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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Thyra umgehen kann.«
    »Versuchen können wir es«, sagte Kintoth, »aber denk daran, daß die Horde unberechenbar ist. Laß sie nie aus den Augen. Und außerdem wissen sie von den Stabträgern, wer du bist.«
    »Das weiß ich«, sagte Stark. »Sag den anderen, sie sollen sich hier gut sichtbar aufstellen, mit gezogenen Waffen.«
    Kintoth eilte fort. Stark wartete einen Moment, erhob sich und lief hinab in die Senke.
    Er wußte nicht, wer ihn als erster gesehen hatte. Die Musik setzte aus, und die Tänzer blieben stehen. Stumm blickten sie ihm entgegen. Stark sprach sie mit dem allgemeinen Gruß an. »Möge euch die alte Sonne Wärme und Leben bringen.«
    Einer der Hauslosen kam auf ihn zu. Eine Frau, dachte er. Diese Menschen waren schlank und klein, reichten ihm kaum bis zur Schulter. Wilde Locken umrahmten ihre Gesichter, und sie waren in Gewänder gehüllt, die aus vielen kleinen Fellen zusammengenäht waren. Die Frau hatte ein schmales, bleiches Gesicht mit spitzem Kinn und riesigen Augen, die nur aus Iris bestanden. In den weit geöffneten Pupillen spiegelte sich die ganze Nacht.
    »Die alte Sonne ist wohlauf«, sagte sie unbekümmert. Sie sprach mit merkwürdiger Betonung, die schwer zu verstehen war, und ihr Mund hatte vorstehende Zähne, die ungewöhnlich scharf aussahen. »Wir beten die dunkle Göttin an. Möge die Nacht dir Leben und Freude geben.«
    Stark konnte es nur hoffen. Verlassen mochte er sich nicht darauf. »Wer ist euer Führer?«
    »Führer?« Sie legte den Kopf zur Seite. »Wir haben eine ganze Reihe. Den, der von Wolken und Sternen singen kann, einen, der den Wind fangen und wieder freilassen kann …«
    »Einen, der Pfade anlegt«, sagte Stark. »Ich möchte ungesehen an Thyra vorbeikommen.«
    »Ah«, sagte sie, blickte an ihm vorbei den Hang hinauf. »Bist du allein oder gehörst du zu den anderen, die ich sehe? Graue Krieger aus den Türmen und fünf Unbekannte.«
    »Wir alle wollen an Thyra vorbei.«
    »Ungesehen?«
    »Und ungehört.«
    »Aber ihr seid nicht so leichtfüßig wie wir. Wir können uns bewegen, wo man eine Schneeflocke fallen hören würde.«
    »Wir möchten es trotzdem versuchen«, sagte Stark.
    Sie wandte sich ihren Leuten zu. »Die Fremden und die Grauen wollen heimlich an Thyra vorbei. Slaifed?« Den Namen sang sie.
    Ein Mann kam lachend herbei. »Ich werde sie führen. Komm, wenn du kannst.«
    Er flog mit Windeseile über den Schnee. Der Rest des Stammes begann wieder zu tanzen, bis auf die Frau, die mit Stark kam. Das schrille Instrument war noch einige Zeit zu hören, dann verschluckte es der Wind. Hargoths Leute und die Irnanier bewegten sich rascher, als Slaifed wohl gedacht haben mochte. Sie hatten die Hände an den Waffen und hielten die Augen offen.
    Die dürre Gestalt des Hauslosen flitzte vor ihnen her. Die Frau warf Stark einen schrägen Blick zu. »Du kommst aus dem Süden.«
    »Ja.«
    »Aus dem Süden und doch nicht aus dem Süden. Die hinter dir sind aus dem Süden. Du nicht.« Sie atmete tief ein. »Du riechst nach dem Staub des Himmels und nach der heiligen Nacht.«
    Er sagte: »Das bildest du dir ein, kleine Schwester. Wie heißt du?«
    »Sli«, sagte sie. »Wie der Wind, der über die Berge fährt.«
    »Wart ihr immer auf der Wanderschaft?«
    »Von Anfang an. Meine Leute sind niemals unter Dächern gefangen gewesen. Uns gehört alles.« Sie zeigte auf Berge und Himmel. »In den Zeiten der großen Wanderung waren wir die freien Räuber, die sich von den Hausbewohnern nährten.«
    Ungefähr dreißig Schritt voraus bog der Pfad um einen Felsvorsprung. Slaifed begann plötzlich zu rennen, Sli ebenfalls.
    Und auch Stark.
    Sli hatte die Hände in Brusthöhe, als Stark sie eingeholt hatte und mit einem heftigen Schlag beiseite stieß. Er lief weiter. Slaifed blickte zurück und konnte nicht glauben, daß jemand, der nicht zu den Hauslosen gehörte, so rasch rennen konnte. Er griff in Brusthöhe in sein Gewand, lief immer noch wie der Wind.
    Stark erreichte ihn in der Mitte der Wegbiegung. Ihm war, als fange er einen Vogel. Er umklammerte den langen, dünnen Hals, blieb ruckartig stehen und ließ Slaifeds Körper wie eine Peitsche in die Höhe schnellen.
    Stark sah das völlig ungläubige Gesicht des Hauslosen, sah zwei eiserne Krallen, die er sich über die dünnen Finger hatte streifen wollen, zu Boden fallen. Dann schleuderte er den Körper gegen Sli, die hinter ihm herankam.
    Sie hatte die eisernen Krallen an den Fingern. Er spürte das Metall, das von

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