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Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04

Titel: Der Sternenhuter - Unter dem Weltenbaum 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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die ikarische Heilerin
ihre Kräuter und Tinkturen zusammen. Die Frau war
weithin für ihre Geduld und Weisheit berühmt. Der gesunde Menschenverstand und die Natur schienen ihre besten Ratgeber zu sein. Die Ikarierin hatte alles für Abendlied
getan, was in ihren Kräften stand. Nun lag es an der jungen Vogelfrau, den Mut aufzubringen, ins Leben zurückzukehren.
    Magariz lehnte an der Tür. Sein Blick und der von
Rivkah trafen sich kurz, und sie erkannte, daß all sein
Mitgefühl ihr und ihrer Tochter galt, obwohl sie doch
von einem anderen stammte.
    Die Prinzessin spürte eine Hand auf ihrer Schulter und
mußte sich nicht umdrehen, um zu wissen, daß es Sternenströmers Hand war. Hinter ihrem früheren Mann
stand Morgenstern und hinter ihr die drei Wächter. Auch
Belial und Weitsicht hatten sich eingefunden. Am Fuß
des Betts hatte sich einer der Alaunt zusammengerollt.
Um welchen aus dem Rudel es sich bei ihm handelte,
konnte Rivkah beim besten Willen nicht erkennen.
    Und noch jemand nahm Anteil. Sie hörte den Schrei
des Schneeadlers, der draußen seine Kreise zog.
»Abendlied«, begann Axis. Er wollte seine Schwester
nicht quälen, aber er mußte unbedingt erfahren, warum
eine ganze Staffel Ikarier vernichtet werden konnte.
Dornfeders Einheit galt als eine der besten in der Luftarmada. Zwölf erfahrene Flieger ließen sich doch nicht
einfach so besiegen und töten. Der Sternenmann hatte
jeden einzelnen aus der Staffel persönlich gekannt und
hätte jedem von ihnen sein Leben anvertraut. Aber sie
waren auf einen Feind gestoßen, dem sie sich in keiner
Weise gewachsen gezeigt hatten. Ein mächtiges Wesen,
das zehn von ihnen vermutlich zerrissen, Dornfeder beinahe ebenfalls umgebracht und Abendlied so geschwächt
hatte, daß sie ihren Freund auf dem fluchtartigen Heimflug kaum stützen konnte.
Was hatte seine Schwester gesagt? Ein Greif? Was
hatte er sich darunter vorzustellen? Die anwesenden Ikarier schienen zu wissen, worum es sich bei einem Greifen
handelte, denn ihnen allen stand die Sorge überdeutlich
im Gesicht geschrieben. Wovor fürchteten sie sich?
Er ergriff die Hand seiner Schwester und zuckte zusammen, weil sie sich so kalt anfühlte. Er drückte sie
behutsam.
»Abendlied, bitte … ich, wir müssen unbedingt erfahren, was genau geschehen ist.«
Seine Schwester öffnete stöhnend die Augen und starrte die an, die sich um ihr Lager versammelt hatten. »Ihr
habt es geschafft, Dornfeder. Die ganze Zeit befürchtete
ich, wir würden auch Euch verlieren.«
»Nun, ich hatte noch einiges zu erledigen, und da
konnte ich noch nicht einfach so abtreten«, versuchte
sich der Staffelführer an einem Witz, der Abendlied zu
gefallen und zufriedenzustellen schien. Sie sah jetzt wieder ihren Bruder an, und ihr schönes Gesicht wirkte ebenso zerfurcht wie das von Magariz.
»Dank, Euch, Axis, dank Euch für alles, was Ihr getan
habt. Stundenlang habe ich darum gerungen, Dornfeder
nach Hause zu schaffen. Wenn ich ihn dann so nah am
Ziel doch noch verloren hätte, würde ich mir das wohl
nie verzeihen können.«
Der Krieger ließ ihre Hand los und strich ihr über die
Stirn. »In Wahrheit habe nicht ich ihn gerettet, sondern
Ihr. Denn Ihr habt ihn hierhergebracht.«
Tränen traten Abendlied in die Augen. Niemand würde
wohl jemals ermessen können, was sie alles auf sich genommen hatte, um Dornfeder zurück nach Sigholt zu
bringen. Die ganze Zeit war sie neben ihm geflogen und
hatte ständig auf ihn eingeredet, sich zum Weiterleben zu
zwingen, nicht darin nachzulassen, die Flügel zu bewegen,
nicht aufzugeben und nicht den Schmerzen, dem Schock
und der Erinnerung an die Luftschlacht nachzugeben,
bevor sie nicht die Festung erreicht hatten. Und dabei
hatte sie die ganze Zeit über mit ansehen müssen, wie
immer mehr Blut aus seinen furchtbaren Wunden floß.
»Laßt uns an Euren Erinnerungen teilhaben, Schwester«, bat Axis sie. »Erzählt uns alles.«
»Wir waren den dritten Tag unterwegs«, begann Abendlied schließlich, schloß die Augen wieder und bezog die
Kraft zum Reden aus den Händen ihres Bruders und ihrer
Mutter, »und wollten uns auf den Rückflug machen.
Gemäß unserem Auftrag hatten wir das ganze Gebiet
oberhalb von Jervois erkundet … Dort tummeln sich
wahre Massen von Skrälingen, und alle strömen zu
Bornhelds Verteidigungsanlagen. Mehrere Zehntausende,
vielleicht sogar Hunderttausende. Bis jetzt halten die
Stellungen des Königs, aber wie lange sie einen solchen

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