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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Edward hatte Cyninges Tun gewählt. Freilich war es ein weitläufiges königliches Besitztum, doch es war in der letzten Zeit vernachlässigt worden, weil es zu nahe bei Lundene lag und, bevor ich die Stadt von den Dänen erobert hatte, wieder und wieder geplündert worden war. «Der Erzbischof sagt, hier sind einige der alten Herrscher gekrönt worden», erklärte mir Edward. «Und es gibt hier einen Stein.»
    «Einen Stein, Herr?»
    Er nickte. «Es ist ein königlicher Stein. Die alten Könige haben entweder darauf gestanden oder gesessen, jedenfalls eins von beidem.» Er zuckte mit den Schultern, offenkundig unsicher, was den Zweck des Steins betraf. «Plegmund hält es für wichtig.»
    Ich war eine Woche vor der Zeremonie auf diese königliche Besitzung befohlen worden und hatte so viele Krieger meiner Hausmacht mitzubringen, wie ich nur ausheben konnte. Ich hatte vierundsiebzig Mann, alle beritten, alle gut ausgerüstet, und Edward kam mit einhundert seiner eigenen Männer und bat uns, Cyninges Tun während seiner Krönung abzusichern. Er fürchtete einen Angriff der Dänen, und ich erklärte mich sehr gern zu dieser Bewachung bereit. Ich saß viel lieber auf einem Pferderücken unter freiem Himmel als stundenlang bei einer christlichen Zeremonie abwechselnd zu sitzen und zu stehen. Und so ritt ich durch die verlassene Landschaft, während Edward auf dem Königsstein saß oder stand und sein Kopf mit geweihtem Öl gesalbt und dann mit der smaragdbesetzten Krone seines Vaters gekrönt wurde.
    Kein einziger Däne griff an. Und ich hätte geschworen, dass Alfreds Tod einen Krieg bringen würde, doch stattdessen brachte er einen von diesen merkwürdigen Zeitabschnitten, in denen die Schwerter in den Scheiden bleiben, und Edward wurde in Frieden gekrönt, und danach ging er nach Lundene und berief mich zu einer großen Ratsversammlung dorthin. Die Straßen der alten Römerstadt waren mit Bannern geschmückt, um Edwards Krönung zu feiern, und auf den mächtigen Wällen drängten sich die Krieger. Nichts davon war überraschend, doch was mich erstaunte, war, dort Eohric anzutreffen.
    König Eohric von Ostanglien, der sich an einem Komplott zu meiner Ermordung beteiligt hatte, war auf Einladung Erzbischof Plegmunds in Lundene, der zwei seiner eigenen Neffen als Geiseln zur Verfügung gestellt hatte, um die Sicherheit des Königs zu gewährleisten. Eohric und seine Gefolgschaft waren in drei Schiffen mit geschnitzten Löwenköpfen auf dem Vordersteven die Temes heraufgefahren und nun in dem großen mercischen Palast untergebracht, der den Hügel inmitten der alten Römersiedlung krönte. Eohric war ein beleibter Mann mit einem Bauch wie eine trächtige Sau, stark wie ein Ochse und mit einem misstrauischen Blick in den kleinen Augen. Ich sah ihn zuerst auf dem Wall, wo er mit einer Gruppe seiner Männer auf der alten römischen Verteidigungsanlage entlangging. Er führte auch drei Wolfshunde an der Leine mit, und ihre Anwesenheit dort oben auf dem Wall brachte die Hunde in der Stadt unterhalb zum Kläffen. Weohstan, der Anführer der Garnison, spielte Eohrics Führer, vermutlich, weil Edward ihm befohlen hatte, dem ostanglischen König zu zeigen, was immer er auch sehen wollte.
    Ich war mit Finan zusammen. Über eine Römertreppe in einem Torturm, der Bischop’s Gate genannt wurde, stiegen wir auf den Wall. Es war Vormittag, und die Sonne wärmte das alte Gemäuer. Es stank, weil sich im Graben vor der Wallmauer Unrat und Schlachtabfälle sammelten. Kinder stöberten in dem Schmutz herum.
    Ein Dutzend westsächsischer Soldaten räumte für Eohrics Männer den Weg frei, aber mich ließen sie in Ruhe, und so warteten Finan und ich einfach ab, während die Ostanglier auf uns zukamen. Weohstan wirkte beunruhigt, möglicherweise, weil Finan und ich mit Schwertern bewaffnet waren, wenn wir auch weder Kettenhemden noch Helme oder Schilde trugen. Ich verbeugte mich vor dem König. «Kennt Ihr den Herrn Uhtred?», fragte Weohstan Eohric.
    Die kleinen Augen starrten mich an. Einer der Wolfshunde knurrte und wurde zum Schweigen gebracht. «Der Schiffsverbrenner», sagte Eohric, offenkundig belustigt.
    «Städte brennt er ebenfalls nieder», konnte sich Finan nicht zurückhalten zu sagen, weil er Eohric daran erinnern wollte, dass ich seinen schönen Hafen in Dumnoc verbrannt hatte.
    Eohric spannte die Kiefer an, doch er schnappte nicht nach dem Köder. Stattdessen warf er einen Blick nach Süden auf die Stadt. «Ein schöner Ort,

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