Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
Vom Netzwerk:
dieser Pedro jedoch war eine Führungspersönlichkeit, mit dem selbstverständlichen Stolz und der beeindruckenden Würde ausgestattet wie die Mexikanerin Tecuichpo, die schweigend neben ihm in die Hütte getreten war.
    »Ihr habt von den Spaniern, denen Ihr dient, die schlechte Angewohnheit übernommen, keinen anderen Menschen neben Euch zu akzeptieren als Euresgleichen.«
    Sachs fuhr beim Klang der Stimme herum. Unbemerkt hatte noch jemand die Hütte betreten: Francis Drake.
    »So schnell sieht man sich wieder, Hohensax«, fuhr Drake in perfektem Spanisch fort. »Und diesmal reist Ihr gleich in Begleitung von zwei Damen – eine davon sehr exotisch. Willkommen auf dieser Pirateninsel.«
    »Wo sind wir hier?«, fragte Sachs.
    Drake lachte. »Ihr interessiert Euch immer noch für die falschen Dinge«, antwortete er. »Ich an Eurer Stelle hätte mich gefragt, was ich hier eigentlich soll, oder wie man mich auf den Weiten des Meeres hat finden können, oder wie ich von dieser Insel wieder herunterkomme. Ihr aber wollt zuerst wissen, wo Ihr seid.« Wieder lachte Drake, als hätte er soeben die lustigste Geschichte seines Lebens erzählt, und auch der Schwarze schien sich auf Kosten des Fugger-Agenten zu amüsieren.
    Amman Sachs versuchte derweil, sein Erstaunen zu verbergen, dass er offenbar gezielt an Bord der
Aviso
überfallen und entführt worden war. Man hatte ihn mit Berechnung verschleppt! Aber was machte ihn so wertvoll, dass die Engländer einen solchen Aufwand betrieben? Und wieso ließ man ihn erst in London laufen, um ihn dann unter dramatischen Umständen doch wieder gefangen zu nehmen?
    Irgendetwas musste in den Tagen zwischen den Geschehnissen in London und ihrer Ankunft vor Hispaniola passiert sein, das seine Situation und seinen Status grundlegend verändert hatte.
    Sachs überlegte. Nein, sagte er sich dann, es musste zwischen Brüssel und Lissabon passiert sein; sonst wäre nicht genug Zeit gewesen, Drake loszuschicken, dass er ihnen eine Falle stellte.
    Drake fuhr fort: »Nun, wie mein Freund Pedro bereits sagte, heißt dieser Ankerplatz hier ›Pedro’s Pinnacles‹. Auch die Insel, auf der wir uns befinden, trägt diesen Namen. Sie ist noch auf keiner Karte eingezeichnet, außer auf meiner persönlichen Seekarte. Wir haben dieses Eiland letztes Jahr entdeckt, als wir nach meinem Überfall auf eine spanische Karawane in Panama auf der Suche nach frischem Wasser hier vorbeikamen.«
    Der Kapitän der
Aviso
, der bisher geschwiegen hatte, meldete sich zu Wort: »Das wart Ihr? Es heißt, der Angreifer sei Franzose gewesen – und er sei enthauptet worden!«
    Der Schwarze lachte wieder. »Du sprichst von Kapitän Jean le Testu. Richtig. Den habt ihr Spanier geköpft und ihm das Herz herausgeschnitten, dabei war er nach einem Bauchschuss eh schon halb tot. Was für Barbaren ihr Spanier doch seid. Ihr kennt keine Gnade. Und dabei waren wir mit eurem Gold und Silber längst auf und davon.« Während er sprach, zog er seinen goldenen Säbel und ließ den Daumen der freien Hand über die scharfe Klinge wandern. »Das ist Jean le Testus Waffe. Nicht mal die haben du und deine Leute bekommen.«
    Für einen Augenblick wechselten der Schwarze und der Kapitän der
Aviso
funkelnde Blicke; dann drehte der Spanier sich weg und wandte sich demonstrativ an Francis Drake: »Kann es sein, dass dies eine unbekannte dritte Insel der Caymanes ist?«, fragte er.
    Drake sah ihn statt einer Antwort nur schweigend an, als wüsste er nicht, was er erwidern sollte. Der Kapitän nickte, als hätte er doch die Information bekommen, auf die er aus gewesen war.
    Dann erkundigte er sich nach dem Schicksal seiner Männer: »Was habt Ihr mit meiner Mannschaft vor?«
    Drake spitzte den Mund, als wüsste er auch darauf keine passende Antwort, und blickte zum Schwarzen hinüber. Dann aber sagte er: »Wahrscheinlich werden wir sie in einem spanischen Hafen an Land setzen. Es ist ja ein spanisches Schiff unter spanischer Flagge, das besondere Privilegien genießt. Da wird es wohl keine Schwierigkeiten machen, einen eurer Häfen unbeschadet zu erreichen. Was ihr an nennenswerter Fracht an Bord hattet, haben wir ja schon hier bei Pedro in Sicherheit gebracht.« Bei diesen Worten blickte er dem Fugger-Agenten in die Augen. »Alles, was sonst noch von Wert ist, schaffen meine Leute im Augenblick an Land.«
    Amman Sachs überlegte, was der Engländer mit »wertvoller Fracht« noch meinen könnte, und erinnerte sich dann, was ein Depeschenboot

Weitere Kostenlose Bücher