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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Krieger mit kunstvoll geschmücktem Helm hatte. Dessen Wangenstücke waren jedoch zusammengeschnürt, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Sein Kettenhemd war kostspielig, sein Sattel und Gürtel mit Silber verziert, und an den Armen trug er dicht an dicht wertvolle Ringe. Sein Pferd war unruhig, und er versetzte ihm einen heftigen Schlag auf den Hals, was nur dazu führte, dass das Tier auf dem feuchten Grund seitlich ausscherte. Haesten beugte sich zu ihm hinüber und streichelte den gereizten Hengst. «Jarl Cnut bringt Eisrache mit», sagte er zu mir.
    «Eisrache?»
    «Sein Schwert», erklärte Haesten. «Ihr und er, Herr Uhtred, werdet im Haselgeviert kämpfen. Das ist mein Geschenk an ihn.»
    Cnut Ranulfson stand in dem Ruf, der größte Schwertmann unter allen Schwertdänen zu sein, ein Magier mit der Klinge, ein Mann, der beim Töten lächelte und stolz auf sein Ansehen war. Ich gestehe, dass mich bei Haestens Worten ein Angstschauer überlief. Ein Kampf in einem Geviert, das mit Haselzweigen umgrenzt wird, ist ein öffentlicher Zweikampf bis zum Tode. Cnut würde seine Kunstfertigkeit vorführen. «Ich werde ihn mit Freuden töten», sagte ich.
    «Aber haben Eure Engel nicht gesagt, Ihr würdet sterben?», fragte Haesten munter.
    «Meine Engel?»
    «Ein schlauer Einfall», sagte Haesten. «Der junge Sigurd hier hat sie zu uns gebracht. Zwei so schöne Mädchen! Er hat viel Vergnügen an ihnen gehabt! Wie übrigens auch der größte Teil meiner Männer.»
    Also war der Reiter neben Haesten Sigurds Sohn, der Milchbart, der bei Ceaster gegen mich kämpfen wollte, und der Überfall auf Turcandene war sein Werk gewesen, sein Aufnahmeritus als Anführer, allerdings bezweifelte ich nicht, dass sein Vater ältere und erfahrenere Männer mitgeschickt hatte, um einen tödlichen Fehler seines Sohnes zu verhindern. Ich dachte an die Fliegenschwärme über Luddas Leiche und den grob auf den Wandverputz gezeichneten Raben. «Wenn du stirbst, Grünschnabel», erklärte ich ihm, «dann sorge ich dafür, dass du kein Schwert in der Hand hast. Ich schicke dich stattdessen hinab zu Hel, damit sie dich an ihren verwesenden Busen drückt. Mal sehen, ob du auch mit ihr dein Vergnügen hast, du elender Schiss Fledermausdreck.»
    Sigurd Sigurdson zog sein Schwert, er zog es sehr langsam, um zu zeigen, dass er mich nicht unmittelbar herausforderte. «Sie heißt Feuerdrache», sagte er und hielt die Klinge aufrecht.
    «Ein Kinderschwert», höhnte ich.
    «Ihr sollt den Namen der Klinge kennen, die Euch töten wird», sagte er, dann zerrte er die Zügel herum, als wollte er den Hengst auf mich jagen, aber das Tier bäumte sich stattdessen auf, und der junge Sigurd musste sich an die Mähne klammern, um im Sattel zu bleiben. Wieder beugte sich Haesten hinüber und nahm den Hengst am Zaumzeug.
    «Steckt das Schwert zurück, Herr», sagte er zu dem Jüngling, dann lächelte er mich an. «Ihr habt bis heute Abend Zeit, um Euch zu ergeben», sagte er, «und wenn Ihr Euch nicht ergebt», sein Ton war schärfer geworden, um die Bemerkung zu unterdrücken, die ich hatte machen wollen, «dann werdet Ihr allesamt sterben. Aber wenn Ihr Euch ergebt, Herr Uhtred, werden wir Eure Männer verschonen. Heute Abend sehen wir uns wieder!» Er ließ sein Pferd umdrehen und zog Sigurd mit sich. «Heute Abend!», rief er noch einmal, während er wegritt.
    Das war der Krieg, der alles Begreifen übersteigt, dachte ich. Warum warten? Fürchtete Haesten wirklich so sehr, ein Viertel oder ein Drittel seiner Männer zu verlieren? Doch wenn dies tatsächlich die Vorhut einer großen dänischen Armee war, dann hatte sie nicht in Scrobbesburh herumzutrödeln. Stattdessen sollten sie so schnell wie möglich vorstoßen, tief in den weichen Unterbauch des sächsischen Merciens eindringen und dann die Temes überqueren, um Wessex zu plündern. Jeder Tag, den die Dänen nun warteten, war ein Tag, an dem sich der Fyrd sammeln und Hausmacht-Krieger aus den sächsischen Grafschaften gerufen werden konnten, es sei denn, mein Verdacht traf zu, und dieser dänische Vorstoß war nur vorgetäuscht, weil der eigentliche Angriff anderswo stattfand.
    Es waren noch mehr Dänen in der Nähe. Am späten Vormittag, als es endlich aufhörte zu regnen und eine wässrige Sonne schwach durch die Wolken schimmerte, sahen wir neuen Rauch in den östlichen Himmel aufsteigen. Zuerst waren es nur zarte Rauchschleier, doch sie verdichteten sich schnell, und innerhalb einer Stunde

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