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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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wurde und sich der eichene Türflügel in seinen Angeln öffnete. Ein Kontorgehilfe ließ die Ankömmlinge mit einer freundlichen Bemerkung und einem aufdringlichen Blick auf die Frau herein, ehe er die Tür sorgsam wieder verschloss und Sachs und Tecuichpo zum Hauptkontor führte, wo der Faktor an seinem Schreibpult stand und so tat, als würde er ihr Kommen nicht bemerken.
    Amman kam die Verstellung des düsteren Mannes, der wie stets schwarze Kniehosen und ein schwarzes Samtwams trug, albern vor, doch er hüstelte artig, um ihre Ankunft anzukündigen. Und tatsächlich ließ der Faktor sich dazu hinreißen, den Überraschten zu spielen.
    »Ah, mein guter Herr Sachs! Ihr seid heute aber sehr früh dran. Wir hatten Euch erst deutlich später erwartet.«
    Amman war die Überschwänglichkeit des Faktors unangenehm. Er ermahnte sich, die Initiative zu übernehmen, wie er es vorgehabt hatte.
    »Ja, Meister de Alcácer. Aber ich fürchte, wir müssen den unabänderlichen Tatsachen ins Auge sehen. Der
Flor de la Mar
muss ein Unglück zugestoßen sein; sie ist nun schon mehr als deutlich verspätet. Wir hätten längst Nachricht von ihr erhalten müssen. Ich möchte Euch daher bitten, einen Kurier nach Augsburg zu schicken und dort zu melden, dass wir mit einem Verlust von Schiff und Ladung zu rechnen haben. Und um neue Weisung zu bitten, wie wir uns verhalten sollen.« Sachs machte eine Pause, ehe er hinzufügte: »Auch der spanische Hof sollte möglichst schnell informiert werden.«
    Das Gesicht des Fugger-Faktors zeigte ein gemeines Lächeln.
    »Ihr seit in Begleitung unterwegs, Sachs? Dies hier ist ein Kontor, kein
teatro obskura.
«
    Der Angesprochene fühlte, dass sein Gegner ihn aus dem Gleichgewicht bringen wollte, indem er sich weigerte, auf Sachs’ Äußerung einzugehen, und ihn stattdessen provozierte. Für den Faktor waren Indios offensichtlich nicht mehr als exotische Tiere oder Jahrmarktsattraktionen. Amman kochte innerlich, zwang sich jedoch, dem Schlagabtausch standzuhalten.
    »Ein
teatro
sicherlich nicht, Herr«, sagte er. »Von einem Kontor aber ist es nicht immer sehr weit bis zu einem Kabinett, und Ihr habt hier ja bereits so manche Kuriositäten zusammengetragen.« Jetzt war es an Amman, ein überhebliches Lächeln zu zeigen. »Leiht Ihr mir Euer Pult und Eure Feder, dass ich rasch die Meldung nach Augsburg aufsetzen kann? Und habt Ihr einen geeigneten Mann da, der die Depesche besorgen kann?«
    Die Miene des Faktors verfinsterte sich, und Sachs sah im Zwielicht der geschlossenen Fensterläden die Augen Batalha de Alcácers böse funkeln. Am liebsten hätte der Faktor seinem Widersacher ins Gesicht geschlagen, doch Alcácer riss sich zusammen.
    »Sicher dürft Ihr das, Sachs. Nehmt Euch Pergament und Tinte. Es ist frische chinesische Tinte, erst gestern aus dem fernen Osten angekommen. Ich werde derweil schauen, ob ich einen vertrauenswürdigen Boten für Euren Auftrag beschaffen kann. Bestimmt wird sich irgendein Halunke finden lassen, der das Kuvert zumindest bis nach Madrid bringt. Von dort kann es vom regelmäßigen Reiter weiter befördert werden. Nur zu, fühlt Euch wie zu Hause in meinem Kabinett.«
    Damit verschwand der Faktor aus dem Zimmer, und Amman hörte, wie er sich leise fluchend in den rückwärtigen Bereich des Hauses entfernte. Er selbst nahm ein Pergament aus dem Fach des Studierpults und machte sich daran, in kurzen klaren Worten seinen Bericht abzufassen. In den Augenwinkeln verfolgte er, wie Tecuichpo begann, den Raum langsam abzuschreiten und zu erkunden, indem sie sich jedes Detail genau anschaute. Vor allem ein großer Schrank mit allerlei Kodizes, Schriftrollen und Karten schien sie zu interessieren. Auch die wenigen Bilder an den Wänden – Porträts zumeist – erregten ihre Aufmerksamkeit.
    Der Fugger-Agent war mit seinem Brief noch nicht ganz fertig, als ein Tumult im hinteren Bereich des Hauses ihn von der Arbeit ablenkte. Offensichtlich war ein Bote eingetroffen, der nun lautstark den Faktor zu sprechen wünschte. Augenblicklich schien das ganze Haus in spürbare Aufregung versetzt zu sein. Schließlich kam der Kontorgehilfe, der Sachs und die Mexikanerin vorhin eingelassen hatte, ins Arbeitszimmer.
    »Herr, es wurden Segel gesichtet!«, meldete er. »Gegen Abend zu, von der offenen See her. Es können also keine Küstenfahrer sein.«
    Amman Sachs überkam neue Hoffnung.
    Ein Schiff!
Das
Schiff?
    Er hielt mit dem Schreiben inne, steckte den Federkiel ins Tintenfässchen

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