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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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kämpfen.
    »Tötet ihn nicht!« warnte Thotas den Priester, als die Schreie des verwundeten Kriegers in dem Raum gellten. »Tot nutzt er uns nichts. Wenn wir von ihm nichts erfahren können, dann bindet ihn los.«
    »Ja, Meister. Mehr würde er ohnehin nicht mehr durchstehen, glaube ich.«
    Der gefangene Soldat schauderte und ächzte, als er im Schein der Fackeln auf dem Rad zurückgedrückt wurde. Blut sickerte ihm aus den Mundwinkeln, und Tränen rannen ihm über die Wangen.
    Thotas trat an ihn heran und legte ihm eine klauengleiche Hand auf das ungekämmte schweißfeuchte Haar. Einen Augenblick blieb er hochaufgerichtet stehen und hielt die Augen geschlossen. Schließlich zog er die Hand zurück und schnaubte:
    »Ich spüre nichts – nichts! Der Mann ist ein Niemand. Er kann uns nichts sagen.«
    »Soll ich ihn jetzt losbinden. Meister?«
    »Ja, vorsichtig. Dann flöße ihm zu trinken ein und koche Chot blätter auf. Das wird ihn eine Weile stärken. Ich möchte, dass er kräftig genug ist, um zu seinen Kameraden zurückzukehren.«
    »Zurückzukehren?«
    »Ja. Wir schicken ihn zu seinen Leuten. Er wird nicht mehr lange leben, und er kann ihnen nichts erzählen. Füg ihm ein paar Wunden mit einem brennenden Scheit zu, als abschreckendes Beispiel für die anderen.«
    »Jawohl, Meister Thotas.«
    Der Priester löste nach und nach die Bande des Einarmigen. Thotas verließ die Kammer und stieg die Treppe hoch, unter den Schatten und im Knistern der glühenden Fackeln.

 
2
SCHWERTER GEGEN DAS BÖSE
     
    Der Morgen erhob sich warm und diesig über den Wiesen. In Bo-ugans Dorf erloschen nach und nach die Fackeln und Lampen, und der Bodennebel brachte die letzten Lagerfeuer zum Schwelen. Die Soldaten, die Nachtwache gehalten hatten, stiegen von der Brustwehr herab und betraten ihre Unterkünfte oder ihr eigenes Zuhause, um zu frühstücken und sich danach auszuschlafen. Andere Soldaten lösten sie ab, kletterten die Holzstiegen hoch, von denen aus man die Steppe überblicken konnte, die steinernen Hütten und kleinen Forts – und die unübersehbare Stufenpyramide vor dem Berg.
    Die Zikkurat sah jetzt ein wenig anders aus als vor zehn Jahren. Während die oberen Stockwerke früher frei gestanden hatten, verband nun dickes Mauerwerk sie mit der Bergwand. Dies war (niemand wusste wie) vor acht Jahren entstanden, und zwar während einer Woche dermaßen starker Stürme, dass die Kämpfe abgebrochen werden mussten. Nachdem die Belagerer damals in die unteren Stockwerke eingedrungen waren, hatten sie festgestellt, dass es Gänge gab, die obere Geschosse mit dem Berg verbanden. Doch die Eindringlinge waren mit solch gewaltigen Zauberkräften zurückgeschlagen worden und hatten so schwere Verluste erlitten, dass sie sich danach nur selten zu diesem Gebäudeteil vorwagten. Hin und wieder hatten sie noch über die oberen Mauern einzusteigen versucht, doch nie war auch nur einer dieser Trupps lebend zurückgekehrt. Aus der Heftigkeit der Verteidigung in den oberen Stockwerken schloss Bo-ugan, dass der Stern in dem krönenden Tempel untergebracht war, so wie seine dienstbaren Zauberer es behauptet hatten.
    In Bougankad war der Hauptplatz zum Treffpunkt für alle jene geworden, die Gesellschaft suchten oder nur irgendwelchen Klatsch loswerden wollten. Es war kein echter Platz; noch vor zehn Jahren hatte hier lediglich ein Pfad an den Hütten vorbei zu Bo-ugans Haus geführt. Daraus hatte sich der Mittelpunkt der Stadt entwickelt. Bänke waren aufgestellt, es gab Brunnen mit Trinkwasser und auch Feuergruben mit Schutzdächern gegen Regen und Schnee, wo das Feuer nie erlosch, ähnlich der Erinnerung der Dorfbewohner.
    Bei den ersten morgendlichen Geräuschen erwachte Sonja. Sie schlüpfte in Kittel und Stiefel, schnallte sich das Schwert um, das sie immer bei sich trug, und verließ die Söldnerunterkunft. Als erstes besuchte sie das Badehaus unweit des Hauptplatzes. Es war ein einfaches Bauwerk aus zwei Ziegelräumen um eine heiße Quelle, ein Raum für Männer, der andere für Frauen. Bei schönem Wetter, wie heute, war das Haus zum Himmel hin offen. In der kälteren Jahreszeit wurde ein Schutzdach aus schwerem Tuch und Tierhäuten darübergezogen.
    Sonja trat durch die Tür, bog um die Ecke und betrat die Frauenbadestube. Ein paar Frühaufsteherinnen saßen bereits auf den Steinen, hauptsächlich junge Mütter mit Kindern auf dem Schoß, die sich beim Baden den neuesten Klatsch erzählten. Sonja erwiderte ihren Gruß, zog sich aus

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