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Der sterbende König (German Edition)

Der sterbende König (German Edition)

Titel: Der sterbende König (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zartgefühl zumute. Jemand, ich vermutete Æthelred, hatte sein Bestes getan, um mich zu vernichten, und dazu hatte er die Macht der Kirche eingesetzt, und ich war entschlossen, mich gegen die elenden Hunde zu wehren. Es sah so aus, als hätte ich Erfolg, zumindest darin, dass sie sich noch elender fühlten. Plegmund verzog das Gesicht, Asser bekreuzigte sich, und Erkenwald hatte die Augen geschlossen. Die beiden jungen Priester schrieben schneller denn je. «Angenagelter Tyrann», murmelte einer von ihnen langsam, als seine Feder übers Pergament kratzte.
    «Und wer hatte den überaus klugen Einfall, mich nach Ostanglien zu schicken, damit Sigurd mich tötet?», wollte ich wissen.
    «König Eohric versichert uns, dass Sigurd ohne seine Aufforderung gehandelt hat und dass er – hätte er es gewusst – einen Angriff auf Sigurds Truppen geführt hätte», sagte Plegmund.
    «Eohric ist ein Earsling», sagte ich, «und für den Fall, dass Ihr es nicht wisst, Erzbischof, ein Earsling ist so etwas wie Bischof Asser, ein Ding, das aus einem Arsch geschissen wird.»
    «Zeigt Respekt!», knurrte Plegmund mit wütendem Blick.
    «Warum?», fragte ich.
    Darauf konnte er nur blinzeln. Asser flüsterte ihm etwas ins Ohr, es klang eindringlich und fordernd, während Bischof Erkenwald versuchte, etwas Nützliches aus mir herauszubringen. «Was hat Euch die Hexe Ælfadell gesagt?», fragte er.
    «Dass der Sachse Wessex zerstören wird, die Dänen siegen und Wessex nicht weiterbesteht.»
    Alle drei erstarrten bei diesen Worten. Sie mochten Christen sein, und bedeutende Christen noch dazu, aber sie waren nicht gefeit gegen die Macht der wahren Götter und ihre Magie. Sie fürchteten sich, allerdings bekreuzigte sich keiner von ihnen, denn das zu tun, wäre das Eingeständnis gewesen, dass die heidnischen Propheten möglicherweise Zugang zur Wahrheit hatten, und das wollten sie voreinander leugnen. «Und wer ist der Sachse?», kam es böse von Asser.
    «Um dem König das zu erzählen», sagte ich, «bin ich nach Wintanceaster gekommen.»
    «Also sagt es uns», forderte mich Plegmund auf.
    «Ich sage es dem König», erwiderte ich.
    «Schlange!», fauchte Asser. «Ein Dieb in der Nacht, das seid Ihr! Der Sachse, der Wessex zerstören wird, seid Ihr!»
    Ich spuckte aus, um meine Verachtung zu zeigen, aber die Spucke flog nicht bis zum Tisch.
    «Ihr», sagte Erkenwald erschöpft, «seid wegen einer Frau hierhergekommen.»
    «Ehebrecher!», schnappte Asser.
    «Das ist die einzige Erklärung für Eure Anwesenheit hier», sagte Erkenwald. Dann sah er den Bischof an. «Sicut canis qui revertitur ad vomitum suum.»
    «Sic inprudens qui iterat stultitiam suam» , psalmodierte der Erzbischof.
    Einen Moment lang dachte ich, sie würden mich verfluchen, aber der kleine Bischof Asser konnte der Versuchung nicht widerstehen, sein Wissen vorzuführen, indem er mich mit einer Übersetzung versorgte. «Wie der Hund sein Gespeites wieder frisst, also ist der Narr, der seine Narrheit wieder treibt.»
    «Das Wort Gottes», sagte Erkenwald.
    «Und wir müssen entscheiden, was wir mit Euch tun sollen», sagte Plegmund, und bei diesen Worten rückten Godrics Männer etwas näher. Ich war mir ihrer Speere hinter meinem Rücken bewusst. Ein Holzscheit barst im Feuer und sprühte Funken auf die Binsenstreu des Bodens, die zu rauchen begann. Normalerweise wäre sofort ein Diener oder einer der Soldaten herbeigesprungen, um das winzige Feuer auszutreten, doch niemand rührte sich. Sie wollten mich tot sehen. «Wie uns bewiesen wurde», brach Plegmund das Schweigen, «habt Ihr mit den Feinden unseres Königs verkehrt, habt mit ihnen paktiert, habt ihr Brot gegessen und ihr Salz genommen. Schlimmer noch, Ihr habt zugegeben, den heiligen Abt Deorlaf und zwei seiner Mitbrüder niedergemetzelt zu haben …»
    «Der heilige Abt Deorlaf», unterbrach ich ihn, «war mit der Hexe Ælfadell im Bund, und der heilige Abt Deorlaf wollte mich töten. Was hätte ich tun sollen? Ihm die andere Wange hinhalten?»
    «Schweigt!», sagte Plegmund.
    Ich machte zwei Schritte vorwärts und trat die brennende Binsenspreu mit dem Stiefel aus. Einer von Godrics Soldaten, der dachte, ich würde die Geistlichen angreifen, hatte seinen Speer gehoben, und ich drehte mich um und sah ihn an. Sah ihn einfach nur an. Er errötete und langsam, ganz langsam, senkte sich der Speer. «Ich habe gegen die Feinde eures Königs gekämpft», sagte ich, ohne den Speermann aus den Augen zu lassen, aber

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