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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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dass Levin sich so in sie verbeißen würde. Der ganze Sinn der Übung war gewesen, ein für Geschäfte günstiges Klima zu schaffen, nicht aber, seine Beziehung zu Levin völlig zu zerschlagen.
    Doch möglicherweise war es besser so. Er hatte diese Seite Levins nicht gekannt, nichts von seiner heimlichen Verachtung für ihn und die anderen Senatoren geahnt, auch wenn er es vermutet hatte. Es war ein Verdacht, den er grundsätzlich bei allen Paladinen hegte. Bei so tiefgreifenden Differenzen war es besser, die Situation jetzt zu klären, statt zu warten, bis Levin seinen Einfluss geltend machte und die Lage noch verschlimmerte.
    In den meisten Fällen existierten eine Reihe von Lösungsmöglichkeiten für eine solche Situation, aber unglücklicherweise hatte Levin die meisten versperrt. Er war einfach nicht der Typ, der Bestechungsgelder annahm oder in jedem Hafen eine andere Braut hatte. Er war natürlich nicht unbestechlich - in seinem langen Leben hatte Mallowes noch nicht einen Menschen getroffen, auf den dieses Adjektiv wirklich zutraf -, aber wo auch immer seine Schwäche lag, sie entsprach nicht dem gängigen Schema.
    Mallowes wünschte sich ehrlich, es hätte eine andere Lösung gegeben. Er hasste es, zweimal in einem Monat zur selben Methode greifen zu müssen. Aber der extrem enge Zeitrahmen und Levins Furcht erregende Absichten ließen ihm keine Wahl.
    Zudem war es bedauerlich, dass Morten nicht mehr zur Verfügung stand. Vielleicht konnte er sich daranmachen, den armen Mann aus Levins Fängen zu befreien, wenn all dies vorüber war, aber vorerst musste das warten. In der Zwischenzeit brauchte Mallowes einen anderen Agenten, der ebenso geschickt und diskret war wie Morten.
    Eine weitere Lektion, die Mallowes in seinen Jahren im Dienst an der Öffentlichkeit gelernt hatte: Niemand war unersetzlich. Wenn man der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus bleiben wollte, musste man immer mindestens drei Leute kennen, die eine bestimmte Aufgabe erledigen konnten.
    Mallowes drückte eine Taste auf seinem Komm, dann wählte er eine Nummer. Er wartete, gab noch ein paar Ziffern ein und unterbrach die Verbindung.
    Dann legte er einen Zahn zu. Vom Moment des Anrufs an blieb ihm eine Stunde, um sein Ziel zu erreichen.
    Für Mallowes fielen sämtliche Orte in Genf in eine von zwei Kategorien: Orte, an denen man ihn erkannte, und welche, an denen das nicht geschah. Die erstere Kategorie teilte sich in mehrere Unterklassen auf, je nachdem, wie wünschenswert es war, an einem bestimmten Ort erkannt zu werden. Aber das waren die beiden Hauptgruppen. Momentan hatte er eindeutig Bedarf an einem Ort der zweiten Kategorie.
    Das Museum für terranische Vorgeschichte war ein solcher. Das von Devlin Stone beim Wiederaufbau Genfs gegründete Museum hatte seine Existenz als Lagerhalle mit einer Menge Schutt begonnen, der den Heiligen Krieg der Blakisten überlebt hatte. Die Objekte wurden gewissenhaft gereinigt und restauriert, und langsam fügte man die Teile der terrani-schen Geschichte wieder zusammen. Irgendwann hatte das Museum genug Exponate beisammengehabt, um die Türen für die Öffentlichkeit zu öffnen, und vor Kurzem hatte es nach dem Eintreffen neuer Stücke seine Ausstellungsfläche fast verdoppelt. Eine gerade erst eröffnete Sonderausstellung mit Möbeln und Elektrogeräten aus dem 25. Jahrhundert, die siebenhundert Jahre Chaos irgendwie überstanden hatten, war das Gesprächsthema der kulturellen Elite Genfs.
    Mallowes war Teil dieses Kreises und legte Wert darauf, häufig im Museum zu erscheinen. So häufig, dass seine Anwesenheit keinerlei Interesse mehr erregte.
    Heute war nicht viel los. Nur Stunden vor der Wahl des nächsten Exarchen hatten die meisten Genfer viel zu viel Interesse an der Gegenwart Terras, um sich für die Vergangenheit ihres Planeten zu interessieren. Mallowes winkte am Eingang mit seinem Mitgliedsausweis und ging geradewegs durch.
    Mitten in der Halle erhob sich vor ihm eine Treppe, die wie weißer Marmor aussah, in Wirklichkeit aber aus einem sehr viel leichteren Kompositmaterial hergestellt war. Am Fußende schien sie kaum breiter als einen Meter und bot gerade für einen Menschen Platz. Während sie drei Meter anstieg, wurde sie allmählich breiter, dann knickte sie scharf nach rechts. Im weiteren Aufstieg wurde sie noch breiter und schloss einen immer größeren Innenraum ein. Die schrägen Wände zu beiden Seiten der Treppe betonten die so entstehende Form einer auf der Spitze stehenden

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