Der Stachel des Skorpions
Auge und ließ keinen von ihnen durch das soziale Netz der Republik rutschen. Er half, wo er konnte.
Dazu war er bereit gewesen, ein Ritter zu werden -und später ein Paladin. Er hasste die Politik und die offiziellen Begleiterscheinungen der Position, doch betrachtete er nichts davon als die Hauptsache seiner Arbeit. In der Sphäre gab es Millionen von Stellungen, die gehalten werden mussten - im Krieg wie im Frieden. Und er wusste, wie man das tat.
Senator Geoffrey Mallowes' Büro, Genf, Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
13. Dezember 3134
Mallowes' Gesicht hatte sich im vergangenen Vierteljahrhundert nicht sonderlich verändert. Die Falten waren etwas tiefer, die Ohrläppchen auch, und gelegentlich zitterte seine Hand, wenn er sie zu lange ausgestreckt hielt. Doch er hatte noch immer volles weißes Haar, Augen aus kaltem Stahl und ein energisches Kinn.
»Paladin Levin«, begrüßte Mallowes Jonah freundlich und umfasste seine Hand mit beiden eigenen. »Es ist mir jedes Mal eine Ehre, wenn sich unsere Wege kreuzen.«
Und er hatte immer noch dieselbe förmliche Art, sich auszudrücken, stellte Jonah fest.
»Ebenfalls schön, Sie zu sehen, Senator. Die Umstände könnten allerdings bessere sein.«
Mallowes' Lächeln verschwand. »Wie wahr. Sie befinden sich im Zentrum einer unsicheren Republik, und die jüngsten Ereignisse haben nichts dazu beigetragen, ihr Frieden zu bringen. Bitte, setzen Sie sich.«
Mallowes' Büro unterschied sich deutlich von den anderen, die Jonah in letzter Zeit gesehen hatte. Nicht ohne Grund - Mallowes' hatte Jahrzehnte Zeit gehabt, es nach seinem Geschmack zu dekorieren. Inzwischen war es ein Politikmuseum im Kleinen, mit eingerahmten Faksimiles der Unabhängigkeitserklärung der antiken Vereinigten Staaten von Amerika, der Ares-Konvention und der Verfassung der Republik der Sphäre. Umgeben waren diese drei Dokumente von einer kleinen Ruhmeshalle großer Diplomaten, die knapp zwanzig Porträts umfasste, die meisten mit persönlicher Widmung. Jonah stellte mit leichter Belustigung fest, dass Mallowes die Bilder Victor und Katherine Steiner-Davions an derselben Wand hängen hatte, wenn auch weit auseinander.
»Sollte ich mir Sorgen machen, dass Ihre Untersuchung Sie zu mir geführt hat, Paladin?« Der Ton der Frage war locker, aber sie hatte eine klare Aussage: Mallowes wusste, weshalb Jonah gekommen war, und es wäre sinnlos gewesen, ihm etwas vorzuspielen.
»Nein, Senator. Ich bin momentan dabei, Informationen über einen jungen Mann zu sammeln, mit dem Sie zusammengearbeitet haben. Er heißt Henrik Morten. Sie haben ihn in den letzten Jahren mehrfach eingesetzt.«
Mallowes nickte. »Ja. Ein sehr fähiger junger Mann. Ein Adliger, von den Mortens von Mallory's World, wie Sie sicher wissen. Er hat mehr als nur ein paar Erfolge für mich arrangiert.« Mallowes machte eine Pause. »Ich empfinde ein leises Bedauern, dass er mir in jüngster Zeit nicht zur Verfügung stand.«
»Das ist mir aufgefallen. Es scheint, dass er bis vor einem halben Jahr regelmäßig für Sie gearbeitet hat, und dann ist Ihre Verbindung, nach allem, was ich feststellen konnte, erloschen. Seither ist er für etwa ein halbes Dutzend Auftraggeber tätig gewesen, aber nicht für Sie.«
»So ist es.« Mallowes verschränkte mit ausgestreckten Zeigefingern die Hände und legte die Fingerspitzen ans Kinn. »Ich gehe davon aus, dass Sie von Mortens wertvollsten Qualitäten gehört haben? Seiner Diskretion und Fähigkeit, praktisch unbemerkt mit höchst sensiblen Angelegenheiten umzugehen.«
»Man hat es erwähnt, ja.«
»Ich bin in den Besitz ein paar unangenehmer Informationen gekommen, darüber, wie er das zu Stande bringt. Ich hatte nie genug Beweise, um ihn formell anzuklagen, doch belassen wir es dabei, dass er manchmal andere dafür bezahlt, dass sie Geheimnisse für sich behalten...« Mallowes räusperte sich leise. »Und manchmal lässt er andere im Voraus bezahlen. Wenn Sie verstehen.«
»Ich rate mal, dass die Bezahlung, die er fordert, nicht immer monetärer Natur ist.«
»Genau so ist es.«
»Gehen Sie diesen Informationen nach? Haben Sie vor, Anklage zu erheben?«
Mallowes seufzte. »Das habe ich in der Tat vor. Allerdings bin ich durch die bevorstehende Wahl und alles, was damit zusammenhängt, zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt. Ich hoffe, in der Lage zu sein, mich dem Fall mit größerem Enthusiasmus widmen zu können, sobald der neue Exarch sein Amt angetreten hat. Aber ich
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