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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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gegeben, da sie ihm weniger wie der kaltherzige Untertan der Maschine, sondern eher wieder wie das Mädchen vorgekommen war, das er einmal geliebt hatte. Er träumte davon, sie zurückzugewinnen – sich irgendwie die Anerkennung der Maschine zu verdienen und sich vielleicht wünschen zu dürfen, daß Julie Martinet aus dem Kontakter-Dienst entlassen würde.
    Das war natürlich nur ein Traum. Wenn er seine augenblickliche Lage bedachte, war es sogar ein ausgesprochen verrückter Traum.
    Gann überlegte, daß er jede ihm verbleibende Sekunde darauf verwenden sollte, sich über seine Lage klar zu werden, zu erkennen, was ihn hierhergebracht hatte und was er dagegen unternehmen konnte. Doch das schien ihm mehr als hoffnungslos zu sein. Er hatte das seltsame Gefühl, als sei das ganze Universum aus den Fugen geraten. Von jenem ersten Augenblick an, als er Maschinencolonel Zafar auf den kleinen Methan-Schneeball gefolgt war, hatten ihn die Ereignisse mit sich gerissen; sie ergaben keinen Sinn, und er hatte keine Möglichkeit, sie zu deuten. Es lag wohl nicht so sehr daran, daß er grundsätzlich nicht begreifen konnte, sondern eher daran, daß die Dinge, die geschehen waren, nicht mit den normalen, vernünftigen Begriffen eines systemtreuen Lebens umrissen werden konnten ...
    Eine seltsame Bewegung ließ ihn auffahren. Diesmal hatte er nicht nur geträumt.
    Entsetzt sprang er auf. Er mußte plötzlich an die seltsame Übelkeit denken, die ihn bei seinem Zwanzig-Milliarden-Sturz in das Gewölbe der Maschine befallen hatte ...
    Dasselbe Gefühl auch jetzt ...
    Doch diesmal war es etwas anderes. Es gab eine einfache Erklärung für die plötzliche Revolte seines Magens. Der Sub-Bahn-Wagen war auf offener Strecke zum Stillstand gekommen. Er hing nun langsam kreisend zwischen den geladenen Energiereifen des luftleeren Tunnels.
    Wenn Gann noch letzte Zweifel gehabt hätte, wären sie durch die lauten Rufe, die jetzt von überall zu hören waren, sofort zerstreut worden. Die Passagiere der Kugel begannen aus voller Kehle durcheinanderzubrüllen:
    »Was ist denn los?«
    »Wir haben angehalten!«
    »System hilf! Wir sind mehrere hundert Kilometer unter der Erde!«
    »Die Temperatur ...«
    »Helft mir – laßt mich hier 'raus!«
    Die Stimmen verschmolzen zu einer wirren Geräuschkulisse. Die Menschen bewegten sich am Rand der Panik. Das Entsetzen ergriff Besitz von diesem Sub-Bahn-Wagen – ein Entsetzen, das durch Worte nicht zu bannen war, denn seine Ursache war allzu real.
    Der Maschinensergeant erfaßte die Sachlage sofort. Mit einer heftigen Kopfbewegung stand er auf und brüllte seine Leute an: »Kommt 'raus, alle! Diese Idioten trampeln uns noch das ganze Schiff kaputt, wenn wir sie nicht ordentlich durchschütteln!«
    Boysie Gann blieb allein in der Kabine zurück. Niemand schien zu wissen, was eigentlich vorgefallen war.
    Sie hatten angehalten, das war alles.
    Hunderte von Kilometern unter der Erdoberfläche; die Felsen draußen waren heiß genug, um Aluminium zum Schmelzen zu bringen; der Druck war groß genug, um einen Diamanten zu Staub zu zerpressen, wenn die elektrostatischen Stützen zusammenbrechen sollten. Was auch immer den Bahnbetrieb vor ihrer Abfahrt unterbrochen hatte – vielleicht war derselbe Fehler erneut aufgetreten.
    Der einzige Unterschied bestand darin, daß sie sich nun an einem Ort befanden, wo sie fern jeder Hilfe waren, wo sie in dem Augenblick sterben würden, da die Energie nachließ – wo sie sogar sterben würden, wenn die Stützfelder erhalten blieben – nach einigen Tagen qualvollen Vegetierens.
    Dann gab es plötzlich einen Ruck, und sie bewegten sich wieder.
    Als die Zwölfmeter-Kugel Geschwindigkeit aufnahm und in ihrer Bewegung langsam stetiger wurde, merkte Boysie Gann, daß er in den letzten Sekunden kaum geatmet hatte. Draußen auf dem kurzen Gang wurden dankbare Rufe laut. Einer nach dem anderen kehrten seine Wächter zurück, sie lachten und plauderten, und machten einen beinahe menschlichen Eindruck. Sie schlossen ihn zwar auch jetzt nicht in ihr Gespräch ein, doch sie ließen ihn nicht mehr so schroff abblitzen, wenn er einmal etwas fragte. Einer verschwand sogar für einige Minuten, um mit einem Tablett voller Drinks zurückzukehren ...
    Und dann wurde die große Kugel erneut erschüttert. Sie krachte in irgend etwas hinein – das Quietschen zerreißenden Metalls ertönte. Gann und seine Wächter wurden durch den Raum geworfen und prallten gegen die Wand.
    Boysie Gann vernahm

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