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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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um die Augen entdeckte, und meinen Spott hatte sie damit beantwortet, dass sie mir die Silberplatte zuwarf, und ich hatte meine eigene Spiegelung angesehen und festgestellt, dass mein Bart grau war. Ich weiß noch, dass ich wie gebannt daraufstarrte und sie mich auslachte, aber ich fühlte mich nicht alt, obwohl meine frühere Verwundung dazu führte, dass mein Bein manchmal tückisch steif wurde. Sahen mich die Leute so? Als alten Mann? Und doch war ich in jenem Jahr fünfundvierzig, also war ich ein alter Mann, ja. «Dieser alte Mann schlitzt dich von den Eiern bis zur Gurgel auf», rief ich Oscytel zu.
    «Heute ist der Tag, an dem Uhtred stirbt!», schrie er in Richtung meiner Männer. «Und ihr alle sterbt mit ihm!» Damit ließ er sein Pferd umdrehen und galoppierte zum dänischen Schildwall zurück. Diese Schilde waren nun noch achtzig Schritt weit weg. Nahe genug, um die Gesichter der Männer zu erkennen, ihre grimmig verzogenen Mienen. Ich sah Jarl Sigurd, eine mächtige Erscheinung in Kettenrüstung und einem Umhang aus schwarzem Bärenpelz, der schwer von seinen Schultern hing. Sein Helm war mit einem Rabenflügel gekrönt, der in der grauen Morgendämmerung tiefschwarz glänzte. Ich sah Cnut, den Mann mit dem flinken Schwert, sein Umhang war weiß, sein Gesicht blass, und sein Banner zeigte das zerschmetterte christliche Kreuz. Sigebriht ritt neben Eohric, der wiederum Æthelwold an seiner anderen Seite hatte, und um sie waren die wildesten, schlagkräftigsten Kämpfer, die Männer, die das Leben des Königs und der Jarle und der Herren beschützen sollten. Krieger betasteten Kreuze und Thorshämmer. Sie schrien, doch was sie brüllten, kann ich nicht sagen, denn mit einem Mal schien die ganze Welt von Stille erfüllt. Ich beobachtete den Gegner vor mir, überlegte, welcher Mann mich angreifen würde, um mich zu töten und wie ich ihn zuerst töten würde.
    Mein Banner wurde hinter mir mitgeführt, und dieses Banner würde ehrgeizige Männer anziehen. Sie wollten mein Schädeldach als Trinkschale und meinen Namen als Kampftrophäe. Sie beobachteten mich ebenso wie ich sie beobachtete, und sie sahen einen schlammbedeckten Mann und doch einen Kriegsherrn mit einem wolfsbekrönten Helm und Armringen aus Gold und einem Kettenhemd mit dichten Gliedern und einem tiefdunklen Umhang, den Säume aus Goldgarn zierten, und einem Schwert, das in ganz Britannien berühmt war. Schlangenhauch war berühmt, doch ich steckte die Waffe dennoch in die Scheide, denn ein Langschwert hilft nichts in der Umarmung des Schildwalls, und stattdessen zog ich Wespenstachel, die kurze Klinge, die in solch einem Kampf tödlich ist. Ich küsste das kalte Metall, dann brüllte ich meine Herausforderung in den Winterwind. «Kommt und bringt mich um! Kommt und bringt mich um!»
    Und sie kamen.
    Zuerst kamen die Speere, geschleudert von Männern in der dritten oder vierten Reihe der Gegner, und wir fingen sie mit unseren Schilden ab. Die Klingen trafen schwer in das Weidenholz, und die Dänen stürmten brüllend auf uns zu. Obwohl sie vor dem Graben gewarnt worden waren, wurde er für Dutzende von ihnen zur Falle, als sie versuchten darüber hinwegzuspringen und auf unserer Seite ausglitten, während unsere langschäftigen Äxte auf sie niederfuhren. Wenn wir den Schildwall proben, stelle ich einen Axtmann neben einen Schwertmann, und die Aufgabe des Axtmannes ist es, seine Klinge über dem Rand des gegnerischen Schildes einzuhaken und ihn herunterzuziehen, sodass das Schwert über den Schild hinweg in das Gesicht des Feindes gerammt werden kann, doch nun krachten die Äxte herab durch Helme und Schädel, und mit einem Mal zerbarst die Welt in Lärm, in Schreien, in den Schlachtergeräuschen von Klingen, die Schädel spalteten, und die Männer hinter der ersten Reihe der Dänen drängten durch den Graben, und ihre langen Speere hämmerten auf unsere Schilde. «Dicht zusammenbleiben!», brüllte ich. «Schilde übereinander! Schilde übereinander! Einen Schritt vorwärts!»
    Unsere Schilde überlappten. Wir hatten Stunden damit verbracht, dies einzuüben. Unsere Schilde bildeten eine Mauer, als wir zum Rand des Grabens vorrückten, wo uns die steile, schlüpfrige Böschung das Töten leichtmachte. Ein zu Boden gestürzter Mann versuchte, sein Schwert unter meinem Schild nach oben zu stoßen, aber ich trat ihn ins Gesicht, und mein eisenbeschlagener Stiefel fuhr hart gegen seine Nase und sein Auge, und er sank zurück, und ich stieß

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