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Der Splitter Im Auge Gottes

Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven & Jerry Pournelle
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Zivilisation zu stoßen.
    Und Rod Blaine hatte es getötet.

 
9
Seine Hoheit hat entschieden
     
    Der Palast des Vizekönigs beherrschte Neuschottlands einzige größere Stadt. Sally bestaunte das gewaltige Bauwerk und zeigte begeistert auf die schillernden Farbschlieren, die sich bei jeder Bewegung des Boots verschoben.
    »Woher kommt dieser Effekt?« fragte sie. »Es scheint nicht eine Ölschicht oder so etwas zu sein.«
    »Das ist neuschottisches Urgestein«, erklärte Sinclair. »So was gibt’s sonst nirgends.
    Der Planet besaß kein Leben, bis das Erste Imperium ihn mit Biokeimen ›impfte‹. Der Palast ist aus Felsen gebaut, der noch genauso farbenprächtig ist, wie er einmal aus dem Planeteninneren hervorgequollen ist.«
    »Es ist schön«, sagte sie leise. Der Palast war das einzige Gebäude, das von freiem Grund umgeben war. Neuschottland bestand aus zusammengedrängten Hausgrüppchen, und aus der Luft waren kreisförmige Wachstumsringe wie bei einem Baum deutlich zu erkennen – die Siedlung war nach und nach in immer größere Schutzfelder ›hineingewachsen‹. Sally erkundigte sich: »Wäre es nicht praktischer, jetzt zu einer rechtwinkligen Stadtplanung überzugehen?«
    »Praktischer, och, vielleicht«, meinte Sinclair. »Aber vergessen Sie mal nicht, dass wir zweihundert Jahre Krieg hinter uns haben. Keiner will hier ohne Schutzfeld leben – nicht, dass wir der Flotte und dem Imperium nicht trauen«, fügte er eilig hinzu. »Aber’s is’ halt schwer, alte Gewohnheiten abzulegen. Lieber haben wir’s eng und wissen, dass wir geschützt sind.«
    Das Flugboot kreiste tiefer und landete auf dem zernarbten Lavadach des Palastes. In den engen Straßen unten drängten sich die Menschen in einem freundlichen Durcheinander von Farben und Tönen, und wo man hinsah, leuchteten die Karos von Tartanstoffen. Sally stellte überrascht fest, wie klein und einfach die Sektorhauptstadt eigentlich war.
    Rod ließ Sally und seine Offiziere in einem gemütlichen Aufenthaltsraum zurück und folgte den protokollsteifen flotten Infanteristen, die ihn in den Ratssaal führten. Der Raum war einfach und prächtig zugleich – nackte Felswände bildeten einen schroffen Gegensatz zu bunten Wollteppichen und kunstvollen Wandbehängen. Von den Deckenbalken hingen Kriegsbanner.
    Die Infanteriewachen wiesen Rod einen Sessel an. Unmittelbar vor ihm lag eine Art Podium mit den Sitzen der Ratsmitglieder, das, wie der ganze Saal, von dem erhöhten Thron des Vizekönigs beherrscht wurde. Der eigentliche Mittelpunkt des Saals war jedoch das riesige Solidogramm Seiner Königlichen und Kaiserlichen Hoheit und Majestät Leonidas IX., durch Gottes Gnaden Kaiser der Menschheit. Wenn eine Botschaft vom Thron eintraf, würde dieses dreidimensionale Bild zum Leben erwachen; jetzt war in dem Würfel nur ein Mann von knapp vierzig zu sehen, der die mitternachtsschwarze Uniform eines Flottenadmirals ohne Orden und Auszeichnungen trug. Seine dunklen Augen schienen durch die im Saal Anwesenden hindurchzustarren.
    Der Raum füllte sich rasch … Mitglieder des Sektorparlaments, Offiziere von Heer und Raumflotte, geschäftige Beamte, von nervösen Sekretären umschwärmt. Rod hatte keine Ahnung, was zu erwarten war, aber er bemerkte, dass die hinter ihm Sitzenden ihn hin und wieder mit eifersüchtigen Blicken streiften. Er war bei weitem der rangniederste Offizier in der ersten Reihe der Gästeplätze. Admiral Cranston nahm zwei Sitze weiter links Platz und begrüßte seinen Untergebenen mit einem knappen Kopfnicken. Ein Gong ertönte. Der Zeremonienmeister des Palastes, ein Schwarzer in imposanter schneeweißer Livree, trat auf die Plattform und stieß seinen Amtsstab auf den Boden.
    Eine Reihe von Männern kam hereingeschritten; einer nach dem anderen nahm seinen Platz auf dem Podium ein. Die kaiserlichen Räte wirkten weniger eindrucksvoll als ihre Titel, fand Rod. Sie kamen ihm überarbeitet und nervös vor, doch viele von ihnen besaßen den gleichen Blick wie das Porträt des Kaisers – die Fähigkeit, durch andere Menschen hindurchzusehen, sich auf etwas zu konzentrieren, das anderen verborgen blieb. Sie saßen ruhig auf ihren Plätzen, bis der Gong zum zweiten Mal geschlagen wurde.
    Der Zeremonienmeister warf sich in die Brust und stieß seinen Stab dreimal auf den Boden. »Seine erhabenste Hoheit, Prinz Stefan Juri Alexandrowitsch Merrill, Vizekönig Seiner Kaiserlichen Majestät für die Reichsgebiete jenseits des Kohlensacks. Möge Gott

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