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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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geschmückt, andere mit leuchtendem Metall, wieder andere mit poliertem Holz oder Knochenstückchen.
    In der Mitte des merkwürdigen Raums, in der Mitte aller eigenartigen Gegenstände und Lichter, war ein riesiger Doppelkreis in den Steinboden eingelassen. Er war mit Kerzen, Fackeln und Räucherschalen gefüllt, von denen blauer Dunst aufstieg und eine Kugel bildete. In der Mitte des Doppelkreises saß ein Mann – hochgewachsen, hager und bleich – in einem schwarzen und einem roten Gewand. Sein Kopf war kahl und glänzend, die Augen lagen tief in den Höhlen, die Arme hatte er seitwärts mit gespreizten Fingern ausgebreitet; er zitterte und bewegte lautlos die Lippen.
    Ein Zauberer – dürr wie der Tod, aber lebend, verschleiert durch den blauen Rauch und stumm murmelnd, während er geradewegs Sonja und Daron anblickte.
    Schaudernd und sich weiter an den Bogenrahmen stützend, keuchte Daron: »Mein – mein Vater!«
     
    Die Füße fest auf den Boden gestemmt und die Arme an den Rahmen, hatte es den Anschein, als kämpfte Daron gegen einen Zwang an. Sein Blick hing an dem reglosen Zauberer, seinem Vater, innerhalb der blauen Dunstkugel. Kein Wort vermochte Daron zu sagen; aber seine Arme zitterten, während er sich an den Seiten des Bogenrahmens festklammerte. Auf Sonja hatte der Raum weniger Anziehungskraft. Nach ihrer ursprünglichen Überraschung und dem Schock über seine magische Schwingung hielt sie sich instinktiv von seiner Ausstrahlung des Bösen fern, denn sie spürte, dass die Luft in dem Raum nicht nur von den Dämpfen des Räucherwerks und den ihren eigenen Geruch aussendenden bunten Lichtern geschwängert war. Ein sechster Sinn warnte sie, diesen Saal zu betreten. Sie konnte auch das Geräusch nicht vergessen, das sie weiter zurück auf dem Gang zu hören geglaubt hatte.
    Vorsichtig griff sie an Daron vorbei nach einer Öllampe auf einem niedrigen Ständer etwas seitlich vor der Türöffnung. Die Luft des Saales prickelte gegen ihre Haut, aber die Lampe war beruhigend fest. Daron starrte immer noch gebannt auf den Kreis aus Kerzen und Rauch. Ohne die Augen von ihm zu lassen, wich Sonja mit der Öllampe zurück.
    »Pass auf ihn auf, Daron!« mahnte sie, in der Hoffnung, er werde sie hören. »Warne mich, wenn er aus seiner Trance aufwacht. Ich möchte etwas überprüfen.« Dann drehte sie sich um und eilte im Licht der Öllampe den Gang zurück.
    Wenige Augenblicke später erreichte sie die Tür, nun zu ihrer Rechten, und blieb davor stehen, um zu lauschen.
    Das Geräusch war erneut zu hören, gedämpft und unbestimmbar, und keineswegs eine Sinnestäuschung.
    Die Lampe ausstreckend, betrat Sonja den Raum. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit verspürte sie einen eisigen Schauder. Die Lampe warf mehr Schatten denn Licht in den großen Raum aus kahlem Stein. Nur ein einfacher Tisch stand darin sowie ein Stuhl, und an den Wänden steckten nicht angezündete Fackeln in Haltern – und in der Mitte befand sich etwas sehr Eigenartiges: Auf einem steinernen Podest erhob sich eine kristallklare Kugel mit einem Durchmesser von doppelter Mannshöhe, die von innen heraus leuchtete.
    Sonja zweifelte an ihren Augen. Etwas Weißes schien sich in der Kugel zu bewegen, doch da das Licht der Lampe nicht sehr hell und das in der Kugel abwechselnd grell, dann schwach und verschwommen war, war sie nicht sicher, ob sie sich nicht täuschte. Was aber war, wenn in dieser Kugel etwas von dem schwarzen Zauberer gefangen gehalten wurde? Ein Dämon vielleicht? Eine Ausgeburt der Hölle …
    Sonja hob die Öllampe und zündete die drei nächsten Fackeln an der Wand an, dann wandte sie sich wieder der Kugel auf dem Podest zu. Ganz erstaunt trat sie näher, stellte die Öllampe ab und lockerte das Schwert in der Scheide.
    In der Kugel war ein Mann! Er trieb zwischen milchigen Wolken. Aber nein, das konnte nicht sein! Das Leuchten im Innern der Kugel musste sie durch sein schwingendes Glühen getäuscht haben!
    Nein! Es war wirklich ein Mann! Jetzt kam sein Gesicht ganz nah innerhalb des Glases an ihres heran. Seine Augen, verzerrt durch die Krümmung der Kugel, blickten sie flehend an. Es war ein alter Mann, gefangen und verzweifelt. Mit den Fäusten hämmerte er auf das Glas seines Gefängnisses. Mit aller Kraft schien er zuzuschlagen, doch der dichte Dunst um ihn dämpfte seine Bewegung, so dass nur der stumpfe Laut erklang, wie Sonja ihn beim Vorbeikommen gehört hatte.
    Da sie nicht wusste, was sie tun sollte, blieb sie

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