, die für die Bearbeitung des Aktes erlassen worden waren, fragte ihn nach den Briefen an die Banken in Stockholm und Helsinki, und berichtete von der Antwort, die darauf eingetroffen war.
    Indem er sich an das Gericht wandte, erklärte er dann: »Aus Helsinki haben wir keine Antwort bekommen. Ich weiß nicht, warum. Aber erlauben Sie mir, dass ich den ganzen Vorgang noch einmal zusammenfassend wiederhole: Leamas deponierte am 15. Juni Geld. Unter den Papieren, die Sie vor sich haben, befindet sich das Faksimile eines Briefes der Königlich-Skandinavischen Bank, adressiert an Robert Lang. Robert Lang war der Name, unter dem Leamas das Kopenhagener Depositenkonto eröffnete. Aus diesem Brief (er trägt die Nummer zwölf in Ihren Akten) geht hervor, dass die ganze Summe von zehntausend Dollar eine Woche nach Eröffnung des Kontos vom zweiten Verfügungsberechtigten wieder abgehoben worden ist. Ich denke«, fuhr Fiedler fort, wobei er mit dem Kopf auf die bewegungslose Gestalt Mundts in der vorderen Reihe deutete, »es wird vom Angeklagten nicht bestritten werden, dass er am 21. Juni in Kopenhagen war, angeblich zur Ausführung eines Geheimauftrages der ›Abteilung‹.«
    Nach einer kleinen Pause fuhr er fort:
    »Leamas' Reise nach Helsinki - die zweite, die er machte, um Geld zu deponieren - fand um den 24. September herum statt.« Er erhob seine Stimme und blickte direkt auf Mundt. »Am 3.

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