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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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deutete die Straße hinunter. Sein Trupp schloss sich mit meinem zusammen, Hufen zertrampelten das Gras zu beiden Seiten der Straße. Ich warf einen Blick über die linke Schulter und sah nicht weit hinter mir die ersten Dänen, aber vor uns lag ein niedriger Hügel, und auf der Kuppe dieses Hügels erstreckte sich eine Palisade. Eine Festung. Sie war alt, sie war halb zerfallen, aber sie war da, und ich schwenkte auf sie zu, dann warf ich erneut einen Blick zurück und sah, dass ein halbes Dutzend Dänen seinen Gefährten weit voraus war.
    «Finan!», rief ich und verkürzte einen Zügel, damit mein Hengst umdrehte. Ein Dutzend meiner Männer sah, was ich vorhatte, und auch ihre Pferde drehten Schlammbrocken verspritzend um. Ich drückte meinem Hengst die Sporen in die Flanken und schlug ihm mit der flachen Seite meines Schwerts auf die Kruppe, und zu meiner Verblüffung drehten die Dänen beinahe ebenso schnell um. Eines ihrer Pferde glitt aus und stürzte mit wirbelnden Hufen, und der Reiter fiel auf die Straße, rappelte sich auf, packte den Steigbügel eines anderen dänischen Reiters und rannte neben dem Pferd her, als sie sich davonmachten. «Halt!», rief ich, aber das galt nicht den Dänen sondern meinen eigenen Männern, denn nun war der größere Verband der Dänen in Sicht, und er bewegte sich schnell auf uns zu. «Zurück!», rief ich. «Zurück und den Hügel rauf!»
    Der Hügel mit seiner heruntergekommenen Festung erhob sich auf einer Landenge, die durch eine große Flussschleife des Sæfern gebildet wurde. Auf der Erhebung dahinter stand ein Dorf mit einer Kirche und einem Wirrwarr kleiner Häuser, doch der größte Teil des Geländes bestand aus Buschwerk und Marschen. Flüchtlinge waren in das Dorf gekommen, und ihre Rinder, Schweine, Gänse und Schafe drängten sich um die niedrigen, strohgedeckten Häuser. «Wo sind wir hier?», fragte ich Merewalh.
    «Es heißt Scrobbesburh, Herr», antwortete er.
    Es war wie zur Verteidigung geschaffen. Die Landenge war etwa dreihundert Schritt breit, und um sie zu halten, hatte ich meine einhundertunddreiundvierzig Mann, und nun auch noch die von Merewalh, zusätzlich waren ein guter Teil der Flüchtlinge Männer, die im Fyrd dienten, und sie hatten Äxte, Speere, Jagdbögen und sogar ein paar Schwerter. Merewalh hatte sie schon in einer Reihe auf der Landenge Aufstellung beziehen lassen. «Wie viele habt Ihr?», fragte ich.
    «Dreihundert, Herr, außer meinen dreiundachtzig Kriegern.»
    Die Dänen beobachteten uns. Es waren nun wohl etwa einhundertundfünfzig, aber noch viel mehr rückten von Norden heran. «Besetzt mit hundert Männern aus dem Fyrd die Festung», sagte ich zu Merewalh. Die Festung lag auf der Südseite der Landenge, sodass der nördliche Abschnitt anderweitig verteidigt werden musste. Dicht beim Fluss war das Land sumpfig, und ich bezweifelte, dass die Dänen diesen Morast durchqueren konnten, also stellte ich meinen Schildwall zwischen dem niedrigen Festungshügel und dem Beginn des sumpfigen Marschlandes auf. Bald würde die Sonne untergehen. Die Dänen, dachte ich, sollten jetzt angreifen, doch obwohl immer mehr von ihnen kamen, unternahmen sie nichts. Unser Tod, so schien es, sollte bis zum nächsten Morgen warten.
    Schlaf fanden wir kaum. Ich ließ entlang der Landenge Lagerfeuer anzünden, sodass wir einen möglichen Nachtangriff der Dänen früher erkennen konnten, und wir beobachteten die dänischen Lagerfeuer, die auf der nördlichen Uferseite immer zahlreicher wurden, als noch mehr Männer ankamen und ständig neue Lagerfeuer entzündet wurden, bis die niedrighängenden Wolken im Widerschein der Flammen zu glühen schienen. Ich befahl Rypere, sich im Dorf umzusehen und festzustellen, was wir uns an Verpflegung beschaffen konnten. Es saßen mindestens achthundert Menschen in Scrobbesburh in der Falle, und ich hatte keine Ahnung, wie lange wir dort bleiben mussten, aber ich glaubte nicht, dass wir Verpflegung für mehr als ein paar Tage beschaffen konnten, selbst wenn wir das Vieh schlachteten. Finan ließ ein Dutzend Männer einige Häuser abbrechen, sodass wir mit den Balken eine Sperre über die Landenge bauen konnten. «Das Vernünftigste wäre», sagte Merewalh irgendwann in dieser unruhigen Nacht, «die Pferde über den Fluss schwimmen zu lassen und sich weiter nach Süden zurückzuziehen.»
    «Und warum tut Ihr es dann nicht?»
    Er lächelte und nickte zu den Kindern hinüber, die auf dem blanken Boden schliefen. «Soll ich

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