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Der Sternengott

Der Sternengott

Titel: Der Sternengott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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genug hatte und seine Gedanken hinreichend sammeln konnte, machte er innerlich einen kleinen Schritt in die Zukunft und stellte sich das Ende seiner Trainingszeit vor und den Augenblick, da er die metallene Kontaktplatte eingepflanzt erhalten würde. Doch er kehrte immer schnell zu Hubert und Boole zurück.
    Oft war er sich seiner eigenen Unvollkommenheit bewußt. Er würde diese kristallklare Sprache niemals auch nur annähernd so gut beherrschen, wie sie Schwester Delta Vier und die anderen Kontakter sprachen. Er hatte eine Stimme, die nicht recht dafür geeignet war. Es würde ihm nie gelingen, in die letzten Feinheiten der Informations- und Programmierungstheorien einzudringen, die man ihm beigebracht hatte.
    Sein Bett war hart. Die Baracken waren kalt wie Steingewölbe. Bei Verlöschen des Lichtes lagen achtzig erschöpfte Kontakter-Kandidaten in den Kojen – und jeden Morgen waren einige der Betten leer ...
    Niemand erwähnte die fehlenden Kandidaten. Ihre Ausrüstung war mit ihnen verschwunden. Ihre Namen waren auf den Listen gelöscht. Sie hatten zu existieren aufgehört. Niemand fragte nach dem Grund.
    Eines Nachts weckte ihn das Scharren eiliger Füße. Keuchend setzte sich Gann in seiner Koje auf.
    »Jim?« Er flüsterte den Namen des Mannes in der Nebenkoje, eines Neuen, der die Statur eines Ringkämpfers und die reinste Tenorstimme hatte, die Gann je in seinem Leben gehört hatte. Die Mutter des jungen Riesen war einmal eine Z-Sängerin gewesen, und sein Vater war irgendwo im Weltall für das System gefallen. »Was ...?«
    »Du schläfst, mein Junge, und hast nichts gehört, verstanden?« flüsterte eine heisere Stimme. »Absolut nichts!«
    Eine schwere Hand packte ihn an der Schulter und drückte ihn in die Kissen zurück.
    Gann hatte Angst. Er beobachtete eine Gruppe dunkler Gestalten, die sich um die Nachbarkoje scharten. Er vernahm das entsetzte Keuchen des erwachenden Jim. Das Rascheln von Kleidung, ein metallisches Klicken. Die Koje ächzte. Gann schloß die Augen, als ein heller Lichtstrahl über sein Bett huschte.
    Schritte entfernten sich.
    Lange Zeit lag er schweigend im Dunkeln und lauschte auf die Atemzüge der anderen Männer. Jims Vater hatte einmal den Orden als Systemheld Zweiter Klasse erhalten, und sein Sohn hatte die rote Plastikmedaille als Talisman bei sich getragen. Er hatte zwar eine unglaublich klare Stimme gehabt, war wohl aber doch zu langsam gewesen, um das Training weiter mitzumachen.
    Gann wollte helfen, doch er wußte nicht, wie. Die Maschine wünschte, daß die Diener, die sie sich erwählte, etwas Mechanisches hatten; vielleicht hatte Jim dieser Richtlinie nicht ganz entsprochen.
    Gann drehte sich auf die andere Seite und war bald darauf eingeschlafen.

11.
     
     
    Bereits zwei Tage später, als er in die zweite Trainingsphase eintrat, erschienen ihm diese ersten Tage wie ein Erholungswochenende in einem Z-Strandhotel. Der Druck ließ keine Sekunde nach, und die Erschöpfung nahm zu.
    »Seid mechanisch!«
    Instruktoren hämmerten ihm diesen Befehl ein. Helläugige Z-Mädchen flüsterten es ihm zu, flammende Stereo-Bilder brannten es in seine Netzhaut ein, nimmermüde Lautsprecher flüsterten es unter seinem Kopfkissen:
    »Handelt mechanisch!«
    »Seid mechanisch!«
    Um die Myriaden von schwierigen Ton-Phonemen des Mechanesischen zu beherrschen, mußte ein Mann tatsächlich fast zur Maschine werden. Die leuchtenden Schilder und flüsternden Stimmen erinnerten ihn ständig daran, daß jene, die versagten, unverzüglich in die Verwertungsstelle wanderten.
    Eingeschlossen in einer entsetzlichen kleinen Prüfungszelle, deren Wände mit grauem, schallschluckendem Material tapeziert waren, hockte Gann über einem schwarzen Kontaktpult und versuchte die vorbeihuschenden Laute des Mechanesischen zu erhaschen.
    »Der Kandidat ...« Beinahe wäre ihm auch dieses Wort entgangen. »Der Kandidat wird sich jetzt vorstellen.«
    Ganns Antwort fiel zu hart und zu hoch aus. Er schluckte, um seine Kehle freizubekommen, und berührte seine Tonsaiten.
    »Kandidat Boysie Gann.« Er sang seine Seriennummer.
    »Kandidat Boysie Gann«, surrte das Kontaktpult augenblicklich. »Wenn Sie ein befriedigendes Ergebnis erzielen, werden Sie automatisch eine weitere Stufe auf jenem Weg zum höchsten Dienst erklimmen, den die Maschine mit der Vereinigung belohnt. Aber betrachten Sie sich als gewarnt! Sie können jetzt nicht mehr umkehren! Das System hat keinen Platz für Versager, die ein derart

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