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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Belagerung sind mir die Veränderungen in meinem Land nicht entgangen: Die Felder werden allmählich unfruchtbar, sie verdorren; unsere Haustiere, unser Vieh – es stirbt dahin; meine Krieger werden schwächer, und ihre Frauen siechen immer mehr. Schlimmer noch: Viele unserer Kinder werden tot, verkrüppelt oder krank geboren. Ich habe festgestellt, dass das Wasser aus den Quellen und Brunnen in der Nähe des Tempels schädlich ist. Männer, die regelmäßig davon trinken, werden krank und sterben einen langsamen Tod. Ich habe es gesehen. Thotas oder der Stern ist dafür verantwortlich, dessen bin ich sicher. Und ich weiß, dass meine Leute keine zehn weiteren Jahre Belagerung durchstehen.«
    »Dann wollt Ihr also ein Ende dieses Krieges?«
    »Ja, und zwar so schnell wie möglich. Meine Leute und ich haben bereits alles mögliche versucht. Nun wenden wir uns Rat suchend an erfahrene Krieger von außerhalb, in der Hoffnung, sie wüssten eine Möglichkeit, diesen Krieg schnell zu beenden.«
    Sonja verstand sein Problem gut. Dutzend verschiedene Strategien fielen ihr ein, aber sie verwarf sie sogleich, denn zweifellos hatte Bo-ugan sie alle bereits erprobt.
    »Ich brauche eine Weile, um darüber nachzudenken«, erklärte sie.
    »Selbstverständlich. Ich weiß, dass Ihr klug seid und in vielen Feldzügen mitgemacht habt. Wenn Euch etwas einfällt, selbst wenn es nur eine Abwandlung von etwas ist, das wir bereits versuchten, so lasst es mich wissen. Ich möchte das Ende dieses Kampfes, ich möchte Thotas’ Kopf auf meiner Schwertspitze, und ich möchte diesen Stern aus meinem Land forthaben!«
    »Das verstehe ich vollkommen.« Sonja nickte Bo-ugan zu und stand auf. »Wenn Ihr mich bitte entschuldigt …«
    Bo-ugan beugte sich vor und streckte ihr seine Hand entgegen. Sonja nahm sie. Der Händedruck beider zeugte von Kraft.
    »Ruht Euch aus!« riet Bo-ugan. »Kommt morgen zu mir, wenn Euch etwas einfällt, das uns nützen könnte. Wir werden uns dann darüber unterhalten, mein Stab und ich.«
    »Das werde ich«, versprach ihm Sonja und verließ sein Haus.
    Als sie gegangen war, spürte Bo-ugan die Blicke seiner Männer. Ohne jemanden im besonderen anzusehen, sagte er: »Sie ist eine kluge Kriegerin. Sie bildet sich keine überstürzte Meinung über etwas, das sie nicht genau kennt; sie zieht keine voreiligen Schlüsse und macht sich erst ein Bild von den Dingen.«
    Er streckte sich, müde von den Sorgen und der Verantwortung, und griff nach einem Becher Wein. Dann breitete er die Pergamentrolle aus, auf die der Plan des Tempels gezeichnet war – das bisschen, das genau bekannt war, und der Rest wie man ihn sich vorstellte –, und studierte ihn, wie er es seit Wochen, Monaten und Jahren tat, und überlegte sich wie stets, wie die Feinde im Tempel überlistet werden könnten.
     
    Die Sonne war untergegangen. Öllampen und Fackeln beleuchteten die Straßen und Häuser des Dorfes. Laute aller Art waren zu hören, von Männern, die arbeiteten, von Frauen, die ihre Kinder ausschimpften, von Hunden, die in den Gassen bellten. Sonja, die beschlossen hatte, Bo-ugans Problem einstweilen zur Seite zu schieben, bis sie ausgeschlafen hatte, machte sich auf den Weg zu ihrer Hütte -7 dem langen Bau, den sie mit zwanzig anderen Söldnern teilte.
    Aus Rücksichtnahme – oder vielmehr, damit der Anblick einer nackten Frau im gleichen Raum mit einem Dutzend oder mehr Männern niemanden auf dumme Gedanken brachte - hatte man Sonja die Pritsche in der hinteren Ecke gegeben. Sie hatte Unterkunft in einem Privatquartier abgelehnt und Bo-ugan und seine Männer aufgefordert, sie als Söldner anzusehen, wie die anderen auch. Trotzdem war sie die erste gewesen, die einen Vorhang zwischen ihrer Liegestatt und den Pritschen der anderen vorgeschlagen hatte.
    In der Mitte des langen Raumes saßen Männer an einem Tisch, unterhielten sich, tranken und spielten Karten. Sie hatten sich inzwischen an ihre Anwesenheit gewöhnt und nickten ihr zu. Daron lag auf seinem Bett in der Nähe von Sonjas Liegestatt. Er richtete sich nicht auf, als er sich erkundigte: »Was wollte Bo-ugan von dir?«
    Sie zuckte die Schulter, nahm ihren Schwertgürtel ab, schlüpfte aus dem ärmellosen Kettenhemd und legte alles ordentlich auf die Wandseite ihrer Pritsche. »Er bespricht Strategien mit seinen Männern und wollte meine Meinung hören. Aber ich konnte ihm nicht helfen.«
    »Zehn Jahre sind eine lange Zeit«, bemerkte Daron und starrte an die Decke.
    »Ja«,

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