Der Splitter Im Auge Gottes
Verbrechen, oder?«
»Nicht in der Weise, wie ihr es euch vorstellt. Wir haben eigentlich keine Gesetze – aber es gibt Befehlsgeber, in deren Kompetenz vermisstes Eigentum fällt. Sie werden den Lastwagen für einen bestimmten Preis suchen. Es wird einige Zeit dauern, bis mein Meister sich mit ihnen geeinigt hat. Erst wird sie nachweisen müssen, dass ich den Verstand verloren habe.«
»Ich nehme nicht an, dass hier irgendwo ein Raumhafen ist?« fragte Whitbread.
»Wir könnten ihn ohnehin nicht benutzen«, sagte Staley tonlos.
Eine Weile lauschten sie dem Dröhnen des Verkehrs. Dann sagte Potter, »Ich hab’ mir das auch schon überlegt. Ein Raumfahrzeug ist zu auffällig. Wenn bereits ein Funkspruch einen Angriff auf die Lenin provozieren könnte, wird man uns wohl kaum erlauben, selber zum Schiff zurückzukehren.«
»Und wie sollen wir je wieder heimkommen?« fragte Whitbread. Gleich darauf wünschte er, er hätte den Mund gehalten.
»’s is’ die alte Sache«, sagte Potter trübsinnig. »Wir wissen mehr, als wir dürften. Und war wir wissen, das ist wichtiger als unser Leben. Ist es nicht so, Mr. Staley?«
»Ja.«
»Ihr wisst nie, wann man aufgeben muss, nicht wahr?« sagte Whitbreads Stimme aus dem Dunkel. Sie begriffen erst nach einigen Augenblicken, dass das Split sprach. »König Peter kann beschließen, euch am Leben zu lassen. Er könnte euch helfen, zur Lenin zurückzukehren. Wenn er überzeugt ist, dass das für uns das beste ist, kann er es arrangieren. Ihr werdet aber keine Gelegenheit erhalten, eine Nachricht zu diesem Kriegsschiff zu senden ohne unsere Hilfe.«
»Quatsch«, rief Staley. »Jetzt spitz mal dein großes Ohr. Du bist ehrlich mit uns gewesen – glaube ich. Jetzt werd’ ich offen mir dir sein. Wenn ich eine Möglichkeit sehe, eine Nachricht zu senden, werde ich das tun.«
»Und danach … danach geschehe Gottes Wille«, sagte Potter ernst.
Wieder hörten sie eine Weile dem Summen des Verkehrs zu. »Du wirst keine Möglichkeit finden, Horst«, sagte schließlich Whitbreads Stimme. »Es gibt keine Drohung, mit der du Charlie oder mich zwingen könntest, ein Braunes anzuweisen, so ein Gerät zu bauen, wie ihr es braucht. Mit unseren Sendern könntet ihr nicht umgehen, selbst wenn ihr einen fändet – nicht einmal ich kann ohne die Hilfe eines Braunen unbekannte Apparate bedienen. Es könnte auch sein, dass es auf dem ganzen Planeten kein geeignetes Gerät gibt.«
»Ach, hör auf«, sagte Staley. »Ihr müsst doch Raumfunk haben, und das elektromagnetische Spektrum hat nun mal nur eine bestimmte Anzahl brauchbarer Frequenzbereiche.«
»Sicher. Aber bei uns bleibt nichts unbenutzt. Wenn wir etwas brauchen, bauen es die Braunen. Wenn wir es nicht mehr brauchen, bauen sie aus den Teilen etwas anderes.
Und ihr braucht etwas, womit ihr die Lenin erreichen könnt, ohne dass jemand davon erfährt.«
»Das würde ich riskieren. Wenn wir eine Warnung an den Admiral senden können, wird er sein Schiff sofort heimbringen.« Horst war fest dazu entschlossen. Die Lenin war vielleicht nur ein Schiff, aber Schlachtschiffe der Präsidentenklasse hatten schon ganze Flotten vernichtet. Gegen Splits ohne Feld würde sie unüberwindlich sein. Er fragte sich, wie er je etwas anderes geglaubt haben konnte. In dem Museum hätte es elektronische Bauteile gegeben, und sie hätten sich eine Art Sender zusammenbasteln können. Jetzt war es zu spät; warum hatte er nur auf das Split gehört.
Sie waren noch etwa eine Stunde unterwegs. Die Kadetten lagen unbequem eingezwängt zwischen harten Kisten im Dunkeln. Staley spürte, wie ihm etwas die Kehle verengte und traute sich nichts mehr zusagen. Vielleicht würde man den Kloß in seinem Hals heraushören, die anderen würden merken, dass er Angst hatte, und das durfte nicht sein. Er wünschte, irgend etwas möge geschehen, ein Kampf, irgend etwas …
Sie hielten mehrmals und fuhren wieder an. Schließlich bog der Lastwagen um eine Kurve und kam mit einem Ruck zum Stehen. Sie warteten atemlos. Die Tür wurde aufgeschoben, und Charlie stand im Scheinwerferlicht vor ihnen.
»Rührt euch nicht«, sagte sie. Hinter ihr standen Krieger, die Waffen im Anschlag.
Mindestens vier.
Horst Staley knurrte erbittert: »Verraten!« Er griff nach seiner Pistole, konnte sie aber wegen seiner beengten Lage nicht ziehen.
»Nicht, Horst!« rief Whitbreads Split. Es zwitscherte und pfiff. Charlie antwortete mit ein paar Summ- und Klicktönen. »Unternehmt jetzt gar
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