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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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wobei sie etwas in der Hand vor sich her trug. Es war eine goldene Schnur, die mit einem Kontaktpult verbunden war. Am Ende dieses Kabels leuchtete ein achtpoliger goldener Stecker.
    Gann atmete hörbar ein.
    Der Kontakter trat an die Seite des Planers, berührte dessen Stirn.
    Er streifte das Haar zur Seite und entblößte die blitzende Platte, die im Stirnknochen des Planers eingebettet lag.
    Der Planer wollte die Vereinigung mit der Maschine vollziehen!
     
    *
     
    Das Schauspiel war faszinierend und erschreckend zugleich.
    Der Planer entspannte sich sichtbar, während der Kontakter den goldenen Stecker anhob und in die Öffnungen der Stirnplatte schob.
    Augenblicklich veränderte sich der Gesichtsausdruck des Planers. Der ängstliche, ärgerliche Blick verschwand. Es war, als erlebte der Planer einen kurzen Augenblick des Schmerzes – oder der Ekstase.
    Doch der Moment ging vorüber, und das Gesicht des dicken Mannes verlor jeglichen Ausdruck.
    Er atmete schneller.
    Die Elektroden erregten die verborgenen Zentren seines Gehirns, und auf seinem Gesicht begannen sich die schnell wechselnden Gefühle abzuzeichnen.
    Zuerst zeigte sich ein Lächeln, das abrupt in ein Stirnrunzeln überging. Dieser Wechsel wiederholte sich mehrere Male. Seine Lippen begannen sich zu bewegen; heisere, unverständliche Worte kamen von seinen Lippen. Sein plumper Körper begann zu zittern, seine Finger bewegten sich.
    Vorsichtig berührte der schwarzgekleidete Kontakter den Arm des Planers, der sich plötzlich beruhigte.
    Der Stecker wurde entfernt.
    Der Planer öffnete die Augen und blickte sich um.
    Eine unglaubliche Veränderung war in ihm vorgegangen. Aus einem mürrischen, ärgerlichen und sorgengeplagten Mann war ein gutgelaunter, tatendurstiger Herrscher geworden.
    Der Planer öffnete den Mund und ließ ein lautes Lachen durch die Halle dröhnen. »Ha!« rief er. »Ha! Das ist gut!«
    Er setzte sich auf und schlug mit der Faust auf den Quarztisch.
    »Wir werden sie vernichten!« schrie er. »Riffratten und Sternengott – jeden, der sich dem System in den Weg zu stellen wagt! Wir werden sie und ihre verrückten Träume für immer vernichten! Und Sie, Boysie Gann, werden uns dabei helfen, denn für diese Aufgabe sind Sie zum besonderen Instrument der Maschine bestimmt worden!«
    Eine wahnsinnige Sekunde lang dachte Boysie Gann daran, sich umzudrehen und zu fliehen – oder sich auf den Planer zu stürzen und darauf zu warten, daß die Sprengstoffladung seines Kragens allen Sorgen ein Ende setzte.
    In der plötzlichen guten Laune des Planers lag etwas derart Furchterregendes, daß er entsetzt zurückweichen wollte. Wenn die Maschine in einem ihrer höchsten Untertanen eine solche Veränderung bewirken konnte, dann hatte er Angst vor der Maschine.
    Große Angst!
    Und bereits dieser Gedanke war erschütternd, denn sein ganzes Leben lang war ihm die Maschine als guter Herrscher erschienen, dessen Entscheidungen unfehlbar waren und der es niemals versäumte, gute Dienste zu belohnen und nur die Bösen zu bestrafen. Und doch schien es Gann, als sei gerade diese höchste Belohnung eine entsetzliche Bestrafung.
    Doch er sagte nur: »Ich werde dem System dienen, Sir.«
    Der Planer kicherte erfreut. »Leisten Sie ihm gute Dienste, mein Junge! Dienen Sie ihm mit Herz und Seele – oder Sie werden ihm mit Ihren Armen und Augen und sonstigen Körperteilen nützlich sein – in der Körperverwertungsstelle. Wir alle dienen dem System, Junge! Auf die eine oder andere Weise.«
    Und er entließ Gann mit einer schwungvollen Bewegung seines fetten Armes und wandte sich an General Wheeler.
    Als die Wächter wieder an seine Seite traten und ihn aus dem Raum drängten, erhaschte er einen Blick des Generals. Die stahlgrauen Augen waren kalt und leer. Doch Gann konnte lesen, was in ihnen geschrieben stand.
    Vergessen Sie mich nicht, Gann , sagten sie.

9.
     
     
    Es hatte einmal eine Zeit für Boysie Gann gegeben, als das Leben noch einfach war und seine Pflichten klar umrissen. In jener fernen, halbvergessenen Zeit – war das wirklich erst Monate her? – hatte er ein Mädchen namens Julie Martinet geliebt und gewonnen.
    Er erinnerte sich an den Abend, als sie sich zum erstenmal gesehen hatten, erinnerte sich an die vielen Stunden, die sie miteinander verbracht hatten. Er erinnerte sich an ihren Abschied.
    Die Gedanken an sie hatten Boysie Gann auf einem Weg von zwanzig Milliarden Meilen begleitet, und ihre Abwesenheit hatte diese Reise freudlos

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