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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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seine Priester beisammen. Sie hatten offensichtlich keine ernsthaften Verwundungen davongetragen. An anderer Stelle befanden sich die überlebenden grauen Krieger, sieben an der Zahl und fast alle verwundet. Sie waren alle gefesselt.
    Er sah Gerrith nicht.
    Er rief ihren Namen, und sie antwortete hinter ihm. »Hier bin ich, Stark.« Er wälzte sich herum, schob sich mit dem Rücken an der Wand empor, und sie versuchte, ihm zu helfen. Ihre Hände waren gebunden. Sie schien unverletzt, von blauen Flecken abgesehen, und das Haar hing ihr lose ins Gesicht.
    »Warum«, sagte er, »hast du nur darauf bestanden, mitzukommen?«
    Im Hof tummelten sich die Thyraner. Es herrschte fast Festtagsstimmung. Soldaten liefen herum, betteten ihre Verwundeten und Toten auf Bahren. Eine Gruppe Hausloser stand an einer Tür und nahm Nahrungsmittel in Empfang. Ohne Zweifel der Lohn für den Verrat.
    Einer von ihnen sah, daß Stark bei Bewußtsein war. Er kam herüber und blickte schadenfroh auf ihn nieder. Stark sah die Schalmei aus seinem Gewand ragen.
    »Warum habt ihr das getan?« fragte Stark.
    »Man sagte uns, wir sollten auf euch aufpassen. Man sagte uns, wie ihr ausseht. Man versprach, uns zu belohnen. Wir hätten es aber auch umsonst getan.«
    »Warum?«
    »Die Sterne sind heilig«, sagte der Schalmeienspieler. »Sie sind die Augen der Göttin. Wenn unsere Seelen auffliegen, sehen die hellen Augen sie. Du willst die Sterne beflecken und uns die Seligkeit rauben.«
    Stark sagte matt: »Ich fürchte, du begreifst nicht.« Gewöhnlich hatte er nichts gegen die Sagen der Stämme, aber für die Hauslosen hatte er nicht viel übrig. »Die Sterne sind schon befleckt. Sie sind einfach Sonnen, wie die über dir. Sie werden von Welten wie der unter deinen Füßen umkreist. Auf diesen Welten leben Leute, die nie etwas von den Hauslosen gehört haben und auch nichts von ihrer läppischen Göttin.«
    Der Mann ging mit den Krallen auf ihn los und wurde im letzten Augenblick von einem thyranischen Offizier zurückgerissen.
    »Lebendig ist er mehr wert«, sagte der Thyraner und ließ den Hauslosen los. Er wischte sich die Hände an den Hosen ab. »Raus mit dir, dreckiger Kerl.«
    Die Hauslosen verließen jetzt den Wachtposten und blickten mit höhnischen Augen auf die Gefangenen. Stark setzte sich plötzlich noch mehr auf und ließ den Blick über den Hof schweifen. »Ich sehe eure Toten«, sagte er zum Offizier. »Unsere sehe ich jedoch nicht.«
    »Keine Sorge, Freund. Die Hauslosen werden sie auf nützliche Art zu bestatten wissen.« Der Thyraner sah ihn aufmerksam an. »Es hat uns Mühe gekostet, dich vor dem Tod zu bewahren.«
    »Weshalb habt ihr es dann getan?«
    »Das war Befehl.«
    Halk hatte die Augen geöffnet. Haßerfüllt starrten sie Stark an. »Prophezeiungen!« sagte er und schluchzte einmal tief auf. Dann fiel er in Ohnmacht.
    Über dem zweiten Tor, das dem, durch das die Hauslosen eben verschwunden waren, gegenüber lag, standen Soldaten und blickten auf das Land hinaus. Der Thyraner sah zu ihnen hinauf und mußte plötzlich lachen.
    »Du wolltest, daß dir die Hauslosen einen Weg um Thyra herum zeigen. Den gibt es nicht. Wir bewachen jeden Pfad. Sonst käme man, um uns unseren Reichtum zu rauben.«
    Er stieß Stark mit dem Fuß ein wenig an, sah sich das getrocknete Blut an und wiegte den Kopf. Er trat zurück und sagte zu Hargoth: »Ich glaube nicht, daß er von den Sternen kommt. Er ist Fleisch wie wir alle. Und sehr klug ist er auch nicht, daß er sich mit den grauen Maden zusammentut. Eine hübsche Bande, die da vom Flug in den Himmel spricht.« Sein Gesicht nahm den selbstgefälligen Ausdruck abgrundtiefer Dummheit an.
    »Du bist gar nicht neugierig?« fragte Stark. »Millionen von Welten da draußen mit mehr wunderbaren Dingen, als ich dir in einer Million Jahren aufzählen könnte, und dir fällt nicht eine einzige Frage ein?«
    Der Thyraner zuckte die Schultern. »Was kümmert mich, was da draußen ist? Was gibt’s zu sehen, was ich hier in Thyra nicht auch finden kann?« Er ging.
    »Nun«, sagte Stark. »Darauf kann man nichts antworten.« Er lehnte sich müde zurück. »Was meinst du jetzt, weise Frau?«
    Hargoth ließ sie nicht zu Wort kommen. »Der einzige Weg führte in den Süden, dorthin, wo die Schiffe sind.«
    »Das Frühlingskind hat dir etwas anderes gesagt.«
    »Eine falsche Weissagung. Eine Strafe. Weil deine Gier auf diese Frau der alten Sonne ein Opfer geraubt hat. Sie hat uns Fluch statt Segen

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