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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Briefbeschwerer behutsam ab. »Charles hat mir Ihren Anruf schon angekündigt.«
    Sie erstarrte. »Was hat er gesagt?«
    »Nichts. Nur dass Sie eine Person seien, die ihm sehr am Herzen liegt. Eine Person, die … rücksichtsvolle Behandlung braucht. Also: Was kann ich für Sie tun?«
    »Zunächst würde ich Ihnen gern eine Frage zur Hypnose stellen.«
    »Bitte sehr.«
    »Ist es möglich, jemanden unter Hypnose so zu programmieren, dass er eine Handlung gegen seinen Willen ausführt?«
    Der Psychiater legte die Unterarme auf die verchromten Armstützen seines Sessels. An den Fingern trug er mehrere edelsteinbesetzte Ringe: Türkis, Amethyst, Rubin.
    »Nein«, antwortete er. »Niemand tut unter Hypnose etwas, zu dem er nicht auch im wachen Zustand bereit wäre; Hypnose ist keine Vergewaltigung des Bewusstseins. All die Geschichten von konditionierten Mördern und missbrauchten Frauen sind Märchen. Der Patient bestimmt selbst, wie weit er geht: Er kann jederzeit Widerstand leisten. Sein freier Wille bleibt unangetastet.«
    »Aber … jemanden in Schlaf versetzen? Können Sie jemanden mit dieser Technik in Schlaf versetzen?«
    Sacher kräuselte die Lippen, und sein Backenbart zitterte verstohlen. »Der hypnotische Schlaf ist etwas anderes. Es handelt sich dabei um eine tiefe Hingabe, die der hypnotischen Trance sehr nahe ist. Das ja: Dieser Zustand lässt sich herbeiführen.«
    »Auch auf Distanz? Könnten Sie jemanden auf Distanz in Schlaf versetzen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Könnten Sie jemanden programmieren, so dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt nach der Sitzung, wenn Sie gar nicht mehr anwesend sind, einschläft?«
    »Ja, möglich ist das wohl«, räumte der Mann ein. »Es genügt, wenn das während der Sitzung vereinbarte Signal wiederholt wird.«
    »Was wäre zum Beispiel so ein Signal?«, fragte Diane.
    »Madame, ich verstehe Ihre Fragen nicht recht.«
    »Was für eine Art von Signal?«
    »Nun, das kann zum Beispiel ein Schlüsselwort sein. Bei einer Sitzung verankern wir irgendein Wort im Unterbewusstsein der Person und bringen es mit dem Zustand des Tiefschlafs in Verbindung. Später genügt es, das Wort auszusprechen, um die Konditionierung zu aktivieren.«
    Sie dachte daran, was Vulovic gesagt hatte: »Wenn ich’s mir überlege, dann fällt mir nur eines ein … Grün … Olivgrün … wie die Militärfarbe …«
    »Kann es ein optisches Signal sein?«, fragte sie.
    »Sicher.«
    »Eine Farbe?«
    »Durchaus. Eine Farbe, ein Gegenstand, eine Geste, irgend etwas.«
    »Und woran würde sich die Person später erinnern?«
    »Das hängt von der Tiefe der hypnotischen Trance ab, die während der Sitzung erreicht wurde.«
    »Kann er alles vergessen haben?«
    »Im Fall einer sehr tiefen Trance, ja. Aber damit geraten wir an den Rand unserer Tätigkeit. Wissen Sie, wir vertreten eine sehr strenge Berufsauffassung, und was Sie …«
    Diane hörte nicht mehr zu. Sie spürte mit jeder Faser ihres Körpers, dass sie sich der Wahrheit näherte. Es war also möglich, dass jemand Marc Vulovic auf dem Parkplatz an der Avenue de la Porte-d’Auteuil hypnotisiert hatte und ein späteres Signal die hypnotische Anweisung in Kraft gesetzt hatte, so dass er einschlief. Sie dachte auch an Rolf van Kaen, einen Hünen in den besten Jahren, der sich ohne Gegenwehr den Bauch hatte aufschneiden lassen. Vielleicht ebenfalls unter Hypnose?
    »Charles sagte, Sie wollten sich selbst einer Hypnose unterziehen …«, hörte sie Sachers Stimme wieder.
    »Das stimmt. Ich möchte mich von Ihnen in Trance versetzen lassen.«
    »In welchem Kontext? Ihre Fragen sind ein wenig merkwürdig, wissen Sie. Normalerweise kommen meine Patienten mit einem Problem psychologischer Natur zu mir, wollen zu rauchen aufhören oder eine Allergie überwinden …«
    »Ich würde gern einen Vorfall in der Vergangenheit noch einmal erleben.«
    Sacher lächelte; man bewegte sich wieder auf bekanntem Terrain. Er sank in den Sessel zurück, neigte den Kopf zur Seite wie ein Maler, der sein Modell ins Auge fasst, und fragte: »Worum handelt es sich? Eine Erinnerung an ein weit zurückliegendes Ereignis?«
    »Nein. Es ist vor etwas mehr als zwei Wochen passiert. Aber ich glaube, dass mein Unterbewusstsein bestimmte Einzelheiten ausblendet. Charles hat mir erklärt, Sie könnten mir helfen, mich an die genauen Umstände zu erinnern.«
    »Überhaupt kein Problem. Erzählen Sie mir zuerst von dem Vorfall an sich, von den äußeren Umständen, dann …«
    »Warten

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