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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gesorgt?»
    Ludda war zu klug, um darauf zu antworten. Wir hatten sonst niemanden bei uns. Ich suchte etwas, und ich wollte nicht, dass die Leute mitbekamen, was ich suchte, und deshalb waren Ludda und ich allein losgeritten. Wir suchten, redeten mit den Sklaven auf den Feldern und mit den Thegn, und am dritten Tag fand ich, was ich suchte. Es war nicht vollkommen. Es lag zu nah bei Fagranforda und nicht nahe genug am dänischen Gebiet.
    «Aber so etwas gibt es im Norden nicht», sagte Ludda, «nicht, dass ich wüsste. Oben im Norden gibt es viele Zaubersteine, aber keine vergrabenen Steine.»
    Zaubersteine sind merkwürdige Kreise aus großen Felsblöcken, die vom Alten Volk aufgestellt wurden, wahrscheinlich um ihre Götter zu ehren. Gewöhnlich graben wir, wenn wir solch einen Ort finden, am Sockel der Steine, und dabei habe ich schon die eine oder andere Kostbarkeit gefunden. Die vergrabenen Steine dagegen liegen in Erdhügeln, von denen einige runde Erhebungen sind und andere langgestreckte Grate, und beides sind Grabstellen des Alten Volkes. Dort graben wir auch, obwohl manch einer glaubt, die Skelette darin würden von Geistern bewacht oder gar von Drachen mit Feueratem. Aber einmal habe ich in genau so einem Grab einen Krug voller Jett, Bernstein und goldenem Schmuck gefunden. Der Hügel, den wir an diesem Tag entdeckten, lag auf dem Kamm eines Höhenzugs, der einen weiten Blick in alle Richtungen bot. Fern im Norden sahen wir das dänische Land, und wenn es auch sehr weit weg war, zu weit weg, so dachte ich doch, dieses alte Grab könnte sich für uns eignen.
    Der Ort hieß Natangrafum und gehörte einem mercischen Thegn namens Ælwold, der es zufrieden war, dass ich in dem Hügel graben wollte. «Ich stelle Euch Sklaven für die Arbeit zur Verfügung», erklärte er, «die Bastarde haben bis zur Ernte nicht genug zu tun.»
    «Ich nehme meine eigenen Leute», sagte ich.
    Sofort wurde Ælwold misstrauisch, aber ich war Uhtred, und er wollte mich nicht gegen sich aufbringen. «Teilt Ihr auch alles, was Ihr findet?», erkundigte er sich besorgt.
    «Das werde ich», sagte ich, dann legte ich ihm Gold auf den Tisch. «Dieses Gold», sagte ich, «ist für Euer Schweigen. Niemand weiß, dass ich hier bin, und Ihr werdet es niemandem sagen. Wenn ich feststelle, dass Ihr dieses Schweigen gebrochen habt, komme ich zurück und begrabe Euch in diesem Hügel.»
    «Ich sage nichts, Herr», versprach er. Er war älter als ich, mit Hängebacken und langem grauem Haar. «Gott weiß, dass ich nicht auf Ärger aus bin», fuhr er fort, «die letzte Ernte war schlecht, die Dänen sind nicht besonders weit weg, und ich bete einfach nur um ein Leben in Ruhe und Frieden.» Er nahm das Gold. «Ihr werdet aber in diesem Hügel nichts finden, Herr. Mein Vater hat ihn schon vor Jahren aufgegraben, und darin war nichts außer Skeletten. Nicht einmal eine einzige Perle.»
    Auf dem Höhenkamm lagen zwei Gräber, eines war über dem anderen errichtet worden. Eine runde Erhebung lag oben in der Mitte, und darunter erstreckte sich Richtung Osten und Westen über Kreuz je eine längliche Erhebung von etwa zehn Fuß Höhe und über sechzig Schritt Länge. Viel von dieser langgestreckten Erhebung war nicht mehr als das, lediglich eine Aufschüttung aus Erde und Kalk, doch an ihrem östlichen Ende befanden sich Höhlen von Menschenhand, und zu ihnen führte ein Durchgang, der zum Sonnenaufgang ausgerichtet war. Der Durchgang war mit einem Felsbrocken verschlossen.
    Ich schickte Ludda, um ein Dutzend Sklaven aus Fagranforda zu holen, und sie wälzten den Felsbrocken weg und schaufelten die Erde von dem Eingang, sodass wir uns in den langen, gemauerten Durchgang ducken konnten. Vier Kammern, zwei auf jeder Seite, gingen von dem Gang ab. Wir leuchteten die Grabstätte mit pechgetränkten Fackeln aus, zerrten die schweren Felsen weg, mit denen die Kammern verschlossen waren, und fanden, wie Ælwold gesagt hatte, nichts außer Skeletten.
    «Wird es gehen?», fragte ich Ludda.
    Er antwortete nicht sofort. Er starrte die Skelette an, und sein Gesicht verriet seine Angst. «Sie werden wiederkehren, um uns zu heimzusuchen, Herr», sagte er leise.
    «Nein», sagte ich, obwohl es mir kalt durch Mark und Bein ging. «Nein», sagte ich noch einmal, aber ich glaubte es nicht.
    «Berührt sie nicht, Herr», flehte Ludda.
    «Ælwold hat gesagt, dass schon sein Vater ihre Ruhe gestört hat», sagte ich, auch, um mich selbst zu überzeugen, «also haben wir wohl

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