Der sterbende König (German Edition)
Eadgyth, aber die bedauernswerte Mutter ist noch in derselben Nacht gestorben.»
«Edward war der Vater?», fragte ich, und Cynric nickte. «Königliche Zwillingsbastarde», sagte ich leise.
Cynric schüttelte den Kopf. «Aber sind sie wirklich Bastarde?» Er hatte seine Stimme gesenkt. «Edward behauptet, er habe sie geheiratet, sein Vater sagt, es war keine gültige Ehe, und sein Vater gewinnt den Streit. Und sie haben die ganze Sache totgeschwiegen. Gott weiß, dass sie die Geburtshelferin gut genug bezahlt haben.»
«Die Kinder haben überlebt?»
«Sie sind im Nonnenkloster von Sankt Hedda, zusammen mit der Herrin Æthelflæd.»
Ich starrte ins Feuer. Also hatte sich der vollkommene Erbe als ebenso sündig erwiesen wie ein ganz gewöhnlicher Mann. Und Alfred ließ die Früchte dieser Sünde verschwinden, steckte sie in ein Nonnenkloster und hoffte, niemand würde von ihrem Dasein erfahren. «Armer Edward», sagte ich.
«Er heiratet jetzt Ælflæd», sagte Cynric, «und damit ist Alfred zufrieden.»
«Und er hat schon zwei Kinder», sagte ich nachdenklich. «Das ist ein wahrhaft königlicher Wirrwarr. Du sagst, Æthelflæd ist im Sankt Hedda?»
«Sie haben sie dort weggesperrt», sagte Cynric. Er wusste von meiner Zuneigung zu Æthelflæd, und aus seinem Tonfall schloss ich, dass sie eingesperrt worden war, um sie von mir fernzuhalten.
«Ist ihr Mann hier?»
«In Alfreds Palast. Die ganze Familie ist hier, sogar Æthelwold.»
«Æthelwold!»
«Ist vor zwei Wochen gekommen, hat die ganze Zeit um seinen Onkel geheult.»
Æthelwold war mutiger, als ich geglaubt hatte. Er hatte ein Bündnis mit den Dänen geschlossen und war dennoch dreist genug, an den Hof seines sterbenden Onkels zu kommen. «Trinkt er immer noch?», fragte ich.
«Nicht dass ich wüsste. Er war nicht in meiner Gaststube. Es heißt, er verbringt seine Tage im Gebet», sagte Cynric verächtlich, und ich lachte. «Wir alle beten», fügte er verdrießlich hinzu und meinte damit, dass sich jeder darüber sorgte, was nach Alfreds Tod werden würde.
«Und in Sankt Hedda?», fragte ich. «Ist dort immer noch Hildegyth Äbtissin?»
«Sie ist selbst schon eine Heilige, Herr, ja, sie ist immer noch dort.»
Ich nahm Osferth mit nach Sankt Hedda. Es fiel leichter Nieselregen, der die Straßen schlüpfrig machte. Der Konvent lag am nördlichen Stadtrand, dicht an dem Erdwall mit der hohen Palisade. Der einzige Zugang zu dem Nonnenkloster befand sich am Ende einer langen, schlammigen Gasse, in der sich, ebenso wie bei meinem letzten Besuch, die Bettler drängten, weil sie auf die Almosen und das Essen warteten, das die Nonnen morgens und abends ausgaben. Die Bettler machten uns den Weg frei. Sie waren unruhig, denn sowohl Osferth als auch ich trugen Rüstung und Schwert. Einige streckten uns die Hände oder Holzschalen entgegen, doch ich beachtete sie nicht, denn ich sah drei Soldaten am Eingang des Klosters stehen, und das war eigenartig. Die drei trugen Helm und Speer, Schwerter und Schilde, und als wir näher kamen, traten sie von der Tür weg und verstellten uns den Weg. «Ihr könnt nicht hinein, Herr», sagte einer von ihnen.
«Weißt du, wer ich bin?»
«Ihr seid der Herr Uhtred», sagte der Mann ehrerbietig, «und Ihr könnt nicht hinein.»
«Die Äbtissin ist eine alte Freundin von mir», sagte ich, und so war es. Hild war eine Freundin, eine Heilige und eine Frau, die ich geliebt hatte, doch es schien, als wäre es mir nicht erlaubt, sie zu besuchen. Der Anführer der drei Soldaten war ein kräftiger Mann, nicht mehr jung, aber mit breiten Schultern und selbstbewusster Miene. Sein Schwert steckte in der Scheide, und ich zweifelte nicht daran, dass er es ziehen würde, wenn ich versuchen sollte, an ihm vorbeizukommen, allerdings zweifelte ich ebenso wenig daran, dass ich ihn zu Boden schlagen konnte. Aber sie waren zu dritt, und ich wusste, dass Osferth nicht gegen westsächsische Soldaten kämpfen würde, die ein Kloster bewachten. Ich zuckte mit den Schultern. «Kannst du der Äbtissin Hild eine Nachricht übermitteln?», fragte ich.
«Das kann ich tun, Herr.»
«Sag ihr, dass Uhtred hier war, um sie zu besuchen.»
Er nickte, und da hörte ich die Bettler hinter mir aufkeuchen, und als ich mich umdrehte, sah ich noch mehr Soldaten in die Gasse kommen. Ich erkannte ihren Anführer, der Mann hieß Godric und hatte unter Weohstan gedient. Er führte sieben behelmte Männer, die, genau wie die Bewacher des Konvents, mit Schilden und
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