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Der Spion der Fugger Historischer Roman

Der Spion der Fugger Historischer Roman

Titel: Der Spion der Fugger Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Kessing
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Nur über eine hölzerne Leiter erreichte man den Eingang, der vielleicht zehn Ellen über Grund lag.
    Unten im Burgfried gab es noch ein tür- und fensterloses Verlies, in dem in vergangenen Zeiten schon manche Übeltäter ein schändliches Ende gefunden hatte. Und Amman Sachs hatte sich die letzten Wochen selbst darum gekümmert, dass der Lukendeckel, der das Verlies nach oben hin abschloss und durch das die Gefangenen hinuntergestoßen werden konnten, neue eiserne Scharniere und Riegel bekam.
    Amman Sachs verließ den Burgfried und stieg die neue, hölzerne Stiege hinunter in den Burghof. Das Dach des dreigeschossigen Pallas, des gewaltigen, über fünfzig Ellen langen Wohn- und Prachthauses, war mit Schiefertafeln neu eingedeckt worden. Die Wände waren noch in recht gutem Zustand gewesen und hatten nur da und dort ein wenig ausgebessert werden müssen. Doch die in Blei gefassten Glasfenster waren ein unerhörter Luxus gewesen, den diese Burg nie zuvor gesehen hatte.
    Nicht ohne Besitzerstolz schritt Amman Sachs den Burghof ab. Er blickte in den neu gefassten Brunnen, der in die Zisterne führte, die vom Schutt und Unrat der Jahrhunderte befreit worden war. Den großen Wasserspeicher zu reinigen und neu abzudichten war damals die erste Arbeit der herbeigerufenen Handwerker gewesen. Denn frisches Wasser hatten auch sie bei der Arbeit gebraucht. Und die mit Arbeitsbeginn einsetzende Schneeschmelze in den umliegenden Bergen hatte für reichlich Wasser in den Speichern gesorgt.
    Es war ein glückliches Gefühl gewesen, das alte Gemäuer sich wieder mit Leben füllen zu sehen. Bald waren auch die eher verschlossenen Menschen dieses Landstrichs gekommen, um nach Arbeit zu fragen und sich nach dem Grund für die neue Geschäftigkeit auf Hohensax zu erkundigen. Rasch hatte sich die Legende verbreitet, der König von Spanien mit seinem Gefolge würde kommen und auf Hohensax wichtige Verhandlungen führen. Und nun weilte König Philipp tatsächlich schon seit fast einer Woche in der hübsch herausgeputzten Burg und wartete auf seinen Bankier, dem er gehörig die Leviten lesen wollte.
    Aber das wussten die Fugger natürlich nicht. Amman Sachs fragte sich, ob die Augsburger Gesandten diesmal das gegen sie selbst gerichtete Komplott bemerken würden; schließlich trug die Burg, auf der Phillip sich mit ihnen treffen wollte, den Namen ihres Agenten, den sie in der karibischen See ertränkt zu haben glaubten, der aber soeben vom Bergfried mit eigenen Augen gesehen hatte, dass die Prachtkutschen der Fugger auf dem Weg hierher waren. Und diese Kutschen standen nur dem Regierer, dem Hauptfaktor und den mitreisenden Mätressen zur Verfügung. Also hatten die hohen Herren sich wohl tatsächlich selbst auf den Weg gemacht, eine neue Groß- Transaktion abzuschließen.
    Amman Sachs schätzte, dass der Tross aus Augsburg noch bis in die Abendstunden brauchen würde, um die Burg zu erreichen. Er ging zu den Stallungen und Wirtschaftsgebäuden, wo die Handwerker noch mit einigen letzten Arbeiten beschäftigt waren. Die Bauten waren fast so groß wie der Pallas, aber längst nicht so hoch. Der Burgherr schaute in die Vorratkammern und genoss für einen Augenblick den angenehmen Geruch von geräucherten Speckseiten, zum Trocknen aufgehängten Kräutern und frischem Fleisch.
    Ja, Burg Hohensax war wieder zu einem Zuhause geworden, schöner sogar, als Sachs es von seinen Kindertagen her kannte. Einen schmerzlichen Augenblick lang dachte er an Johanna, an die er so lange nicht mehr hatte denken müssen. Wenn dies alles hier vorbei war, würde er noch einmal nach Augsburg reisen und sie fragen, ob sie mit ihm die alte Herrschaft am Alpenrhein wieder aufnehmen wolle.
    Als Sachs die Tür der Vorratskammern verschloss und sich umdrehte, um zurück zum Pallas zu gehen, sah er Alfonso de Escobar, den spanischen Cancellarius, auf sich zu kommen.
    »Ein Reiter wurde geschickt. Die Fugger werden gegen Abend die Feste erreichen«, sagte er.
    »Ich weiß«, antwortete Amman Sachs. »Ich sah sie oben vom Turm. Sie mühen sich noch redlich durch den Morast des Fahrdamms. Aber Ihr kennt das ja. Es ist alles bereit. Also lassen wir sie ein.«
    Zusammen gingen die beiden Männer zurück zum großen Wohnhaus. »Wollt Ihr ihnen ein Tag Ruhe gönnen?«, fragte Sachs, als sie durch die große Eichentür das Gebäude betraten. »Oder wird Seine Majestät die Gäste gleich heute noch empfangen? Ich habe einen Boten nach Gams reiten lassen, um noch ein paar

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