Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
bestätigte Sonja abwesend – und ihre Gedanken wanderten zehn Jahre in ihrer eigenen Vergangenheit zurück, als sie ein sehr junges Mädchen auf dem väterlichen Hof in Hyrkanien gewesen war …
    Sie brauchte ein Bad, war jedoch jetzt viel zu müde dazu. Sie würde sich am Morgen waschen.
    Daron wandte ihr den Kopf zu und blickte sie an. »Und?«
    »Und was?« Sonja zog ihr Schwert aus der Hülle und betrachtete es. Sie würde es morgen einfetten und polieren.
    »Er will den Krieg beenden, nicht wahr? Sein Land leidet.«
    Sonja runzelte die Stirn. »Ja, das stimmt …«
    »Es gäbe eine Möglichkeit«, sagte er sehr leise, obgleich die anderen nicht auf sie achteten, vertieft in ihre eigene Unterhaltung.
    »Und die wäre, Daron?«
    »Zauberei! Man muss Magie mit Magie bekämpfen!«
    »Er hat Zauberer angestellt, aber sie waren ihm keine Hilfe. Der Tempel ist zu mächtig.«
    Daron wandte das Gesicht ab.
    Mit einem ‚lauten Schaben steckte Sonja die Klinge zurück. »Außer du denkst an etwas ganz Bestimmtes.«
    Daron antwortete nicht.
    »Daron?«
    Er setzte sich auf und schwang die Beine auf den Boden. »Nichts Bestimmtes«, antwortete er nun. »Nur – ein Gedanke.«
    »Verdammt, Daron! Spuck es aus, wenn du einen Einfall hast!«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich nichts Ausgegorenes, nur ein Gedanke, wie ich schon sagte.« Er lächelte sie schief an, als wäre er wieder ein argloser Junge, der nicht‹verstand, was vorging. Dann entschuldigte er sich. »Ich brauche frische Luft. Also dann bis zum Morgen.«
    Zu müde, ihn umzustimmen, schluckte Sonja ihren Ärger hinunter und blickte ihm nach, bis er aus der Tür war. Dann durchquerte sie den Raum, um sich einen in Pech getauchten Strohhalm anzuzünden.
    »Gute Nacht, meine Herren!«
    »Gute Nacht, Rote Sonja! Hast du heute jemanden getötet?«
    »Zwei«, antwortete sie und kehrte zu ihrer Ecke zurück.
    »Mehr als du seit längerer Zeit, Doth-odo«, sagte ein Soldat grinsend.
    »Ah, halt’s Maul!« brummte Doth-odo.
    Sonja zündete sich die kleine Lampe an, die auf einer Kiste neben ihrer Pritsche stand, und zog den Vorhang zu. Das war das Zeichen für die Männer am Tisch, in ihre Richtung zu blicken. Es war ihr kleines Vergnügen, von dem Sonja nichts wusste, aber auf das sie sich immer freuten, wenn sie hier war.
    Die kleine Lampe in Sonjas Ecke warf die Umrisse des Mädchens auf den Vorhang, während sie sich auszog. Erst schlüpfte sie aus dem weichen Lederwams, dazu hob sie die Arme so hoch über den Kopf, dass der volle Busen vorsprang. Dann bückte sie sich, um die Stiefel auszuziehen, und die Männer am Tisch sahen, wie die Brüste leicht vorwärtsschaukelten, dann hoben ihre Hüften, ihr Gesäß und ihre langen Beine sich am Vorhang ab, während sie die Stiefel von sich stieß. Schließlich wandte sie dem Vorhang den Rücken zu, und die Männer hatten einen guten Blick auf die ganze Figur, ehe sie die Lampe löschte und die Dunkelheit sie verbarg. Danach hörten sie ein Rascheln, während sie sich niederlegte und die Decke hochzog, und schließlich ihr regelmäßiges, sanftes Atmen, nachdem sie fast umgehend eingeschlafen war. Es war kein tiefer Schlaf, sondern einer, bei dem sie auf jeden Schritt in der Nähe ihrer Pritsche aufmerksam wurde; aber Schlaf war es doch.
    Die Männer am Tisch widmeten sich wieder ihren Karten und unterhielten sich gedämpfter. In ihrer Bewunderung von Sonjas Silhouette war keine Lüsternheit, nur Anerkennung und vielleicht ein bisschen Wehmut, wenn sie sich dabei an ihre Frauen oder Liebsten erinnerten, die sie längst verloren hatten. Nein, sie empfanden nur Bewunderung für die schöne Figur. Frauen waren hier zu haben, Huren, wenn sie wollten. Vielleicht war es nur die Anerkennung, dass die Rote Sonja – ein Krieger so gut wie jeder hier, das gaben sie alle zu – auch eine sehr schöne Frau war. In dem Gedanken lagen Ironie und Humor gleichermaßen. Sonja war etwas Besonderes, ob es nun ihre Silhouette betraf, ihr Wesen oder ihr Schwertspiel.
    Falls sie vermutete, dass ihr Schatten auf dem Vorhang beobachtet und bewundert wurde, verschwendete sie zumindest keinen Gedanken daran. Daron hatte sie nie darauf aufmerksam gemacht, und die anderen erst recht nicht. Und immer, wenn Sonjas regelmäßiger Atem verriet, dass sie schlief, wandte sich die Aufmerksamkeit der Männer wieder den Karten zu, dem Wein und der Frage, wer am nächsten Tag aufgerufen würde, um über den Fluss zu reiten und gegen die Zauberer zu

Weitere Kostenlose Bücher