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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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den Kopf. Turk saß neben dem Bett in einem Rollstuhl, ein Bein in einer orangefarbenen Plastikhülle ausgestreckt und vom Boden gehoben. Sein rechter Arm endete in einem bandagierten Stummel knapp über dem Ellbogen. Er war bleich und abgemagert, aber trotz seiner Verletzungen grinste er.
    »Tut auch gut, Sie zu sehen, Sergeant.« Jonahs Stimme klang schwach und dünn, trotzdem aber zwang er sich weiterzusprechen. Er musste es herausfinden. »Die Kompanie... haben wir Ma-Tzu Kai zurückgedrängt? Die Stellung gehalten?«
    »Wir haben sie gehalten, Captain. Unser Ausfall hat sie verwirrt, und die Republiktruppen haben die Gelegenheit genutzt und sind durchgebrochen. Als wir das Munitionsdepot erreicht haben, ist Ma-Tzu Kai geflohen. Bis die Capellaner sich wieder formiert hatten, waren wir alle auf dem Abmarsch. Wir haben zugesehen, dass wir so schnell wie möglich von da wegkommen. Inzwischen sind wir wieder in der Republik.«
    Eine unglaubliche Erleichterung kam über Jonah und schien ihn völlig zu vereinnahmen. Er fühlte sich beinahe körperlos, als wäre er kaum noch vorhanden. Seine Augen tränten, also schloss er sie und wartete, bis sich das Gefühl verzog.
    »Captain?«
    Mühsam öffnete er die Augen. »Es ist alles in Ordnung, Sergeant. Ich bin nur... müde. Ja, das ist es, müde. Was hat uns erwischt, zum Schluss?«
    »Steine, Captain. Eine Menge Steine.«
    »Steine?«
    »Ein Ma-T zu-Kai-Extremreichweiten-Laserschuss hat einen Felsen knapp neben uns gesprengt. Wir waren sozusagen im Weg, als er auseinanderflog.«
    Jonah ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. Von einer Tonne Steine zerschlagen. Das passte ziemlich gut dazu, wie er sich fühlte. »Autsch.«
    »Ich könnte es nicht besser formulieren, Captain.«
    »Wo sind wir jetzt?«
    »Präfektur VI. Nicht weit von Kyrkbacken. Sie waren ziemlich lange weggetreten.«
    »Offenbar.« Sein Mund und Hals waren trocken. Er schluckte, um das Kratzen zu lindern. »Und der Rest der Kompanie? Wie hoch waren unsere Verluste?«
    »Zweiundsechzig Tote, zweihundertzwanzig Verwundete.«
    Entsetzlich. Achtzehn Mann hatten das Schlachtfeld unverletzt verlassen. Als Kampfeinheit existierte Kompanie E nicht mehr. Möglicherweise würde man sie im Laufe der Zeit mit neuen Rekruten wieder aufbauen. Das bedeutete jedoch, die Einheit komplett neu auszuheben. Bei derartigen Verlustzahlen blieben nicht einmal genug gesunde Soldaten für einen Ausbildungskader.
    Und was war mit den übrigen Milizen? Ihre Verluste konnten nicht so verheerend gewesen sein, überlegte Jonah. Sie hatten nicht zwischen Ma-Tzu Kai und deren Ziel gestanden - wie sie. Aber auch ihre Verluste mussten schwer sein. Wie viele hunderte mehr waren auf Kurragin geblieben, für immer außer Reichweite ihrer trauernden Angehörigen?
    Trotzdem blieb es ein Wunder. Über zweihundert von ihnen lebten noch. So gut wie unbewaffnet in einen Selbstmordangriff gegen eine Übermacht getrieben, und die meisten hatten es überlebt. Jeder einzelne Tote schmerzte ihn, aber er staunte, dass es nicht noch weit mehr geworden waren.
    Wieder schloss er die Augen. Er spürte die Tränen kommen und ließ ihnen freien Lauf. »Was für eine Truppe«, sagte er. »Was für eine verdammt gute Truppe.«
    »Ja, Sir.«
    »Haufen Anfänger. Wussten wahrscheinlich gar nicht, dass sie von Rechts wegen alle tot sein müssten.«
    Auf dem Flur näherten sich Schritte. Ein MedTech kam herein, ganz geschäftlich. »Zeit, Ihre Verbände zu wechseln, Sergeant Turk.«
    Er fuhr mit Turk davon und ließ Jonah allein und leer zurück, um an die sterile weiße Decke zu starren. Lange blieb er nicht allein, dann hörte er weitere Schritte, diesmal von zwei Personen.
    Es waren eine Frau, die er nicht kannte, in der Uniform einer Ritterin der Sphäre, und ein Zivilist in einem eleganten Anzug. Das Gesicht des Mannes wirkte vage vertraut. Hatte er ihn schon einmal in den Trividnachrichten gesehen? Er wusste es nicht, und es war zu mühsam, sich daran erinnern zu wollen.
    Die Ritterin lächelte. »Captain Levin! Gut zu sehen, dass Sie endlich wach sind.«
    Endlich?, fragte sich Jonah in Gedanken. Wie lange war ich...
    Bevor er jedoch etwas sagen konnte, ergriff der Zivilist das Wort. »Die Republik steht tief in Ihrer Schuld, Captain.«
    Selbst bei bester Gesundheit wäre es Jonah schwer gefallen, eine gute Antwort auf diese Bemerkung zu finden. In seinem momentanen Zustand hatte er keine Chance.
    »Wenn Sie den Berg nicht gehalten hätten«, erklärte die

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