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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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Tageslicht zu betrachten, was ihm im Sternenschimmer oder im flackernden Feuerschein entgangen war.
    »Ihr habt einen langen Weg zurückgelegt, um sie zu vernichten. Warum?«
    Sie sagten es ihm. Hargoth lauschte, dann sagte er: »Ihr Südleute müßt wirklich Weichlinge sein, daß ihr so mit euch umspringen laßt.«
    Gerrith hob die Hand, um Halk vor einem ärgerlichen Ausbruch zu bewahren. Sie sah Hargoth kalt an und sagte: »Du hast von den Wanderern gehört, hast sie aber nie gesehen. Du hast nie gesehen, was die Meute anstellen kann. Vielleicht wirst du das noch, bevor alles seinen Lauf gegangen ist. Dann sage mir, was du von ihnen hältst.«
    Hargoth neigte den Kopf.
    »Was weißt du von den Schutzherren?« fragte Stark.
    »Ich denke, sie sind erlogen, damit die Stabträger an der Macht bleiben. Oder wenn es sie einmal gab, sind sie seit über tausend Jahren tot. Deshalb halte ich das Ganze für sinnlos, obwohl ich weiß, daß die Stabträger Wirklichkeit sind. Und wenn sie uns, wie du sagst, von den Sternen fernhalten wollen …«
    Offenbar war er noch nicht überzeugt.
    Lange, nachdem die alte Sonne untergegangen war, verließen sie die Straße und fanden eine geschützte Grube. Die Krieger fachten mit Moosen und Flechten, die sie zwischen den Felsen unter dem Schnee hervorkratzten, kleine Feuer an. Sie hatten nicht geglaubt, längere Zeit von ihren Türmen entfernt zu sein, und so waren die Rationen klein. Niemand klagte. Man war Hunger gewöhnt.
    Als es Zeit war, zum Schlafen in die Zelte zu kriechen, sagte Stark zu Gerrith: »Du bleibst bei mir. Ich glaube, Hargoth hat seine Absichten noch nicht aufgegeben.« Sie war einverstanden. Ihre Körper drängten sich in die kleine Behausung, und Stark wurde sich bewußt, daß er zum ersten Mal mit Gerrith allein war. Sie wärmten sich aneinander. Schultern, Hüften und Schenkel berührten sich. Ihr Atem mischte sich. Ihr Fleisch strömte tierische Wärme aus. Er spürte, wie sie zu zittern aufhörte, und er legte seine Rechte auf ihre Linke.
    »Sagen dir deine Visionen, warum du den ganzen langen Weg mitkommen mußtest?«
    »Sprechen wir jetzt nicht davon.« Sie sah ihn an. »Sprechen wir jetzt überhaupt nicht mehr.«
    Er zog sie an sich. Sie lächelte und widersetzte sich nicht. Er streichelte die windgebräunte Haut ihrer Wangen. Ihre Augen sahen ihn groß an, und ihr Mund war weich und einladend.
    Er küßte sie vorsichtig, und ihre Arme schlossen sich fest um ihn, und dann gab es keine Vorsicht mehr. Sie war kräftig und hungrig, warm an diesem Ort kalten Sterbens, und gab und nahm rückhaltslos. Sie sprachen nicht von Liebe. Liebe ist etwas für eine lange Zukunft. Sie schliefen eng umarmt ein und waren zufrieden.
    In dunkler Frühe machten sie sich wieder auf den Weg und folgten dem grünen Gestirn. Sie hielten kurz an, um die aufgehende Sonne zu begrüßen, und Hargoth sah Gerrith enttäuscht an. Sie war von Stark und den Irnaniern umgeben. Mittags hielten sie zum zweiten Mal an, um sich auszuruhen und ihre Rationen zu kauen, harte Stücke eßbarer Flechten und ein Gemisch aus Fett und Fleischfasern, das mit bitteren Kräutern gewürzt war.
    Stark besprach das weitere Vorgehen mit Kintoth. Der Hauptmann zeichnete mit dem Finger eine Karte in den Schnee. »Hier ist die Straße, auf der wir uns befinden, und dort Thyra, auf einem Dutzend Hügeln gelegen, das heißt die alte Stadt. Die neue ist darum herum angelegt worden.«
    »Wie alt ist die neue Stadt?«
    »Nicht so alt wie unsere. Nur ungefähr tausend Jahre. In unseren Liedern heißt es, daß diese Schmiede aus dem Nichts auftauchten und diese alten Städte besetzten.«
    »Nicht nur eine?«
    »Es gibt verschiedene Stämme. Wir haben nur mit dem in Thyra zu tun, aber es heißt, es gäbe noch andere. Und sie alle haben denselben Gott, den Heimatlosen Schmied.«
    »Sie sind alle gleich verrückt«, sagte Hargoth, »und zwar nach Eisen. Sie graben es aus den Ruinen der Städte aus und bearbeiten es.«
    »Schön.« Stark sah sich die Karte an. »Was sonst noch?«
    Kintoth zeichnete seitlich von Thyra ein Gebirge ein. »Die Hexenfeuer. Den Namen wirst du verstehen, wenn du die Berge siehst. Sie sind die Grenze zwischen dem dunklen Land und dem hohen Norden. Hier der Paß, über den wir müssen, sollten wir je so weit kommen.«
    Thyra stand wie eine Wand vor dem Eingang zum Paß.
    »Es gibt keinen anderen Weg durch das Gebirge?«
    Kintoth zuckte mit den Schultern. »Es kann Hunderte geben. Wir kennen nur den,

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