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Der Stechlin.

Der Stechlin.

Titel: Der Stechlin. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane , Helmuth Nürnberger
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Herr von Zühlen sagt. Und zuletzt geschah denn auch glücklicherweise das, was unsre mehr auf Schönheit gerichteten Wünsche - denn wir leben nun mal in einer Welt der Schönheit - zufriedenstellen konnte. Direkt aus der Porphyrwanne stieg die Prinzessin in die Marmorwanne, drin alle Wohlgerüche Arabiens ihre Heimstätte hatten, und alle Priester traten mit ihren Schöpfkellen aufs neue heran, und in Kaskaden ergoß es sich über die Prinzessin, und man sah ordentlich, wie die Schwermut von ihr abfiel und wie all das wieder aufblühte, was ihr der räuberische Nachbarfürst genommen. Und zuletzt schlugen die Dienerinnen ihre Herrin in schneeweiße Gewänder und führten sie bis an ein Lager und fächelten sie hier mit Pfauenwedeln, bis sie den Kopf still neigte und entschlief. Und ist nichts zurückgeblieben, und ist später die Gattin des Königs von Annam geworden. Er soll allerdings sehr aufgeklärt gewesen sein, weil Frankreich schon seit einiger Zeit in seinem Lande herrschte.«
    »Hoffen wir, daß Lillis Vetter auch ein Einsehen hat.«
    »Er wird, er wird.«
    Darauf stieß man an, und alles brach auf. Die Wagen waren bereits vorgefahren und standen in langer Reihe zwischen dem »Prinzregenten« und dem Triangelplatz.
    Auch der Stechliner Wagen hielt schon, und Martin, um sich die Zeit zu vertreiben, knipste mit der Peitsche. Dubslav suchte nach seinem Pastor und begann schon ungeduldig zu werden, als Lorenzen endlich an ihn herantrat und um Entschuldigung bat, daß er habe warten lassen. Aber der Oberförster sei schuld; der habe ihn in ein Gespräch verwickelt, das auch noch nicht beendet sei, weshalb er vorhabe, die Rückfahrt mit Katzler gemeinschaftlich zu machen.
    Dubslav lachte. »Na, dann mit Gott. Aber lassen Sie sich nicht zu viel erzählen. Ermyntrud wird wohl die Hauptrolle spielen oder noch wahrscheinlicher der neuzufindende Name. Werde wohl recht behalten… Und nun vorwärts, Martin.«
    Damit ging es über das holperige Pflaster fort.
    In der Stadt war schon alles still; aber draußen auf der Landstraße kam man an großen und kleinen Trupps von Häuslern, Teerschwelern und Glashüttenleuten vorüber, die sich einen guten Tag gemacht hatten und nun singend und johlend nach Hause zogen. Auch Frauensvolk war dazwischen und gab allem einen Beigeschmack.
    So trabte Dubslav auf den als halber Weg geltenden Nehmitzsee zu. Nicht weit davon befand sich ein Kohlenmeiler, Dietrichsofen, und als Martin jetzt um die nach Süden vorgeschobene Seespitze herumbiegen wollte, sah er, daß wer am Wege lag, den Oberkörper unter Gras und Binsen versteckt, aber die Füße quer über das Fahrgeleise.
    Martin hielt an. »Gnädiger Herr, da liegt wer. Ich glaub’, es ist der alte Tuxen.«
    »Tuxen, der alte Süffel von Dietrichsofen?«
    »Ja, gnädiger Herr. Ich will mal sehen, was es mit ihm is.«
    Und dabei gab er die Leinen an Dubslav und stieg ab und rüttelte und schüttelte den am Wege Liegenden. »Awer, Tuxen, wat moakst du denn hier? Wenn keen Moonschien wiehr, wiehrst du nu all kaput.«
    »Joa, joa«, sagte der Alte. Aber man sah, daß er ohne rechte Besinnung war.
    Und nun stieg Dubslav auch ab, um den ganz Unbehilflichen mit Martin gemeinschaftlich auf den Rücksitz zu legen. Und bei dieser Prozedur kam der Trunkene einigermaßen wieder zu sich und sagte: »Nei, nei, Martin, nich doa; pack mi lewer vörn upp ‘n Bock.«
    Und wirklich, sie hoben ihn da hinauf, und da saß er nun auch ganz still und sagte nichts. Denn er schämte sich vor dem gnädigen Herrn.
    Endlich aber nahm dieser wieder das Wort und sagte: »Nu sage mal, Tuxen, kannst du denn von dem Branntwein nich lassen? Legst dich da hin; is ja schon Nachtfrost. Noch ‘ne Stunde, dann warst du dod. Waren sie denn alle so?«
    »Merschtendeels.«
    »Und da habt ihr denn für den Katzenstein gestimmt.«
    »Nei, gnädiger Herr, för Katzenstein nich.«
    Und nun schwieg er wieder, während er vorn auf dem Bock unsicher hin und her schwankte.
    »Na, man raus mit der Sprache. Du weißt ja, ich reiß’ keinem den Kopp ab. Is auch alles egal. Also für Katzenstein nich. Na, für wen denn?«
    »För Torgelow’n.«
    Dubslav lachte. »Für Torgelow, den euch die Berliner hergeschickt haben. Hat er denn schon was für euch getan?«
    »Nei, noch nich.«
    »Na, warum denn?«
    »Joa, se seggen joa, he will wat för uns duhn un is so sihr för de armen Lüd. Un denn kriegen wi joa’n Stück Tüffelland. Un se seggen ook, he is klöger, as de annern

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