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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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unter Seide und Brokat verborgen, strahlte der Herrscher Stärke und Gelassenheit aus. Olearius fragte sich, warum er ihn zu sich zitiert hatte. Wollte Herzog Friedrich ihn nun gleichfalls aus seinen Diensten entlassen? Ertrug er die Gegenwart seines Gesandtschaftssekretärs nicht mehr, weil dieser für das Scheitern so vieler Hoffnungen stand? Wollte er nicht mehr an den größten Misserfolg seiner Regentschaft erinnert werden?
    Unschlüssig suchte Olearius den Blick des Kanzlers, der sich hinter einem Kartentisch verschanzt hatte und dort auf weitere Anweisungen wartete. Johann Adolf Kielmann runzelte die Stirn und schüttelte ratlos den Kopf, während Herzog Friedrich ihnen immer noch wortlos den Rücken zukehrte und mit einem Fernrohr aus dem Fenster über die Schlossgärten und den Burggraben zur Schlei hinabschaute. Der lange Arm der Ostsee hatte schon die alten Wikinger beheimatet.
    Olearius seufzte auf, wieder heftete er seinen Blick auf den Herzog. Seine Augen brannten vor Müdigkeit und Enttäuschung und er musste sich beherrschen, um nicht erschöpft in Tränen auszubrechen.
    Hatte der Herzog nicht verstanden, dass die Gesandten eben nicht mit leeren Händen zurückgekehrt waren?
    Er dachte an den Schatz seiner Aufzeichnungen, die sich noch in seinem Gepäck befanden. Hunderte Kladden mit Notizen und Skizzen über den Reiseverlauf. Er hatte in ihnen die fremden Völker beschrieben, denen sie unterwegs begegnet waren, ihre Eigenarten, Sitten und Gebräuche. Er hatte – nicht ohne Herzklopfen – eine russische Sauna und ein persisches Mausoleum besucht und war auch geistesgegenwärtig genug gewesen, während eines Scharmützels einen Pfeil, der gerade noch an seinem Ohr vorbeigesaust war, zur Erinnerung einzustecken. Einen längeren Aufenthalt in der persischen Stadt Schemacha hatte er genutzt, um von einem jungen Mullah die Sprache zu lernen.
    Er hatte genaue Karten ihrer Route nach Isfahan angefertigt, das Kaspische Meer vermessen und war sicher, alle künftigen Orientreisenden mit wertvollen Kenntnissen ausstatten zu können, wenn, ja wenn er die Früchte seiner Anstrengungen publizieren könnte.
    Olearius schüttelte den Kopf. Stand er mit seinen einundvierzig Jahren wieder ganz am Anfang? Musste er etwa die Stelle als Hofastronom im kalten Moskau annehmen?
    Während ihm diese Gedanken im Kopf herumgingen, drehte der Herzog sich um. Für einen Moment weiteten sich seine schilfgrauen Augen vor Überraschung, als hätte er vergessen, dass er den Kanzler und seinen Hofgelehrten zu sich bestellt hatte. Dann nickte er ihnen zu. »Mit dem heutigen Tage ist die persische Affäre beendet«, sagte er und in seiner Stimme schwang der drohende Unterton mit, man möge ihn nie wieder auf das Abenteuer ansprechen. »Das Tor zum Orient wird uns wohl vorerst verschlossen bleiben.«
    Resigniert breitete der Herzog die Arme aus, seine großen, kräftigen Hände schoben alle Erinnerungen von sich. »Es scheint der Wille des Herrn zu sein, dass einzig und allein die Niederländer mit ihrer Ostindischen Kompanie von den unermesslichen Schätzen des Morgenlandes profitieren. Seide und Gewürze zuhauf – mögen die Amsterdamer an ihren Reichtümern ersticken.«
    Olearius bemerkte, wie der Kanzler erleichtert ausatmete. Dessen massiger Körper kam in Bewegung. Kielmann war von Anfang an gegen die teure und riskante Expedition gewesen. Nun musste er sich mit den Forderungen herumschlagen, die Russen und Perser an das Herzogtum stellten.
    »Wie wollt Ihr die Schulden begleichen, die Euch Brüggemann und seine Spießgesellen hinterlassen haben?«, wagte er, seinen Herrn ein letztes Mal an das finanzielle Desaster der Unternehmung zu erinnern. Kielmanns Stimme klang heiser wie ein verstimmtes Instrument. Voller Verachtung streifte dessen Blick Olearius, doch das weiche, fließende Gesicht kaschierte die Schärfe seiner Gedanken.
    Der Herrscher schnaubte. »Wir werden die Steuern erhöhen. Wir müssen die Steuern erhöhen, die Zölle, die Abgaben …«
    »Ihr könnt das nicht schon wieder über den Kopf des Adels hinweg entscheiden, Durchlaucht.« Kielmann schüttelte den Kopf, er sah aus, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Schwer stützte er sich auf den Kartentisch. »Die Steuerbewilligung ist nach wie vor ein Privileg der Stände, Ihr benötigt die Zustimmung der Ritter auf einem Landtag, Durchlaucht. Ihr könnt den Adel nicht zu gewöhnlichen Untertanen degradieren. Die Lasten des Krieges haben ihm bereits vieles

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