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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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«ist, Euch wegen Totschlags zu verhaften.»
    «Ich habe nichts getan», sagte ich.
    Er betrachtete Schlangenhauchs gerötete Klinge. «Das sehe ich, Herr», sagte er.
    Ich beugte mich zu Halfdans Leiche hinunter, schlitzte seinen Kittel auf und hatte ein Kettenhemd vor mir, aber auch, wie zu erwarten, einen Beutel, der an seinem Gürtel hing. Es war dieser Beutel gewesen, der meinen ersten Stoß gebremst hatte, und er war mit Münzen voll gestopft, die meisten davon aus Gold.
    «Was machen wir mit den Sklaven», fragte sich Weohstan laut.
    «Sie gehören mir», sagte ich. «Ich habe sie gerade gekauft.» Ich gab ihm den Beutel, nachdem ich mir ein paar Münzen herausgenommen hatte. «Damit könnt Ihr Eichenstämme für die Palisade kaufen.»
    Er zählte die Münzen und sah mich hoch erfreut an. «Ihr seid die Antwort auf meine Gebete, Herr», sagte er.
    Wir nahmen die Sklaven mit in eine Schänke der Neustadt, das war die sächsische Ansiedlung, die sich westlich des römischen Lundenes ausbreitete. Mit den Münzen, die ich aus Halfdans Beutel genommen hatte, kam ich für Essen, Ale und Kleidung auf. Finan redete mit den Männern und vermutete, dass ein halbes Dutzend von ihnen gute Krieger abgeben würden. «Falls wir überhaupt noch einmal Krieger brauchen», knurrte er.
    «Ich hasse den Frieden», sagte ich, und Finan lachte.
    «Was fangen wir mit den anderen an?», fragte er.
    «Lass sie gehen», sagte ich, «sie sind jung, sie können allein überleben.»
    Ludda und ich sprachen mit den Mädchen, während Pater Cuthbert sie nur mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Er war bezaubert von dem dunkelhäutigen Mädchen, dessen Name anscheinend Mehrasa lautete. Die junge Frau war wohl die älteste der sechs, etwa sechzehn oder siebzehn, während die übrigen drei oder vier Jahre jünger waren. Als ihnen klarwurde, dass sie in Sicherheit oder wenigstens nicht mehr in unmittelbarer Gefahr waren, begannen sie zu lächeln. Zwei waren Sachsenmädchen, die von fränkischen Plünderern an der Küste von Cent geraubt worden waren, und zwei waren aus dem Frankenreich. Dann waren da die geheimnisvolle Mehrasa und das kranke friesische Mädchen. «Die Mädchen aus Cent können nach Hause gehen», sagte ich, «aber die anderen bringt ihr nach Fagranforda.» Ich hatte mich an Ludda und Pater Cuthbert gewandt. «Sucht zwei von ihnen aus und bringt ihnen bei, was sie wissen müssen. Die anderen können in der Meierei oder der Küche arbeiten.»
    «Mit Vergnügen, Herr», sagte Pater Cuthbert.
    Ich sah ihn an. «Wenn Ihr sie misshandelt», sagte ich, «werde ich Euch Schmerzen zufügen, dass Ihr noch lange an mich denkt.»
    «Ja, Herr», sagte er demütig.
    «Und jetzt geht.»
    Ich schickte Rypere und ein Dutzend Männer zum Schutz der Mädchen mit auf den Weg, doch Finan und ich blieben in Lundene. Ich habe diese Stadt immer gemocht, und es gab keinen besseren Ort, um festzustellen, was im übrigen Britannien vor sich ging. Ich sprach mit Händlern und Reisenden und hörte mir sogar eine von Erkenwalds endlosen Predigten an, nicht weil ich darin Rat suchte, sondern um festzustellen, was die Kirche ihrem Volk erzählte. Der Bischof predigte gut, und seine Botschaft lautete genau so, wie es Erzbischof Plegmund wollte. Es war eine Bitte um Frieden, damit die Kirche Zeit hatte, die Heiden zu erleuchten. «Wir waren vom Krieg niedergedrückt», sagte Erkenwald, «und wir sind in den Tränen von Müttern und Witwen gewatet. Jeder Mann, der einen anderen Mann tötet, bricht das Herz einer Mutter.» Er wusste, dass ich in der Kirche war und starrte in die Schatten, in denen ich stand, dann deutete er auf ein neues Gemälde an der Wand, das die Gottesmutter Maria zeigte, wie sie weinend am Fuß des Kreuzes saß. «Welche Schuld haben diese Römer auf sich geladen, und welche Schuld laden wir auf uns, wenn wir töten! Wir sind die Kinder Gottes, keine Lämmer, die für die Schlachtbank bestimmt sind.»
    Es hatte Zeiten gegeben, in denen Erkenwald den Kampf gepredigt und uns dazu gedrängt hatte, die heidnischen Dänen auszuplündern, aber auf irgendeine Weise hatte der Anbruch des Jahres 900 die Kirche überzeugt, uns zum Frieden zu mahnen, und es schien so, als würden die Gebete erhört. Es gab Viehdiebstähle im Grenzgebiet, doch keine dänische Armee rückte ein. Später in diesem Sommer bestiegen Finan und ich eines von Weohstans Schiffen, und wir ruderten flussab zu dem weiten Mündungsgebiet der Temes, in dem ich so viel Zeit

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