Der sterbende König (German Edition)
Vertrauen haben», sagte er unerschütterlich. Er segnete eine Frau, die vor ihm geknickst hatte, mit dem Kreuzeszeichen. «Und», sagte er zu mir, «was bringt Euch nach Lundene?»
«Wir suchen Huren», sagte ich. Er blinzelte. «Kennt Ihr ein paar gute, Bischof?»
«Oh, lieber Gott», zischte er und ging seiner Wege.
In Wahrheit hatte ich mich dagegen entschieden, in den Wirtshäusern von Lundene nach Huren zu suchen, denn es bestand immer die Möglichkeit, dass sie wiedererkannt wurden, und deshalb führte ich Finan, Ludda und Pater Cuthbert hinunter zum Sklavenkai, der von der alten Römerbrücke aus gesehen etwas flussauf lag. Lundene hatte nie einen blühenden Sklavenmarkt besessen, aber es wurden immer ein paar junge Leute verkauft, die in Irland oder Wales oder Schottland eingefangen worden waren. Die Dänen hielten mehr Sklaven als die Sachsen, und unsere Sklaven waren üblicherweise Feldarbeiter. Ein Mann, der sich keinen Ochsen leisten konnte, schirrte ein paar Sklaven an den Pflug, auch wenn die Furchen nie so tief wurden, wie bei einer von Ochsen gezogenen Pflugschar. Zudem machten Ochsen weniger Schwierigkeiten, obwohl ein Mann in den alten Zeiten einen Sklaven, der sich als lästig erwies, töten konnte, ohne mit einer Strafe rechnen zu müssen. Das änderten Alfreds Gesetze. Und viele ließen ihre Sklaven frei, weil sie glaubten, sich damit Gottes Wohlgefallen zu verdienen, also gab es in Lundene keine besondere Nachfrage, trotz der paar Sklaven, die gewöhnlich am Kai bei der Temes zum Verkauf angeboten wurden. Die Händler kamen aus Ratumacos, einer Stadt im Frankenreich, und nahezu alle diese Händler waren Nordmänner, denn die Wikingerzüge hatten das gesamte Umland dieser Stadt erobert. Sie kamen, um die jungen Leute zu kaufen, die bei unseren Grenzgefechten gefangen wurden, und einige brachten auch Sklaven zum Verkauf, weil sie wussten, dass die wohlhabenden Männer aus Wessex und Mercien Gefallen an fremdländischen Mädchen fanden. Die Kirche stand diesem Handel missbilligend gegenüber, doch er gedieh weiter.
Der Kai lag nicht weit vor dem Wall am Fluss, und die Sklaven wurden in feuchten Holzhütten innerhalb des Walls gehalten. An diesem Tag waren vier Händler in Lundene, und ihre Wachen sahen uns kommen und machten ihre Herren darauf aufmerksam, dass sich reiche Männer näherten. Die Händler traten auf die Straße heraus und verbeugten sich tief vor uns. «Wein, meine Herren?», fragte einer. «Ale, vielleicht? Oder was auch immer Eure Herrschaften wünschen.»
«Frauen», sagte Pater Cuthbert.
«Still», knurrte ich ihm zu.
«Jesus und Joseph», murmelte Finan vor sich hin, und ich wusste, dass er an die langen Monate dachte, die wir zusammen als Sklaven verbracht hatten, an Sverris Riemen gekettet, das S der Sklaverei in die Arme gebrannt. Sverri war gestorben, ebenso wie sein Handlanger Hakka, Finan hatte beide niedergemetzelt, und der Ire war seinen Hass auf Sklavenhändler nie mehr losgeworden.
«Ihr sucht Frauen?», fragte einer der Händler. «Oder Mädchen? Etwas Junges, Zartes? Ich habe genau, was Ihr braucht. Unberührte Ware! Pikante, auserlesene Bissen! Ihr Herren?» Er verbeugte sich und winkte uns zu einer grobgezimmerten Tür, die in einen römischen Torbogen eingebaut worden war.
Ich sah Pater Cuthbert an. «Lasst dieses Grinsen sein», fauchte ich, dann senkte ich die Stimme, «und geht Weohstan suchen. Sagt ihm, er soll mit zehn oder zwölf Männern herkommen. Schnell.»
«Aber Herr …», setzte er an, weil er bleiben wollte.
«Geht!», schrie ich.
Er hastete davon. «Es ist immer klug, diese Priester loszuwerden, Herr», sagte der Händler, der annahm, ich hätte Cuthbert weggeschickt, weil die Kirche seine Geschäfte verurteilte. Ich mühte mich um eine gefällige Erwiderung, aber der gleiche Zorn, der in Finan kochte, stieg nun auch in mir auf. Ich erinnerte mich an die Demütigungen der Sklaverei, das Elend. Finan und mich hatte man einst in einem ebenso feuchten Gebäude wie diesem angekettet. Die Narbe an meinem Oberarm schien zu brennen, als ich dem Händler durch die niedrige Tür folgte. «Ich habe ein halbes Dutzend Mädchen übers Wasser gebracht», sagte er, «und ich gehe davon aus, dass Ihr keine Milchmägde oder Küchendirnen wollt.»
«Wir wollen Engel», sagte Finan gepresst.
«Genau das kann ich bieten!», sagte der Mann gut gelaunt.
«Wie heißt Ihr?», fragte ich.
«Halfdan», sagte er. Er war in den Dreißigern, schätzte ich,
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