Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
schnell. Während der Zeit, die er brauchte, um sich zu verbeugen und wieder aufzurichten, hatte er schon seinen Plan entwickelt.
Sie befanden sich mitten im Zimmer, etwa vier Fuß vom Schreibtisch entfernt. Clovis stand hinter dem Schreibtisch, der König rechts davor. Die vier Wachen, die mit Shadamehr und seinen Begleitern hereingekommen waren, standen direkt hinter ihnen. Die Leibwächter des Königs waren an der Tür geblieben, den Blick nach draußen gerichtet, und mit dem Rücken zum Raum. Der Kriegsmagus hatte sich beinahe direkt Griffith gegenüber aufgestellt. Damra befand sich rechts von Shadamehr. Die Elfen spielten ihre Rolle gut und wirkten auf elegante Weise empört. Jessan stand links von Shadamehr.
Es war unmöglich zu sagen, was der junge Trevinici dachte. Er stand stocksteif da und wirkte seltsam und ein wenig bäurisch mit seinem langen, strähnigen Haar, der sonnengebräunten Haut, seinen abgetragenen und nicht besonders sauberen Lederhosen und einem perlengeschmückten Hemd. Der König riss beim Anblick des jungen Kriegers die Augen ein wenig weiter auf und musste offenbar immer wieder hinschauen. Das hier war zweifellos eine neue Erfahrung für das Kind, das schon Unmengen Elfen und Barone gesehen hatte, aber noch nie einen Barbaren.
»Der Wyred nimmt Tasgall, der Paladin kümmert sich um die Hohe Magierin, und der Trevinici und ich erledigen die sechs Wachen«, erklärte sich Shadamehr selbst seinen Plan. »Dann nehme ich den Jungen als Geisel – ich würde ihm niemals wehtun, aber das wissen sie nicht, und immerhin habe ich einen schlechten Ruf –, und dann eilen wir den Flur entlang bis zu einem Geheimgang, der sich bei meinem üblichen Glück immer noch auf die gleiche Weise öffnen lässt wie vor dreißig Jahren und immer noch zur gleichen Stelle führt, die sich, wenn ich mich richtig erinnere, in der Nähe der Latrinen befindet. Ist gar nicht so schwierig.«
Die Ehrenwerteste Hohe Magierin erhob sich hinter dem Schreibtisch und ging um ihn herum. Falls sie hoffte, sie durch den Anblick ihres Amtsgewandes, das sie als höchste Autorität der Kirche kennzeichnete, zu erschüttern, verschwendete sie nur ihre Zeit.
Shadamehr bedachte sie mit weniger Interesse als das mottenzerfressene Shnayfell. Statt dessen wandte er sich dem König zu und sagte mit entwaffnendem Lächeln: »Wir sind auf Euren Befehl hier, Eure königliche Majestät. Was können wir für Euch tun?«
Der Junge war verdutzt. Das hatte er nicht erwartet, und nun sah er die Hohen Magierin fragend an, die daraufhin zu seiner Rettung eilte.
»Ich kenne Euch, Baron Shadamehr«, verkündete sie streng.
»Nun, Madame, da seid Ihr mir gegenüber im Vorteil«, erwiderte Shadamehr, der immer noch den König anlächelte.
»Oh, ich denke schon, dass Ihr mich kennt.« Die Hohe Magierin kniff die Lippen zusammen. »Ich war dagegen, dass man Euch auch nur die Gelegenheit bot, Euch den Prüfungen eines Paladins zu unterziehen. Leider wurden meine Einwände ignoriert. Ich glaube immer noch, dass Ihr die Prüfungen nur durch Heimtücke und Betrug bestanden habt, obwohl ich es nicht beweisen konnte. Es hat mich nicht im Geringsten überrascht festzustellen, dass Euch der Mut fehlte, die Ehre wirklich anzunehmen, die die Götter Euch verleihen wollten.«
»Ah, nun, Ehrenwerte Magierin«, sagte Shadamehr und wandte sich ihr endlich zu. »Ich war eher der Ansicht, die Götter sollten sich geehrt fühlen, dass ich ihren Gefallen akzeptierte – eine Ehre, die ich ihnen nicht so recht gewähren wollte.«
Die Hohe Magierin lief vor Zorn rot an. Sie plusterte sich sichtlich auf und öffnete den Mund zu einer Antwort, aber Shadamehr beschloss, dass der Zeitpunkt gekommen war, die Plänkeleien mit Untergebenen zu beenden. Er wandte sich wieder dem König zu, der ihn verblüfft ansah. »Euer Majestät«, sagte Shadamehr und ignorierte das empörte Stottern der Hohen Magierin, »meine Begleiter und ich sind tausend Meilen in sechzehn Tagen geritten, um Euch schlechte Nachrichten zu bringen. Eine Armee von zehntausend Geschöpfen der Leere, die als Taan bekannt sind, befindet sich nur zwei Tagesritte von Neu-Vinnengael entfernt. Die Armee wird von einem Prinzen geführt, der sich der Leere ergeben hat und plant, Vinnengael und Euer Volk zu erobern. Euer Majestät müssen sofort handeln, um Eure Stadt und Euer Volk zu verteidigen, das auf Euren Schutz angewiesen ist.«
Shadamehr sprach mit dem König, aber in Wirklichkeit war es Tasgall, den
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