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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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herum.
    Und er sah ihr Gesicht.
    Schwester Delta Vier war Julie Martinet!
    Das Mädchen, das er liebte, hatte sich von ihm abgewandt.
    Julie Martinet war zu einem Teil der Maschine geworden.

8.
     
     
    Wenn die Katakomben der Maschine das Nervenzentrum des Systems waren, dann war der gewaltige Thronsaal des Planeten sein Herz. Riesig wie ein Raketenhangar und geschmückt wie ein Pharaonengrab, beherbergte er den mächtigsten Mann in der Geschichte der Menschheit, und er war seiner würdig. Die Wände schienen mit purem Gold getäfelt zu sein und trugen sichelförmige Fresken mit Szenen von den neun Planeten, auf denen das System herrschte.
    Ständig waren hier Dutzende von Untergebenen bereit, dem Planer auf den leisesten Wink zu gehorchen – sein persönlicher Arzt, drei in schwarze Roben gekleidete Kontakter mit Kontaktpulten und Tonapparaturen, ein Dutzend Wächter. Auch der Vize-Planer der Venus hielt sich im Augenblick hier auf. Maschinengeneral Abel Wheeler fixierte Boysie Gann mit stahlgrauem Blick.
    Niemand sprach.
    In der Mitte der Halle, auf einem riesigen goldenen Thron, saß der Planer. Er starrte gedankenverloren auf einen großen Quarztisch, auf dem Dutzende von phantastischen Metall- und Kristallfiguren standen.
    Ganns Wächter traten einen Schritt zurück, und Gann sah sich dem Planer allein gegenüber.
    Doch der Blick des Gewaltigen ruhte auf den Spielfiguren. Er seufzte und streckte einen Arm aus und ordnete sie zu militärisch exakten Reihen und ließ sie über die blitzende Quarzplatte marschieren.
    Die Figuren waren Drachen, anscheinend Ungeheuer aus Kindergeschichten. Einige waren allerdings zu unglaublich, um jemals einer erdachten Geschichte entsprungen zu sein. Sie leuchteten in allen Farben, und manche hatten Flügel und scharfe Zähne, und manche seltsame, blütenförmige Gesichter.
    Boysie Gann war dem Planer noch nie zuvor so nahe gewesen. Er konnte sich nicht helfen – er war ein wenig enttäuscht.
    Der Planer war ein kalter, fetter Mann – und, wie sich Gann insgeheim klar machte, ein wenig exzentrisch.
    Und doch war der Planer die Stimme der Maschine, und da die Maschine niemals versagte, war es also auch unmöglich, daß eines ihrer gewählten Instrumente weniger als vollkommen war. Natürlich waren da immer noch die Gerüchte um das Versagen früherer Planer – doch jetzt war nicht der Zeitpunkt verräterischen Gedanken nachzuhängen.
    Vielmehr erinnerte er sich plötzlich an den heißen Schmerz, den er im Nebenraum eben empfunden hatte, als ihm sein geliebtes Mädchen als Priesterin der Maschine entgegentrat.
    Wie hatte das geschehen können? Warum war es geschehen?
    Der Planer hob seinen großen runden Kopf und starrte Boysie Gann an. »Sie«, knurrte er. »Wissen Sie, was diese Dinger sind?«
    Gann schluckte und stotterte: »J-ja, Sir«, und er versuchte Haltung zu bewahren. »Ich meine, ich glaube es wenigstens. Einige sehen wie Pyropoden aus. Das sind die Ungeheuer, die auf den Riffen so unendlich schwierig ...«
    Der Planer unterbrach ihn, indem er schwerfällig nickte. »Pyropoden, jawohl!« donnerte er. Mit einer plötzlichen Bewegung fegte er die Figuren von der Tischplatte. »Ich wünschte, ich hätte tausend Pyropoden!« rief er. »Eine Million! Ich wünschte, ich könnte diese Armada zu den Riffen hinausschicken und jedes Lebewesen dort vernichten! Welch Wahnsinn, mit mir über Freiheit sprechen zu wollen!«
    Er brach ab und fixierte Gann, der kein Wort hervorbrachte. Der Planer sagte: »Ich bin das Zeichen klassischer Wahrheit! Was erhält die Raumriffe am Leben, Gann? Sagen Sie es mir, denn Sie sind dort gewesen. Es ist der romantische Fehlschluß der Menschheit«, dröhnte er, ohne eine Antwort abzuwarten, »der ewige Wahn, daß der Mensch noch vervollkommnet werden kann, daß es einen Geist der Güte gibt, der in derart ungeschlachten Wesen wachsen und reifen könnte! Welch Irrsinn! Und jetzt bedrohen sie mich in meinen eigenen Räumen, lassen meine Sonne verlöschen, drohen sogar mit noch gefährlicheren Maßnahmen!« Er preßte die plumpen Arme gegen die goldenen Seitenlehnen seines Thrones, richtete sich halb auf und fragte: »Wer ist dieser Sternengott, Gann? Sind Sie es?«
    »Nein, Sir!« erwiderte Gann entsetzt. »Ich habe ihn nie gesehen, und ehe mich General Wheelers Leute verhörten, hatte ich auch nie von ihm gehört. Das müssen Sie mir glauben!«
    Gann sah sich hilflos in dem riesigen Saal um. Die Anwesenden betrachteten ihn mit kalten Augen und

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