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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Speeren ausgerüstet waren. Sie waren zum Kampf bereit. «Ich wurde angewiesen, Euch zum Palast zu bringen, Herr», lautete Godrics Begrüßung.
    «Und dazu brauchst du Speere?»
    Godric beachtete den Einwurf nicht und deutete stattdessen die Gasse hinunter. «Kommt Ihr?»
    «Mit Vergnügen», sagte ich und folgte ihm zurück durch die Stadt. Die Leute auf den Straßen ließen uns schweigend vorbei. Osferth und ich hatten unsere Schwerter behalten, aber wir sahen trotzdem aus wie Gefangene unter Bewachung, und als wir zum Palast kamen, bestand ein Verwalter am Tor darauf, dass wir die Waffen abgaben. Das war so üblich. Nur der Leibwache des Königs war eine Bewaffnung innerhalb des Palastbezirks gestattet. Und so übergab ich Schlangenhauch dem Verwalter und folgte Godric anschließend vorbei an Alfreds Privatkapelle zu einem kleinen, niedrigen, strohgedeckten Gebäude.
    «Bitte wartet hier, Herr», sagte er und deutete auf die Tür.
    Wir warteten in einem fensterlosen Raum, der mit zwei Bänken, einem Lesepult und einem Kruzifix ausgestattet war. Godrics Männer blieben draußen und versperrten mir den Weg mit ihren Speeren, als ich hinauswollte. «Wir möchten etwas zu essen», sagte ich, «und Ale. Und einen Pisskübel.»
    «Sind wir verhaftet?», fragte Osferth, nachdem das Essen und der Kübel gebracht worden waren.
    «Hat ganz den Anschein.»
    «Warum?»
    «Ich weiß nicht», sagte ich. Dann aß ich das Brot und den Käse, und danach streckte ich mich auf dem gestampften Erdboden aus, obwohl er feucht war, und versuchte zu schlafen.
    Es wurde schon dämmrig, als Godric zurückkam. Noch immer war er überaus höflich. «Wenn Ihr mit mir kommen möchtet, Herr», sagte er, und Osferth und ich folgten ihm durch vertraute Innenhöfe zu einem kleineren Palas-Gebäude, in dessen Feuerstelle wärmende Flammen loderten. An der Wand hingen auf Leder gemalte Bilder, jedes zeigte einen anderen westsächsischen Heiligen, und auf dem Podest am Ende des Palas saßen an einem Tisch, über den ein blau gefärbtes Tuch gebreitet war, fünf Kirchenmänner. Drei hatte ich nie gesehen, aber die beiden anderen kannte ich, und weder der eine noch der andere war ein Freund von mir. Bischof Asser, der gehässige walisische Priester und Alfreds engster Vertrauter, war der eine, und Bischof Erkenwald der andere. Sie rahmten einen Mann mit knochigen Schultern und weißem tonsuriertem Haar ein, dessen Gesicht in seiner Hagerkeit an ein verhungertes Wiesel erinnerte. Er hatte eine Nase, die so scharf geschnitten war wie eine Klinge, einen wachen Blick und verkniffene, schmale Lippen, die seine schiefen Zähne nicht verbergen konnten. Die beiden Priester an den Schmalseiten des Tisches waren erheblich jünger, und jeder hatte eine Schreibfeder, ein Tintenfässchen und eine Pergamentseite vor sich. Sie sollten wohl bei dem Gespräch mitschreiben.
    «Bischof Erkenwald», begrüßte ich ihn, dann sah ich Asser an. «Ich glaube, Euch kenne ich nicht.»
    «Nimm ihm dieses Hammeramulett ab», sagte Asser zu Godric.
    «Fass den Hammer an», erklärte ich Godric, «und du sitzt mit dem Arsch im Feuer.»
    «Genug!» Das verhungerte Wiesel schlug auf den Tisch. Die Tintenfässchen sprangen hoch. Die beiden Schreiberlinge ließen ihre Federn über das Pergament kratzen. «Ich bin Plegmund», sagte der Mann zu mir.
    «Der Obermagier von Contwaraburg?», fragte ich.
    Er starrte mich mit offenkundiger Abneigung an, dann zog er ein Pergament heran. «Ihr habt einiges zu erklären», sagte er.
    «Und keine Lügen dieses Mal!», fauchte Asser. Jahre zuvor, in ebendiesem Palas, war ich vom Witan zu Vergehen befragt worden, an denen ich in Wahrheit die volle Schuld trug. Der Hauptzeuge meiner Verbrechen war damals Asser, aber ich hatte mich mit Lügen aus der Anklage herausgewunden, und er hatte gewusst, dass ich log, und seither verabscheute er mich.
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an. «Wie ist gleich Euer Name?», fragte ich. «Ihr erinnert mich an jemanden. Er war ein walisischer Earsling, ein Rattenschiss, aber ich habe ihn getötet, also könnt Ihr nicht derselbe Mann sein.»
    «Herr Uhtred», sagte Bischof Erkenwald mit müder Stimme, «bitte beleidigt uns nicht.»
    Erkenwald und ich mochten uns nicht, aber in seiner Zeit als Bischof von Lundene hatte er sich als tüchtiger Anführer erwiesen, und er hatte mir vor Beamfleot keine Steine in den Weg gelegt, im Gegenteil – seine Fähigkeiten als Organisator hatten erheblich zum Sieg beigetragen. «Was wollt

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