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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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sein. Helle Steine leuchteten durch die Wellen. Amman Sachs erkannte, dass die Engländer sich hier gut auskennen mussten, wenn sie so nahe an den Untiefen vor Anker gingen und über die Riffe an Land ruderten.
    Die Küstenlinie hob sich aus dem Meer empor, je näher sie dem Ufer kamen. Die Gig hielt auf einen strandartigen Abschnitt zu, der von zwei niedrigen, mannshohen Klippen eingefasst war. Bald war am Strand, der aus grobem weißem Kiesel bestand, ein primitives Lager zu sehen, nicht mehr als eine Feuerstelle und ein paar Vorratsfässer. Doch je näher das Beiboot dem Ufer kam, desto mehr Männer waren im Lager auszumachen. Sachs erkannte, dass sie damit beschäftigt waren, Vorräte zu transportieren. Schwere, offenbar gefüllte Wasserfässer wurden ans Ufer gewuchtet, Früchte in Körben herangetragen und große Schildkröten, denen die Beine festgebunden waren, aufeinander gestapelt.
    »Sind wir auf den Caymanes?«, fragte Sachs leise den neben ihm sitzenden Kapitän, um nicht die Aufmerksamkeit der Wachen zu erregen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete der Angesprochene, ebenfalls bemüht, nicht die Lippen zu bewegen. »Aber das Land scheint mir zu groß zu sein. Die Caymanes sind nur zwei winzige Eilande. Auf einem gibt es eine vom Meer deutlich sichtbare Erhebung. Das Land da vor uns aber ist blank wie eine Platte.«
    Die Gig konnte nicht ganz bis ans Ufer fahren; sie lief vorher knirschend auf Grund. So stiegen bis auf die Ruderer alle ins Wasser. Sachs fühlte unter den Stiefeln scharfe Kanten, die sich bis in die Fußsohlen durchdrücken. Es war mühsam, an Land zu waten, auch wenn das Wasser nur knietief war.
    Als sie den Kieselstrand endlich erreicht hatten, erkannte der Fugger-Agent, dass die niedrigen Bäume aussahen, als wäre ein Sturm darüber hinweggefegt. Hinter der Küstenlinie schien das Land zudem in eine Senke abzufallen, von der ein moderiger Geruch aufstieg. Dort – unsichtbar von See aus – waren niedrige Hütten errichtet worden. Was für ein raffinierter Platz, überlegte Sachs. Da es keinen Hafen gab, war der kleine Stützpunkt von vorbeifahrenden Schiffen nicht zu entdecken.
    Sachs und die anderen wurden zu einer der fensterlosen Hütten geführt, die aus massiven Holzstämmen erbaut waren und ein Dach aus Palmenblättern besaßen. Als Sachs an den Bauten vorbei in die dahinter liegende Senke blickte, begriff er auch, was diesen seltsamen Landungsplatz für die Engländer so anziehend machte: Die Senke war am Boden mit Wasser gefüllt, offenbar Regen- und somit Süßwasser. Absolut überlebenswichtig für die Seeleute. Die Briten hatten hier eines der wertvollen Süßwasserreservoirs erschlossen, das nicht unter der Kontrolle der Spanier zu sein schien.
    Gleichzeitig sorgte die strategisch geschickte Lage dafür, dass der Stützpunkt nicht im Verband angegriffen werden konnte – jedenfalls nicht von der Wasserseite aus. Die Besatzungen mussten ja in Beibooten an den Strand übergesetzt werden. Und die Schildkröten stellten einen zusätzlich verfügbaren Nahrungsmittelvorrat dar, der sich gut lagern und frisch halten ließ.
    Damit war klar, um was es den Engländern bei der ganzen Aktion mittlerweile ging: Dieses Lager war ein idealer Stützpunkt, um Geiseln zu verstecken. Ein unbekannter Landungsplatz in einem unbekannten Land – wahrscheinlich auf einer unbekannten Insel in einem noch weitgehend unbekannten Meer. Ein Lager, das sich selbst versorgen konnte, zumindest vorübergehend, solange die Geiseln versteckt werden mussten.
    Als Sachs mit den anderen die Hütte betrat, erblickte er im halbdunklen Innern einen Mann, der mit dem Rücken zu ihnen stand und den Raum zu kontrollieren schien. Als er die Ankömmlinge bemerkte, dreht er sich um. Der Mann war von schwarzer Hautfarbe, jedoch auf nachlässige Weise nach Art eines spanischen Edelmannes gekleidet. Vorn im Gürtel hatte er einen kostbaren goldenen Säbel stecken. Der Mann lächelte aufreizend.
    »Willkommen auf Pedro’s Pinnacles«, sagte er nach einer Pause in nahezu perfektem Spanisch. Der Unbekannte schien seiner Hautfarbe nach ein Cimarrones zu sein, ein entlaufener oder freigelassener Sklave der Spanier. Hier jedoch schien er das Kommando zu führen.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Amman Sachs.
    »Pedro natürlich! Ihr seid Gäste auf meiner Insel!« Wieder lächelte der Schwarze selbstbewusst und mit einer Souveränität, die den Fugger-Agenten verunsicherte. Er kannte Schwarze bisher nur als unterwürfige Sklaven;

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