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Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me

Titel: Der Spion, der mich jagte - Green, S: Spion, der mich jagte - The Spy Who Haunted Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zählen jetzt, alles Trends und Vorhersagen. Verdammte Erbsenzähler!« Sie sah mich nachdenklich an. »Wie hast du es denn geschafft, uns aus dem Weg zu gehen, Shaman?«
    »Schön, dich wiederzusehen, Nickie«, sagte ich nüchtern. »Willst du mich nicht deinem Freund vorstellen?«
    Nickie lächelte den älteren Gentleman neben sich, der gedankenverloren in die Ferne starrte, liebevoll an. »Aber ja. Das ist ein Kollege von mir, Shaman. Darf ich dir eine der lebenden Legenden der CIA vorstellen, Stephen Victor. Er befindet sich auf seiner Abschiedsreise durch Europa.«
    Ich kannte den Namen. Damals in den Siebzigern war er ganz klar ein Major Player gewesen. Er war für seine Masche bei Frauen bekannt. Eine Ein-Mann-Honigfalle, nach allem, was man so hörte. Frauen aller Parteien des Kalten Krieges konnten es nicht erwarten, mit ihm ins Bett zu springen und ihm alle Geheimnisse zu verraten, die sie kannten. Er konnte erst Anfang Sechzig sein, sah aber ungefähr zwanzig Jahre älter aus. Er hatte einen großen, beinahe adligen Kopf, nur wenig eingefallen, mit einer Mähne silbergrauen Haars; aber auch wenn sein Mund einen entschlossenen Zug aufwies, wirkten seine Augen vage und weit weg. Er hatte das etwas ramponierte Aussehen eines Mannes, der von jemand anderem angezogen worden war. Er lächelte leicht in meine Richtung, als Nickie ihm meinen Namen nannte, und schüttelte meine Hand mit einem festen, männlichen Händedruck, aber hinter seinen Augen war niemand zu Hause. Er war nur die Hülle des Mannes, der er einmal gewesen war und nur hier, um öffentlich zur Schau gestellt zu werden. Er ließ meine Hand los und starrte weiter ins Nichts.
    »Er ist hier, um ein paar alte Jagdgenossen zu besuchen und ein paar wenige alte Freunde und auch Feinde zu treffen«, meinte Nickie. »Ich hoffe, dass er aus ihnen ein paar Geheimnisse herausbekommt, bevor er sich zur Ruhe setzt. Armer, alter Kerl. Man kann ihn nicht mal mehr zur Züchtung verwenden. Keine Sorge, Shaman, wir können sagen, was wir wollen. Er ist taub wie ein Pfosten.«
    »Ich denke, so werden wir alle enden«, sagte ich.
    »Nicht, wenn ich etwas zu sagen habe«, sagte Nickie bestimmt. »In dem Moment, in dem ich vergesse, wie viel eins und eins ist, bin ich entschlossen, mit dem Bungee-Jumping über aktiven Vulkanen anzufangen. Ich werde mich verabschieden, solange ich noch ich selbst bin. Sieh ihn dir nur an. Er weiß nicht, ob es Dienstag ist oder peng. Ich bin genauso gut seine Krankenschwester wie auch seine Leibwächterin. Als er das letzte Mal in London war, hat unser Botschafter ihn der Queen vorgestellt. Und er hat ihr einen Heiratsantrag gemacht!«
    »Wirklich? Was hat Ihre Majestät geantwortet?«
    »Das weiß keiner«, meinte Nickie düster. »Aber Prinz Philip hatte danach umso mehr zu sagen.«
    Ich grinste, entschuldigte mich und wanderte weiter. Stephen Victor, ein großer Verführer seiner Generation, war nur noch ein Haufen Knochen in einem verknitterten Anzug. War das alles, auf das ich mich freuen konnte? War das meine Zukunft, wenn ich so lange lebte? Ein Relikt der Vergangenheit? Würden alle meine Triumphe und Errungenschaften mich als vage respektierte Legende enden lassen? Nur ein weiterer vorzeitig gealterter Agent, der sich in den Erinnerungen an die Vergangenheit verlöre? Nein. Die Chancen standen hoch, dass ich jung und sehr blutig sterben würde. Wie die meisten aktiven Agenten.
    Ich sah mich nachdenklich um. Die CIA war nicht der einzige ausländische Geheimdienst, der heute auf der Jobbörse Flagge zeigte. Alle größeren Länder und Mächte waren mit Agenten präsent, die Informationen kauften, Einfluss verkauften und vielleicht einen kleinen Mord oder auch eine Sabotage nebenher absprachen. Es war unüblich, so viele in Aktion zu sehen. Aber niemand erhob Einwände. Die Jobbörse kümmert sich nicht darum, wer oder was man war, solange man die Standmiete pünktlich bezahlte.
    Im Großen und Ganzen gaben sich die großen Jungs nicht mit Shaman Bond ab. Er ist zu unwichtig, um sie zu interessieren. Ab und an entschied einer, dass er wissen wollte, was Shaman wusste, und ließ die Hunde auf ihn los - aber irgendwie schien Shaman ihnen immer einen Schritt voraus zu sein und mit Leichtigkeit ihre Fallen und Schmeicheleien zu umgehen. Manchmal kommandieren die großen Jungs ihn nur aus dem Grund herum, ihn daran zu erinnern, wer das Sagen hat. Dann spiele ich gewöhnlich mit. Es ist toll, was man alles erfahren kann, wenn man nur

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