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Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
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Hauptquartier geschickt hatte, kehrte zurück. »Sir. HQ antwortet: Munitionslieferung nicht möglich. Stellung halten.«
    Jonah schaltete die Kommanlage ab und igelte sich für einen Moment ganz in seiner Pilotenkanzel ein. »Wir sind tot«, stellte er in die Stille hinein fest, dann warf er den Schalter wieder um. »Alle Einheiten, Bericht!«
    »Trupp Eins, keine Munition mehr, Sir. Erbitten Erlaubnis, uns zurückzuziehen.«
    »Verweigert. Stellung halten.«
    »Verstanden, Stellung halten. Trupp Eins aus.«
    »Trupp Zwo. Sie haben uns den Arsch aufgerissen, Sir. Was können Sie uns an Unterstützung geben?«
    »Aufmunternde Worte, Sergeant.«
    »Verstanden, Aufmunterung. Trupp Zwo aus.«
    Der Bericht von Trupp Drei war um nichts ermutigender.
    Vier war noch immer nicht aufgetaucht, und wie schlecht es Fünf ging, sah Jonah selbst. Wohin er auch blickte, MedTechs versorgten die Verletzten, Unteroffiziere überprüften die Stellungen, spärlicher Nachschub wurde ausgeteilt, bis die Kisten leer waren, und zwischen den Toten suchten die Männer nach ungebrauchten Waffenakkus.
    »Beim nächsten Angriff überrennen sie uns«, stellte Sergeant Turk fest.
    »Dann dürfen wir ihnen keine Zeit lassen, sich neu zu gruppieren«, antwortete Jonah. Ihm war die Idee gekommen, als er Trupp Fünf beobachtete. Obwohl es eigentlich weniger ein Plan war als das Eingeständnis, dass ihnen nur noch eine einzige Möglichkeit blieb. Er hatte das Gefühl, mit seiner Linie die ganze Republik halten zu müssen, und solange noch ein Atemzug in seinem Körper steckte, würde er den Feind nicht vorbeilassen.
    Über das Feldtelefon verkündete er: »Achtung, alle Trupps. Auf meinen Befehl zum Sturmangriff. Die Ma-Tzu Kai haben ein Nachschubdepot knapp hinter ihren Linien am Fuß dieses Berges. Das holen wir uns. Nur tragbare Waffen mitnehmen. Bloße Hände, wenn es sein muss. Bestätigung.«
    »Trupp Eins. Aye-aye.«
    »Trupp Zwo. Aye-aye.«
    »Trupp Drei. Aye-aye.«
    Von Trupp Vier immer noch Stille.
    »Trupp Fünnef. Aye-aye.«
    »Auf mein Zeichen«, sagte Jonah. »Im Laufschritt Marsch. Achtung. Ausführung.«
    Jonah stieß den Fahrthebel nach vorne und bewegte die Hornisse mit schwerfälligem Schritt hangab-wärts. Er bremste den Mech bewusst ab, um die Soldaten seiner Kompanie, die ihn begleiteten, nicht zu verlieren. Um ihn her barsten und brachen Bäume und Unterholz. Dann explodierte der Boden um ihn herum und er wusste: Er hatte die Panzerabwehrminen erreicht. Solange er seinem Mech nicht mit einem Fehltritt das Bein abriss, war er durch.
    Er sah Ma-Tzu-Kai-Truppen rechts, links, vor sich... Eine rote Lichtflut brach sich auf dem Sichtschirm und dem Kanzeldach. Ein feindlicher Laser? Ein Flammer? Er konnte es nicht mit Sicherheit sagen. Nicht einmal dazu taugten seine Instrumente.
    Aber das spielte auch keine Rolle. Was auch immer es gewesen war, es hatte die leichte Panzerung der Hornisse glatt durchschlagen. Nur der Gurtharnisch, der ihn auf der Pilotenliege hielt, verhinderte, dass er quer durch das Cockpit geschleudert wurde, als der Mech wankte, kippte und zu Boden fiel.
    Die Kampfmaschine schlug mit knochenbrecherischer Wucht auf und Jonah wurde brutal in die Gurte geschleudert. Sein Kopf hallte wie eine Glocke, die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, aber er wusste, er musste aussteigen und weiterlaufen.
    Er konnte es sich nicht leisten, bei dem Mech zu bleiben und auf Techs und MedTechs zu warten -jetzt nicht mehr, wo nur noch zählte, dass seine Leute Boden gewannen. Er musste bei ihnen bleiben, Mech oder kein Mech, und sicherstellen, dass sie den Angriff zu Ende brachten.
    Hektisch schnallte er sich mit ungeschickten Fingern von der Pilotenliege los und zog die Kabelanschlüsse des Neurohelms und der Kühlweste ab. Dann zog er die Luke der Kanzel auf und kletterte halb, halb fiel er zu Boden. Aus dem Nichts tauchte Sergeant Turk auf, legte eine Uniformjacke über Jonahs verschwitzte Schultern und reichte ihm eine Gausspistole. Die Anzeige auf der Waffe zeigte weniger als zwölf Schuss Munition.
    »Hier, Sir.«
    »Okay.« Er legte alles in seine Stimme - jetzt hatte er keine Mechlautsprecher mehr, die sie verstärkten. »Angriff!«
    Die Miliz stürmte den Hang hinab, und Jonah be-gleitete sie, nur wenige Schritte entfernt von Sergeant Turk begleitet. Ich frage mich, ob meine Familie je erfahren wird, was sich hier zugetragen hat?, überlegte er. Dann sprang ein Ma-Tzu-Kai-Soldat vor ihm auf und jeder Gedanke war vergessen.

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