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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Britanniens machen und feststellen, ob sie mein Schwert wollten oder nicht. Und wenn nicht? Ich hatte Freunde im Norden. Da war Ragnar, er war mehr als ein Freund, ein Mann, den ich wie einen Bruder liebte, und er würde mir helfen, und wenn der Preis, den ich zu zahlen hätte, die ewige Feindschaft gegenüber Wessex wäre, dann sollte es wohl so sein. Ich ritt nicht als Bettler, wie Finan glaubte, sondern voller Rachgier.
    Es regnete, als wir in der Gegend von Wintanceaster ankamen, ein sanfter Regen über einem sanften Land, auf Felder mit fruchtbarer Erde, auf Dörfer, denen man ihren Wohlstand ansah, die neue Kirchen hatten und dicke Strohdächer und keine verödeten Balkenskelette von ausgebrannten Häusern. Die Palas-Bauten wurden größer, denn der Mensch siedelt gern in der Nähe der Macht.
    Es gab zwei Mächte in Wessex, König und Kirche, und die Kirchen wurden, ebenso wie die Palas-Gebäude, immer größer, je näher wir der Stadt kamen. Kein Wunder, dass die Nordmänner dieses Land begehrten, wer würde das nicht? Das Vieh war gut genährt, die Scheunen waren voll und die Mädchen hübsch. «Es wird Zeit, dass du heiratest», erklärte ich Osferth, als wir an einer Scheune mit offenstehenden Toren vorbeikamen, in der zwei blonde Mädchen auf der Tenne standen und Korn droschen.
    «Ich habe daran gedacht», sagte er trübsinnig.
    «Nur gedacht?»
    Beinahe musste er lächeln. «Ihr glaubt an das Schicksal, Herr», sagte er.
    «Und du nicht?», fragte ich. Osferth und ich ritten ein paar Schritte vor den anderen. «Und was hat das Schicksal mit einem Mädchen in deinem Bett zu tun?»
    «Non ingredietur mamzer hoc est de scorto natus in ecclesiam Domini» , sagte er und sah mich traurig an, «usque ad decimam generationem.»
    «Sowohl Pater Beocca als auch Pater Willibald haben versucht, mir Latein beizubringen», sagte ich, «und sie sind beide gescheitert.»
    «Das stammt aus der Bibel, Herr», sagte er, «aus dem Buch Deuteronomium, und es bedeutet, dass ein Bastard von der Kirche ausgeschlossen ist und dass dieser Fluch zehn Generationen lang währt.»
    Ich starrte ihn ungläubig an. «Du warst in der Priesterausbildung, als wir uns das erste Mal begegnet sind!»
    «Und ich habe die Ausbildung abgebrochen», sagte er. «Ich musste es tun. Wie könnte ich Priester sein, wenn Gott mich aus seiner Gemeinde verbannt?»
    «Also kannst du kein Priester sein», sagte ich, «aber du kannst verheiratet sein!»
    «Usque at decimam generationem» , sagte er. «Auf meinen Kindern läge ein Fluch und auch auf ihren Kindern und auf jedem Kind für die nächsten zehn Generationen.»
    «Also ist jeder Bastard verloren?»
    «So lautet das Wort Gottes, Herr.»
    «Dann ist er ein schrecklicher Gott», sagte ich wild, denn ich hatte gesehen, dass Osferths Verzweiflung echt war. «Es war nicht deine Schuld, dass Alfred mit einer Sklavin Huckepack gespielt hat.»
    «Das stimmt, Herr.»
    «Wie kann diese Sünde also dich betreffen?»
    «Gott ist nicht immer gerecht, Herr, aber seine Regeln gelten für alle gleich.»
    «Für alle gleich! Wenn ich also einen Dieb nicht erwische und stattdessen seine Kinder auspeitsche, nennst du mich gerecht?»
    «Gott verabscheut die Sünde, Herr, und wie könnte man die Sünde besser abwehren als durch die grässlichsten Strafen?» Er lenkte sein Pferd an die linke Straßenseite, um einen Zug Packpferde vorbeizulassen. Sie waren mit Schafsfellen beladen und auf dem Weg Richtung Norden. «Wenn Gott uns nicht streng bestraft», fuhr Osferth fort, «was soll dann sonst die Ausbreitung der Sünde verhindern?»
    «Ich mag die Sünde», sagte ich und nickte dem Reiter zu, der den Tross anführte. «Lebt Alfred noch?», fragte ich ihn.
    «Gerade noch so», sagte der Mann. Dann bekreuzigte er sich und nickte zum Dank, als ich ihm eine sichere Reise wünschte.
    Osferth sah mich stirnrunzelnd an. «Warum habt Ihr mich hierher gebracht, Herr?», fragte er.
    «Warum nicht?»
    «Ihr hättet Finan mitnehmen können, aber Ihr habt mich ausgesucht.»
    «Willst du deinen Vater nicht sehen?»
    Er schwieg eine Weile, dann wandte er mir seinen Blick zu, und ich sah Tränen in seinen Augen. «Doch, Herr.»
    «Deshalb habe ich dich mitgenommen», sagte ich, und in diesem Moment kamen wir um eine Kurve in der Straße und sahen unterhalb von uns Wintanceaster liegen, mit seiner neuen Kirche, die hoch über die enggedrängten Hausdächer ragte.
    Wintanceaster war gewiss die bedeutendste von Alfreds Wehrstädten, also

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